"Ballad Of A Teenage Queen"

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"Wir wurden beobachtet, Mom hat es nicht gemerkt, aber ich empfand es als wirklich komisch, von zwei Männern in ihrem Alter angestarrt zu werden. Sie haben sich unterhalten, über sie.", erzählte Alianore einer Freundin aus Los Angeles am Telefon.
"Denkst du, sie kannten sie?", fragte Maya, welche die Tochter der besten Freundin ihrer Mutter war.
"Wundern würde es mich nicht, wenn ich nur wüsste, wer die Beiden sind.", ärgerte sich Alianore.
"Hat die Klinik eine Website? Sieh doch mal nach, die beiden werden dort doch zu finden sein, vielleicht hast du Glück und du findest ein Foto.", überlegte das Mädchen in LA.

Alianore ließ es sein, sie suchte nicht im Internet nach den Männern. Ein komischer Gedanke nahm jedoch Platz in ihrem Kopf ein.
Vor 17 Jahren hatte ihre Mutter eine Affäre, wegen welcher ihr Mann sie verlassen hatte. Warum sollten sie zwei Männer ohne Grund so anstarren? Sie wurde das Gefühl nicht los, einer der Beiden könnte es sein. Ihr Vater. Den, welchen sie nicht kennenlernen wollte. Sie hatte es ihrer Mutter so oft gesagt.
Sie schluckte den Gedanken hinunter und ging in die Stadt, wo sie sich erstmal mit neuen Schuhen und Kleidern eindeckte. Zahlen konnte sie natürlich mit der schwarzen Kreditkarte ihrer Mutter.

Addison war bereits zu Hause, als Alianore zurück kam.
"Alianore Grace Montgomery, du weißt, ich möchte wissen, wo du dich herum treibst, ich versuche dich seit mehr als einer Stunde zu erreichen!", schimpfte die Mutter und stemmte die Hände in die Hüften.
Nicht, dass sie wirklich sauer wäre, sie machte sich einfach Sorgen um ihr Kind, wenn sie nicht wusste, wo sie es finden konnte.
Sie gab es selbst zu, sie war eine dieser Mütter, welche sich immer das Schlimmste ausmalten, wenn ihr Kind einmal nicht erreichbar war.
"Entschuldige bitte, Mom, ich war in der Stadt, habe mich etwas umgesehen und wurde sogar fündig.", meinte sie und zeigte auf die Tüten.
Es war zwecklos, etwas gegen ihre Mutter zu sagen, Ally wusste, Addison hatte recht. Würde sie das Gegenteil behaupten, würden sie wieder eines dieser sinnlosen Machtspielchen haben, tagelang würde keine mit der anderen sprechen, bis, meistens Addison, nachgab.

"Mom, sind dir die beiden Männer aufgefallen, die uns die ganze Zeit beim Kaffeetrinken in der Kantine beobachtet haben?", fragte Alianore ihre Mutter später beim Abendessen.
Addison stockte und Ally meinte zu sehen, dass sie kurz mit sich selbst rang, um die richtigen Worte zu finden.
"Nein, sie sind mir nicht aufgefallen, aber ich saß ja mit dem Rücken zum Gang. Wenn du dich beobachtet gefühlt hast, tut es mir leid, aber anscheinend bin ich so etwas wie die neue Attraktion in diesem Krankenhaus.", meinte Addison, die natürlich wusste, wer die Männer waren.
Idioten. Beide. Hätten sie doch wissen müssen, dass es seltsam aussehen musste, was sie taten.
"Und du bist stolz drauf.", ging Ally grinsend auf die "Attraktion" ein und fragte zum Glück nicht weiter.
"Möglich.", lächelte Addison ihr unverkanntes, etwas arrogantes, schmales Lächeln.
Ally schüttelte lachend den Kopf.
"Wir gehen einfach woanders Kaffeetrinken, dieses Gesöff in der Kantine war sowieso fast unzumutbar.", beschloss das Mädchen einfach.

Am nächsten Morgen besuchte sie ihre Mutter wieder im Krankenhaus. Sie hatte noch Ferien, die Schule würde erst Ende des Monats wieder beginnen und da ihr langweilig war, wollte sie sehen, ob sie nicht hier etwas lernen konnte.
"Alianore.", grüßte Richard.
"Guten Tag.", erwiderte diese höflich.
"Kann ich etwas für dich tun?", fragte Richard, der, wie es aussah, eigentlich in Eile war.
"Darf ich mich umsehen und eventuell auf die Galerie?", fragte das Mädchen.
Richard, der wusste, dass das Mädchen in Erwägung zog, selbst Medizin zu studieren, nickte. Er hatte sie ebenfalls, schon früher, auf der Galerie sitzen sehen. Damals, als sie noch klein war, kam Richard Addison ab und zu besuchen, da sie sich ihm anvertraut hatte. Damals konnte Alianore nur beruhigt werden, wenn sie ihre Mutter sah. Auch wenn dies bedeutete, dass die kleine Ally ihrer Mutter Addison bei ihrer Arbeit zusah.

Lächelnd erinnerte er sich an einen Tag, an welchem er Addison damals besucht hatte. Das blonde, damals fünfjährige Mädchen, war hingefallen und hatte sich das Knie aufgeschlagen.
Sie hatte geweint, wollte zu ihrer Mutter, die aufgrund einer Operation verhindert war. Er hatte sie mit auf die Galerie genommen und als die Kleine ihre Mutter sah, hörte sie augenblicklich auf zu weinen.
Schon damals erkannte er, dass die Bindung, welche die beiden zueinander haben, besonders war. Er hoffte inständig, Addison schaffte es, diese aufrechtzuerhalten, erzählte sie ihrer Tochter von ihrem Vater.

"Danke.", lächelte die hübsche Blonde und sah dem Mann nach, der mit einer Patientenakte unter dem Arm in ein Zimmer verschwand.
Mark stand am OP-Plan, als er Alianore auf der anderen Seite des Schwesterntresens mit Richard Webber sprechen sah.
Sie sah aus wie Addison. Sie hatte den gleichen, aufrechten Stand, die gleiche, etwas arrogante Artikulationsweise, welche sie aber nicht unsympathisch machte.
Er stellte fest, dass das Mädchen zudem noch sehr teuer und ausgewählt gekleidet war. Sie konnte nicht leugnen, dass sie Addison's Tochter war.

"Gibt es ein Problem, Dr. Sloan?", fragte jemand.
Miranda Bailey, Richard's älteste Verbündete, sah ihn streng an.
Der Mann musste sich ein Lachen verkneifen, Miranda war sicher einen halben Meter kleiner als er selbst.
"Was? Stehen Sie nicht so herum, arbeiten Sie!", meinte Bailey, als keine Reaktion von dem Mann kam.
"Miranda.", fing er nun an zu sprechen und schielte zu dem blonden Mädchen, welche nun allein etwas ratlos herum stand. "Finden Sie bitte für mich heraus, wer die Kleine da vorne ist, die seit gestern unentwegt hier herum geistert."
Dr. Bailey blickte in die Richtung, in welche Mark sah und lächelte.
"Das muss wohl Alianore sein, Richard erzählte mir gestern von ihr. Sie ist Dr. Montgomery's Tochter. Statt hier herum zu stehen, kümmern Sie sich doch um sie, wenn sie sowieso nichts zu tun haben. Sie ist neu in der Stadt und kennt sich noch nicht aus.", meinte Bailey und ging dann weiter.

Tatsächlich siegte die Neugierde und Mark trat an das Mädchen heran.
"Kann ich dir helfen?", fragte er sie.
Als sie ihn ansah, dachte er, sein Herz würde aussetzen.
Sie WAR Addison. Seine Vermutung hatte sich bestätigt.
"Gibt es ein Problem?", fragte sie kühl und musterte ihn skeptisch.
"Nein... nein, entschuldige bitte, aber du erinnerst mich an jemanden. Vielleicht eine Patientin, die dir ähnlich sah... Ich weiß es nicht.", lächelte Mark nun. Er ahnte, dass sie keine Ahnung hatte, dass er seine Mutter kannte und wollte sich nicht einmischen, weswegen er seine Gedanken für sich behielt.

Ebenfalls hatte Derek die Beiden erblickt und gab seiner Frau, Meredith, einen Kuss auf die Wange bevor er zu Alianore und Mark ging.
"Mark.", rief er aus, "willst du mir deine kleine Freundin nicht vorstellen?", fragte Derek und lächelte warm.
"Wie heißt du denn?", fragte Mark nun, obwohl er es ja eigentlich wusste.
"Alianore.", meinte sie nur kurz und ärgerte sich, dass keiner der beiden Männer ein Namensschild trug.
"Also... Alianore, das ist Derek und ich bin Mark.", stellte er sich und den Neurochirurgen vor.
"Kann man dir helfen?", fragte Derek.
"Ich suche meine Mutter. Dr. Montgomery.", meinte sie kurz.
Mark und Derek wechselten einen kurzen Blick.

Das unverkennbare Klacken teurer Schuhe war zu hören, Ally drehte sich um. Wie erwartet kam ihre Mutter um die Ecke, ehe Derek oder Mark etwas sagen konnten.

Das Mädchen musterte sie kurz.
Während die meisten Ärzte unter ihren weißen Kitteln die blauen Kasacks trugen, hatte Addison, wie immer ein Kleid darunter. Die anderen hatten Turnschuhe an, Addison bestand auf ihre Designer- Schuhe.
Alianore überkam ein Gefühl von Stolz, ihre Mutter hier im Krankenhaus in ihrer Arbeitskleidung geschäftlich mit anderen Ärzten zusammenarbeitend zu sehen.

Addison sah ihre Tochter und ihr Lächeln veränderte sich augenblicklich. War es gerade noch distanziert und kühl, wurde es nun warm und freundlich.
Sie kam zu ihr hinüber, bevor sie erkannte, dass sie sich mit Derek und Mark unterhielt.
"Hey, Kleine.", begrüßte sie das Mädchen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Alles in Ordnung?"
Derek räusperte sich kurz, als er merkte, dass Addison sie beide noch nicht wahrgenommen hatte.
Das Lächeln wurde zu einer eisernen Miene.
"Haben Sie nichts zu tun, meine Herren?"
Die Männer sahen sich an und verschwanden.

"Wer waren die Beiden?", fragte Alianore auf dem Weg nach Hause.
"Kollegen. Neugierige Kollegen.", antwortete Addison knapp.
"Das waren die Männer, welche uns gestern beobachtet haben.", meinte Alianore.
"Wirklich?", fragte Addison gespielt überrascht, doch Alianore wusste, sie rang nur nach Fassung, doch fragte das Mädchen nicht weiter.

Nachts konnte sie nicht schlafen. Die Gedanken in ihrem Kopf spielten verrückt. Was verheimlichte ihre Mutter? Gab es einen anderen Grund als die gute Bezahlung und die Chance auf einen noch besseren Ruf, LA verlassen zu haben? Wenn sie darüber nachdachte, war es nicht abwegig.
Sie schwang seufzend ihre Beine aus dem Bett und ging nach unten, um ein Glas Wasser zu trinken.
Vor der angelehnten Küchentür blieb sie stehen.
Es brannte Licht, sie hörte die leise Stimme ihrer Mutter.

"... ich weiß, es ist so. Er hat ein Recht darauf, Naomi. Ich werde es ihm sagen, er ahnt es wohl selbst schon. Heute hat er mit ihr gesprochen."


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