Am nächsten Morgen trat Addison nun ihren ersten Arbeitstag am Seattle Grace Memorial Hospital an.
Sie war nervös, hatte Angst, wieder Mark über den Weg zu laufen. Ihr tat es weh, ihn gestern so behandelt zu haben, aber anders ließ sich die Distanz zwischen ihnen nicht bewahren. Sie kannte sich selbst doch gut genug, um zu wissen, dass sie ihm direkt wieder verfallen würde, sollte sie ein einziges Mal schwach werden.
Das käme nicht infrage, immerhin ging es hier nicht um sie. Sie war nicht wegen dem Krankenhaus nach Seattle gezogen, nicht wegen der Stadt und auch nicht weil sie Fähren mag. Der einzige Grund war Ally, um dafür zu sorgen, dass sie endlich ihren Vater kennenlernt.
Zuerst ging sie in die Personalabteilung um sich ihren Ausweis ausstellen zu lassen, um dann anschließend auf die gynäkologische Station zu gehen. Addison ließ sich von einem Arzt, welchen sie am Vortag schon gesehen hatte und welcher sich ihr nun als Dr. Alex Karev vorstellte, über die Patientinnen auf der Station aufklären.
"...und in Zimmer 3024 befindet sich Lillian Anderson, 26 Jahre, schwanger in der 30. Woche mit eineiigen Zwillingen. Sie hatte vorzeitige Wehen die gestoppt werden konnten und ist jetzt noch zur Beobachtung hier.", beendete Alex seinen Vortrag.
Addison nickte. "Vielen Dank Dr. Karev.", bedanke sie sich lächelnd. "Und wie ich gesehen habe, stehen Sie heute mit mir auf dem OP-Plan? Ein Frühchen auf der Neonatologie muss am Darm operiert werden?"
Alex nickte zur Bestätigung. "Richtig, und ich bin schon gespannt, ob die Gerüchte sich bewahrheiten." "Welche Gerüchte?", sie sah ihn fragend an. "Na, dass Sie die Beste sind.", sagte er grinsend. "Nun ja, die bin ich. Aber Sie werden es ja sehen.", erwiderte sie knapp. Damit ließ sie Alex stehen und begann mit ihrer ersten Visite.
Am Nachmittag wurde Addison von Richard angepiept, welcher sie in seinem Büro erwartete. Sie hatte die OP an dem kleinen Säugling gerade beendet und ging nun seiner Aufforderung nach. Er bat sie, hereinzukommen, als sie kurz an seiner Bürotür klopfte.
"Richard, Sie haben mich angepiept?", kam sie fragend in's Zimmer.
"Ja Addison, hier wartet jemand auf Sie.", beantwortete er lächelnd ihre Frage und deutete auf das Sofa rechts von ihm. Die Gynäkologin schaute in diese Richtung und erblickte Ally, welche dort saß.
Addison schmunzelte. Ally trug einen warmen Mantel, einen Schal und gefütterte Stiefel. Es war kalt, kälter als in LA, aber bei weitem noch nicht so kalt.
"Hey, was machst du denn hier?", fragte sie lächelnd und setzte sich neben ihre Tochter. "Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich kenn hier doch noch niemanden.", erwiderte Alianore. Addison nickte verständnisvoll. "Okay, dann komm, wir können einen Kaffee trinken gehen, ich habe gerade etwas Zeit.", bot sie ihr lächelnd an, woraufhin der blonde Teenie nickte und die Beiden in die Caféteria verschwanden.
Als sie die Caféteria erreichten, wurden sie von Mark beobachtet. Dieser wunderte sich, wer das Mädchen an Addison's Seite war. Als neben ihm gerade eine Krankenschwester vorbeilief, hielt er diese auf. "Hey, wissen Sie wer das neben Dr. Montgomery ist?", fragte er und zeigte dabei auf Alianore. Die Krankenschwester zuckte nur mit den Schultern und verschwand, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. Der plastische Chirurg musterte Addison und Alianore. Schmerzhaft zog es sich in seinem Magen zusammen. Die alten Wunden wurden wieder aufgerissen, wenn er die Rothaarige sah.
"Mark, wartest du auf etwas...?", hörte er die Stimme Derek's hinter sich. Er erschrak und zuckte kurz zusammen. "Derek...", sagte er verwundert. "Nein, ich warte auf niemanden... Ich beobachte.", meinte er, und nickte in die Richtung von Derek's Ex-Frau. Derek sah in dieselbe Richtung wie er.
"Wer ist das Mädchen, das bei ihr sitzt?", fragte auch er. "Das würde ich auch gerne wissen...", antwortete der Blonde nur. "Sie sieht aus wie sie...", sprach Derek leise.
Dies war Mark ebenfalls aufgefallen, weshalb sich ein seltsames, undefinierbares Gefühl in ihm breit machte. Er hatte Derek nie von Addison's Schwangerschaft und von der damit verbundenen Abtreibung erzählt. Er war nur froh, dass er ihm irgendwann hatte verzeihen können und sie sich wieder gut miteinander verstanden. Auch die Tatsache, dass Mark kurzzeitig mit der Gynäkologin zusammen war, gar zusammen mit ihr wohnte, hatte er ihm verschwiegen.
Derek sah zu Mark: "glaubst du..."
"...dass das ihre Tochter ist?", beendete Mark den Satz seines Freundes und nickte leicht.
"Möglich.", sagte er anschließend knapp.
Mark riss sich schließlich vom Anblick der Frau, welche ihm so unendlich viel bedeutete, los und ging wieder auf seine Station. Er versuchte, sich mit Arbeit abzulenken. Aber er konnte sich nicht konzentrieren.
Was wäre, wenn Addison einen anderen Mann gefunden hatte?
Mit ihm ein Kind bekommen hat, welches jetzt bei ihr in der Caféteria saß und Kaffee trank? Was wäre, wenn sie jemanden gefunden hatte, der ihre Erwartungen erfüllte, jemand, der besser war, als er es je hätte sein können? Jemand, mit dem sie eine Familie haben wollte, eine Familie haben konnte?
Immerhin konnte sie ja nicht wissen, dass es für einen Mark Sloan eben doch die eine Frau im Leben geben kann. Dass sie diese Frau war. Und dass er sich, seit sechzehn Jahren, nicht mehr auf eine andere Frau hatte einlassen können. Weil er Addison noch immer liebte. Und wohl immer lieben wird.
Aber die andere Frage, die dem Chirurgen nicht aus dem Kopf gehen wollte war: Warum war Addison Montgomery dann hier? Denn er wusste, dass die Rothaarige niemals ohne Hintergedanken handelte.
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Believing
FanfictionWas wäre, wenn Mark nie gestorben wäre? Was wäre, wenn Addison das Baby nie abgetrieben und ein gesundes Mädchen von Mark auf die Welt gebracht hätte? Und was wäre, wenn die beiden sich nach Jahren wieder treffen würden und Addison ihm die Wahrheit...