"I still love you"

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Addison zögerte kurz, als sie seine Lippen auf ihren spürte, ehe sie gierig erwiderte. Sie legte die Hände um seinen Hals und genoß den doch so vertrauten Augenblick, ehe die Vernunft siegte.
"Mark.", flüsterter sie, "das... wir können das jetzt nicht tun....!"
Der Mann sah sie an und nickte.
"Du... du solltest dich ausruhen.", meinte er, ohne nochmal davon zu sprechen, was er vorher gesagt hatte und deutete mit einem Nicken auf eines der zwei Doppelstockbetten im kleinen Bereitschaftsraum.
Addison legte sich hin.
"Gehst du zu ihr?!", fragte sie Mark. Als dieser nickte, konnte sie sich etwas entspannen. Ihre Tochter würde nicht allein sein. Nie. Immer war jemand da, der sich um sie kümmern würde, das war ihr nach den heutigen Ereignissen bewusst geworden.
Leise weinend fiel sie tatsächlich in einen leichten Schlaf.

Mark lief mit gemischten Gefühlen durch das Krankenhaus zum Zimmer seiner sechzehnjährigen Tochter, deren bisheriges Leben er verpasst hatte.
Er musste sich zusammenreißen, den Kloß in seinem Hals hinunter schlucken, um nicht mitten auf dem Gang in Tränen auszubrechen.
Er hatte eine Tochter. Er hatte ein Kind. Nichts hatte er sich jemals mehr gewünscht. Nun blieb ihm vielleicht nur noch die Chance, Abschied zu nehmen. Beim Gedanken daran verkrampfte sich sein Magen.

Zu seinem Gefühlschaos aus Angst, Hoffnung und unendlicher Liebe für dieses Kind und auch Addison, mischte sich Wut.

Wut. Auf ihn selbst und auf die Frau, die ihm die Möglichkeit verwehrt hat, seine Tochter aufwachsen zu sehen.
Er ballte die Fäuste und atmete tief durch, bevor er ins Zimmer trat.

Richard Webber saß am Bett.
"Dr. Webber, was machen Sie denn hier?", fragte der jüngere Mann.
Der Chef der Chirurgie richtete sich auf und ging auf den Vater zu.
"Ich kenne das Mädchen seit ihrer Geburt, Mark. Ich hatte viel mit ihr zu tun, war sie und Addison oft besuchen. Sie ist ein Sonnenschein.", lächelte er, bevor sein Gesicht ernst wurde, "Addison..., sie würde diesen Verlust nicht verkraften."
Mark nickte, Richard legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte diese freundschaftlich.
"Sie ist eine wahre Kämpfernatur, wie ihre Mutter. Bisher hat sie alles bekommen, was sie wollte und sie will am Leben bleiben, sie kämpft, wird nicht aufgeben, solange sie Kraft dazu hat, Sloan.", meinte der Dunkelhäutige nun optimistisch.
Mark konnte nichts anderes tun, als nochmal zu nicken und Richard Webber's Worten Glauben zu schenken.
"Ich... Lasse Sie nun allein mit Ihrer Tochter, Mark.", sagte er, lächelte freundlich optimistisch und ging aus dem Raum.

Mark setzte sich ans Bett.
Er musterte seine Tochter.
Ihre Haare waren feucht strähnig, die Ärzte hatten ihr das Blut, welches von der Platzwunde an ihrem Kopf kam, ausgewaschen.
Die Augen des Mädchens waren geschlossen und wäre nicht der Tubus, durch den sein Kind Sauerstoff bekam, hätte er meinen können, sie schliefe friedlich.
Mark hob eine Hand und haderte mit sich selbst, die Wange seiner Tochter zu berühren, als würde die blasse Haut des Mädchens wie Porzellan zerspringen, wenn er sie anfasste.
Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über die weiche Haut des Gesichts seines Kindes.
"Ich liebe dich, meine Kleine, du musst durchhalten.", flüsterte er dabei und erlebte ein Gefühl von Liebe in sich aufkommen, wie er sie noch nie gefühlt hatte.
Die Liebe eines Vaters zu seinem Kind.

Zwei Stunden später öffnete sich die Tür und Addison kam zurück in den Raum. Sie lächelte, als sie Mark, leise schnarchend auf dem Stuhl neben dem Bett erblickte, mit seiner Hand die seiner Tochter haltend.
"Mark.", flüsterte sie und rüttelte vorsichtig an seiner Schulter.
Mark schreckte hoch.
"Was.... ist sie... oh Gott.", rief er erschrocken halblaut aus.
Er beruhigte sich, als er Addison ansah.
Sie schüttelte den Kopf und sah auf die Monitore, die jeden einzelnen Wert des Teenies überwachten.
"Nein, alles ist unverändert.", meinte sie etwas enttäuscht und setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Bettes.
"Sie kämpft nicht, Mark.", zweifelte sie und ließ Mark mit dem Klang ihrer zitternden Stimme erschaudern.
Er stand auf, ging um das Bett herum und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.
"Sie schafft es, Addie, ihr Körper braucht etwas Zeit, um Kräfte zu sammeln. Sobald sie die Kraft hat, wird sie kämpfen.", meinte er zuversichtlich und wusste nicht, ob er sich selbst glaubte.
Addison nickte.
"Ich... weiß nicht, wie es sonst weitergehen würde Mark.", weinte sie leise.
"Sei stark für sie, sei für sie da, sie spürt, dass du hier bist. Sie spürt, dass wir alle hier sind und darauf warten, dass sie die Augen aufschlägt Addie, da bin ich mir sicher. Wenn sie die Narkosemittel absetzen, wird sie aufwachen.", meinte er.
Einen Moment blieb er noch hinter Addison, die wieder die Hand ihrer Tochter genommen hatte, stehen, dann ging er nach draußen auf den Gang, hinaus aus dem Krankenhaus, um eine Minute nur für sich zu sein.
Draußen wurde es bereits wieder hell, er hatte die ganze Nacht hier verbracht, genau wie Addison.

Mark Sloan, der starke Mark, konnte nicht mehr.
Er ließ sich an einer Außenwand des Krankenhauses nieder, schlug die Hände vor sein Gesicht und weinte.
Er hatte Angst um seine Tochter, gleichzeitig freute er sich so wahnsinnig, erfahren zu haben, Vater zu sein. Er wollte eine Beziehung zu Alianore aufbauen, er wollte seine Tochter kennenlernen, alles über sie wissen. Und er wollte Addison zeigen, dass er sehr wohl fähig war dazu, Vater zu sein.

"Hey, alles in Ordnung?", fragte jemand.
Derek setzte sich neben seinen besten Freund auf den Boden. Statt ihm Vorwürfe zu machen, ihn möglicherweise dafür zu hassen, mit seiner Ex-Frau ein Kind gezeugt zu haben, legte er Mark die Hand auf die Schulter.
"Sie schafft es, Mark, Ally macht das schon. Sie ist wie Addie, sie macht das schon.", redete der dunkelhaarige Mann auf den anderen ein.
Mark sah auf.
"Ich liebe Addison immer noch.", meinte er urplötzlich und erwartete im nächsten Moment einen Kinnhaken.
"Es ist okay, Mark.", sagte Derek stattdessen unberührt. Er hatte Meredith, seine drei Kinder Zola, Ellis und Bailey und das war etwas ganz anderes als seine erste Ehe mit Addison. Derek war endlich glücklich und er wollte auch Addison, Mark und Alianore ihr Glück gönnen.

Als Mark nach dem Gespräch mit Derek später zurück ins Zimmer seiner Tochter ging, sah er Addison, die ihrer Tochter etwas vorlas.
Lächelnd hörte er im Türrahmen zu und machte sich erstmal nicht bemerkbar.
Immer wieder nickte die Frau beim Lesen des Buches ein.

Lächelnd trat er hinter sie, was sie erschreckte.
"Was liest du denn?", fragte er die Rothaarige sanft.
"Den "Zauberer von Oz"", sagte die Frau, schlug das Buch zu und gähnte, "das habe ich ihr früher schon immer vorgelesen... wenn... wenn sie... wenn sie krank war."
Mark umarmte sie von hinten.
"Sie wird gesund. Du solltest nach Hause gehen und schlafen, Addison. Richard und alle anderen werden nach ihr sehen und sicher wirst du informiert, wenn sich etwas verändert. Lass ihr und dir etwas Ruhe.", meinte er und als Addison widersprechen wollte, schaltete sich Richard ein, welcher unbemerkt in den Raum gekommen war.
"Kannst du mich fahren? Ich... kann nicht... ", meinte sie und Mark sah, wie sehr sie zitterte.
Er nickte, sah Richard kurz an, welcher sich ans Bett setzte und fuhr Addison dann nach Hause.

"Komm mit rein... Ich... erzähle dir von ihr.", sagte sie.
Mark nickte wieder und trat ins Haus.
"Ich möchte nicht alleine sein.", wimmerte sie und sah ihn an.
Mark trat einen Schritt auf sie zu, sie nahm ihn in den Arm und schluchzte.

Als sie sich etwas beruhigt hatte sah sie ihm in die Augen. Da war etwas. Etwas, was sie schon damals gesehen hatte. Dieses Leuchten... Diese Augen machten ihr Hoffnung, diese Augen, seine starken Hände und sein Lächeln gaben ihr Sicherheit.

Ehe sie sich versah, berührten seine Lippen ihre, wie schon in der Nacht zuvor im Bereitschaftsraum.
Addison erwiderte.
Beide verspürten sie ein Verlangen nacheinander, welches sie so lange unterdrückt hatten.
Es fühlte sich an, als wären sie nie getrennt gewesen.
Mark intensivierte den Kuss und öffnete die Knöpfe ihrer Bluse, was sie zuließ.

"Ich liebe dich Addison.", sprach Mark zwischen den Küssen.
"Ich... liebe dich auch... noch, Mark."
Er nahm sie hoch, sie schlang ihre Beine um seine Hüften und ehe er sie nach oben tragen konnte, war all ihre Kleidung im Treppenhaus verteilt und es bedarf keiner weiteren Worte.

BelievingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt