Kapitel 4

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Ein Schuss ließ Rick und mich zusammenzucken. Sofort griff ich an meine Pistole, die in meinem Hosenbund steckte und verstärkte den Griff so sehr, dass meine Knochen darunter schmerzten. Ein großer schwarzer Wagen hatte auf der anderen Seite der Tankstelle gehalten.

Große Männer, komplett in schwarz gekleidet, waren in die Tankstelle eingedrungen und hatten einen Schuss abgefeuert. Verdammt. Wieso hatten wir sie nicht bemerkt? Ich zweifelte daran, dass der Inhaber noch lebte. Doch wenn sie nur das Geld haben wollten, gab es noch eine Chance.

Wir waren erst zwei Stunden von dem demolierten Haus entfernt und schon kamen uns Angreifer entgegen. So weit entfernt von der Stadt, hatte ich sie nicht erwartet. Rick und ich nickten uns zu, als Zeichen uns langsam aus dem Auto zu schleichen. Spätestens wenn sie herauskamen, würden sie uns mit Sicherheit entdecken. Uns war klar, wir mussten sie angreifen, bevor sie es taten. Rick und ich waren nur zu zweit, die Angreifer dafür zu viert.

Ich zog meine Pistole heraus und richtete sie nach vorne. Je näher wir dem Laden kamen, desto nervöser wurden wir beide. Noch einmal fasste ich mir an die Hosentasche, in Gedanken an das Bild von Alaya. Ich musste überleben, für sie.

Langsam stieß ich die Tür auf. Rick war dicht hinter mir. Ich hatte noch nie jemanden umbringen müssen, doch ich würde keine Sekunde lang zögern, wenn mich jemand angriff. Denn ohne mich, gäbe es auch ein kein Heilmittel für Alaya.

Zu diesem Zeitpunkt war ich froh, dass Rick und ich als Jugendliche Kampfsportarten ausgeübt hatten, auch wenn wir in den letzten Monaten vieles wiederholen mussten, um es zu beherrschen. Jedenfalls so gut, dass wir damit etwas ausrichten konnten.

Rick und ich waren beide groß und hatten breite Schulter, was hoffentlich ein Vorteil sein würde, wenn es um das Kämpfen und die Kraft ging.

Wir traten ein, die Angreifer hatten uns nicht bemerkt. Sie kickten die Lebensmittel, welche teilweise auf dem Boden verteilt lagen, auf den Boden herum. Eine Scheibe war eingeschlagen, obwohl sie durch die Tür eingedrungen waren. Sie packten alles in ihre Taschen, was sie für brauchbares hielten. Die Kasse stand offen und es war zu vermuten, dass das Geld fehlte. Der Inhaber lag mit dem Kopf auf dem Tisch. Er war tot. Es bestand kein Zweifel. Ich vermutete einen Kopfschuss, der ihn sofort getötet hatte.

Sie hatten ihn einfach umgebracht. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob er Familie hatte. Wut keimte sich auf. So waren diese Männer. Sie dachten nicht nach, sondern taten das, was ihnen gerade in den Sinn kam.

Der eine Mann schien uns bemerkt zu haben. Schwarze Locken hingen ihm vom Kopf. Er war etwas kleiner als ich. Er hatte einen runden Bauch und sah nicht besonders sportlich aus.

"Ray, wir haben Besuch." Ein großer, breiter Mann drehte sich zu uns um. Sein Gesicht zierte eine große Narbe an der rechten Wange. Die anderen zwei zeigten nun auch Interesse an unserem Auftreten. Es war riskant gewesen, die Vordertür zu nehmen, aber da es keine Hintertür gab, die einzige Möglichkeit. Ich wollte sicher nicht darauf warten, dass sie uns endeckten und auf uns feuerten. Wir hätten keine Chance.

"Wir wollen nur einkaufen, nicht war Rick." Provozierend, so wie ich immer war, knirschte ich mit den Zähnen und grinste den Angreifer an.

Er zögerte nicht lange und hielt seine Waffe auf mich. Es funktionierte.

"Willst du mich etwa erschießen?" Mein Grinsen wurde nur noch breiter, obwohl ich innerlich vor Nervosität brodelte. Ich konnte es nicht leugnen, ich hatte Angst. Verdammt große Angst.

"Lass uns lieber wie Männer kämpfen." In einem Schussfeuer hätten Rick und ich kaum Chancen. Wir waren nur zu zweit. Es war wahrscheinlicher, dass wir beide einen Kopfschuss erlitten, als dass wir als Sieger aus diesem Laden gingen.

"Na gut. Dann zeigt mal was ihr drauf habt." Die vier Kerle schoben ihre Pistolen zurück in den Bund und stellte sich bereit für einen Kampf, auf.

Ich blickte zu Rick, um mich zu vergewissern, dass auch er bereit war. Ein Nicken seinerseits war die Antwort und der Startschuss für unseren Kampf.

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