Kapitel 10

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Hagrids Aussagen brachten uns erst einmal nicht weiter. Und auch Lydia verhielt sich noch immer nicht auffällig. Umso glücklicher war ich, als meine Freunde mir nach einer weiteren Woche berichteten, dass sie alle das Tagebuch, das ich im Raum der Wünsche gefunden hatte, gelesen hatten. Wir konnten uns also endlich zusammen setzten und vielleicht würden wir ja Snapes Geheimnis auf die Schliche kommen.

Wir setzten uns am späten Nachmittag zusammen in die Bibliothek.
„Okay, also was denkt ihr?", fragte ich gleich drauf los. Ich war aus irgendeinem Grund total nervös und aufgeregt. Es interessierte mich brennend, was meine Freunde über die verworrenen Gedanken meines Professors dachten.
„Wartet kurz... Muffliato! Jetzt können wir ungestört sprechen", meinte Ruby und schwang dabei kurz ihren Zauberstab. Der Muffliato-Zauber würde in den Ohren derjenigen, die uns zu belauschen versuchten, ein Störgeräusch erzeugen, das die ganze Sache unmöglich machte. „Also... ich habe das Buch zweimal gelesen." Das war irgendwie klar gewesen. Wahrscheinlich hatte sie dafür auch nur einen Abend gebraucht. Ruby inhalierte Bücher quasi. „Ich stimme dir voll zu. Snape redet über seine große Liebe. Nebenher schwingt aber auch immer ein gewisser Hass auf eine andere Person. Und nach etwa der Hälfte, scheint sich seine Geliebte verändert zu haben und in Schwierigkeiten zu stecken."
„Denkt ihr auch, dass er von Harrys Mutter geschrieben hat? Lily Potter?", fragte Aaron in die Runde.
„Ganz sicher! Die Geschichte ist zwar nicht offiziell, aber Snape war in Lily Evans verliebt und hat Harry nach ihrem Tod beschützt", bestätigte Ruby mit einem Nicken.
„Aber wieso ist dann der Cut darin? Er hat lange um Lily getrauert, ja. Aber warum hat er irgendwann wieder angefangen, von ihr zu schreiben?" Ich sah nachdenklich auf das Buch, das wir zwischen zwei dicken Bibliotheksbänden versteckt hatten, damit es neugierigen Augen verborgen blieb und Madam Pince, die Bibliothekarin, es nicht entdeckte und untersuchte.
„Ich glaube nicht, dass er von Lily geschrieben hat. Also am Ende meine ich." Wir alle sahen Penny fragend an. Er hatte nicht weiter von Lily Potter geschrieben? Von wem sollten all die Seiten denn dann handeln?
„Naja, schaut mal. Am Anfang war da Snapes große Liebe und gleichzeitig auch immer sein Erzfeind James. Ich hatte beim Lesen teilweise Gänsehaut, so sehr muss er ihn gehasst haben. Aber nach der Pause war es irgendwie anders. Er hat nicht mehr von derselben Liebe gesprochen. Zum einen war da kein Hass mehr, weil James nichts mehr damit zu tun hatte. Zum anderen war da Angst und Verzweiflung, aber Lily war schon lange tot. Es würde also keinen Sinn machen, so über sie zu schreiben. Wieso sollte er Angst um eine Tote haben? Und zum anderen, war es im zweiten Teil eine andere Art von Liebe. Zu Anfang schreibt Snape immer von Lilys schönen, grünen Augen. Die tauchen später kein einziges Mal mehr auf. Generell scheint keine – sagen wir mal – körperliche Liebe mehr da zu sein. Es ist eben eine andere Art von Liebe. Es muss sich also um eine andere Person handeln. Er spricht nicht mehr von Lily Evans beziehungsweise Potter." Nachdem Penny uns ihre Gedanken erklärt hatte, dachten wir alle kurz darüber nach.
„Das klingt logisch... Welche Arten von Liebe gibt es?", fragte Ruby stirnrunzelnd.
„Die Liebe zur Familie", sagte Aaron kurz darauf. „Ich liebe meine Eltern und sogar meine Nerv tötende Schwester – zumindest manchmal... ein wenig. Oder zu Freunden."
„Ja, du hast Recht. Wisst ihr etwas über Snapes Familie?", fragte ich grübelnd. Mir fiel in diesem Moment auf, dass ich so ziemlich gar nichts über Snapes Privatleben wusste. Ich hatte die Geschichten über Harry und seine Eltern gehört, aber ansonsten hatte ich keine Ahnung, wer dieser Mann eigentlich war. Aber natürlich konnte Ruby da weiterhelfen.
„Ich habe recherchiert. Es gibt nicht viel, was über Snapes Familie bekannt ist. Aber seine Mutter Eileen Prince war eine Hexe, sein Vater ein Muggel. Er ist also ein Halbblut. Deshalb nannte er sich auch den Halbblutprinzen – sein Blutstatus und der Nachname seiner Mutter kombiniert. Seine Kindheit war wohl aber nicht sonderlich glücklich. Deshalb hatte er auch nie eine besonders enge Bindung zu seinen Eltern. Ich glaube also nicht, dass er von seiner Mutter spricht", erzählte meine beste Freundin.
„Und Freunde? Hatte Snape da jemanden Besonderes?", fragte Penny.
„Hm, nun... Snape hat sich gut mit Dumbledore verstanden, aber nicht unbedingt als richtige Freunde. Sie waren eher Verbündete. Und Lily war lange seine beste Freundin. Ich wüsste von keiner weiteren Person."
„Das bedeutet, wir wissen es nicht und sind keinen Schritt weiter?", fragte Aaron resigniert.
„Nicht ganz", meinte Ruby. „Du sagst ganz richtig: Wir wissen es nicht. Also muss es eine Person sein, die Snape bisher komplett verheimlicht hat."
„Wie meinst du das?", fragte ich nach.
„Wie fängt der zweite Teil nochmal an? Lies ihn mal vor", bat sie. Also griff ich nach dem Buch und schlug nach ein wenig Blättern die richtige Seite auf, ehe ich leise zu lesen begann.
„Sie war so wunderschön. Mein Leben. Sie hatte es geschafft, allem wieder einen Sinn zu geben. Egal wie tief die Wunden auch waren, egal wie weh es noch immer tat, sie war es wert, weiter zu kämpfen. Sie war das Licht und würde mir eines Tages beistehen."
„Reicht schon... Danke", unterbrach Ruby mich.
„Jetzt bitte die Übersetzung?", fragte Aaron zerknirscht und blickte drein wie ein Muggel-Auto.
Sie war das Licht. Mein Leben. Allem wieder einen Sinn gegeben. Das Licht bedeutet nichts anderes als das Licht der Welt und mein Leben ist selbsterklärend."
Wir schauten Ruby noch immer verwirrt an.
„Das Licht der Welt, Leute." Sie wackelte theatralisch und ungeduldig mit den Händen in der Luft herum. „Babys erblicken das Licht der Welt. Und sie sind das Fleisch und Blut ihrer Eltern, also ihr Leben. Die Wunden und der Schmerz von denen Snape spricht, symbolisieren seine tiefe Trauer über Lilys Tod. Aber SIE ist gekommen und hat allem wieder einen Sinn gegeben. Leute, das ist es! Snape muss eine Tochter haben!" Ruby quietschte beinahe hysterisch und sah uns mit strahlenden Augen an.
„Eine Tochter?" Aaron schien total platt.
„Ja, eine Tochter! Das erklärt die Angst die danach kommt. Jeder Vater hat Angst um sein kleines Mädchen, wenn er sie nicht selbst mit seinem Leben beschützen kann."
„Das ist genial, Ruby", flüsterte ich und fuhr beinahe ehrfürchtig mit den Fingern über die gelblichen Seiten des Buches. Dieses Wissen offenbarte mir eine ganz neue Seite an Snape, die ich nie für möglich gehalten hätte.
„Also müssen wir jetzt Snapes Tochter suchen, damit sie uns weiter hilft?", fragte Penny, nachdem sie lange zugehört und geschwiegen hatte.
„Und wie finden wir sie? Wir haben doch überhaupt keine Anhaltspunkte", meinte Aaron seufzend. „Abgesehen davon bin ich nicht sicher, ob ich ihr begegnen will..."
„Ich habe mir das schon gedacht, als ich das Buch das zweite Mal gelesen habe. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, die Antwort bereits zu kennen", berichtete Ruby uns.
„Du weißt, wer sie ist?", fragte ich ungläubig und starrte sie lange an. Ruby schaute auf das Buch hinunter und wirkte so, als würde sie alles noch einmal durchdenken. Eine Weile sagte niemand etwas. Wir schauten nur gebannt zu Ruby, die mit ihren neonfarbenen Schnürbändern spielte und nachdachte.
„Ja, ich bin mir absolut sicher!", sagte sie schließlich und sah wieder auf.
„Möglicherweise weiß ich es auch", murmelte Penny und sah Ruby eindringlich an. Jetzt war ich komplett raus. Woher zur Hölle wollten die beiden denn wissen, wer dieses Mädchen war? Ich hatte das blöde Buch dreimal gelesen und hatte nicht den leisesten Schimmer.
„Könnt ihr mich bitte mal aufklären?", fragte ich die beiden ungeduldig. Aaron nickte nur. Wenigstens er wusste es genauso wenig wie ich.

„In Ordnung..."   

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Hey ihr Lieben, ich bin wieder da! Irgendwie komme ich im Moment nicht so oft zum Hochladen, wie ich es gerne hätte...
Was sagt ihr zu den neusten Entwicklungen? Habt ihr schon eine Ahnung?

Außerdem wüsste ich gerne, was ihr von dieser Geschichte haltet. Schreibt mir mal in die Kommentare, was ihr bisher gut und was nicht so gut fandet! 😊

LG Anna

Snape - Sein letztes GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt