"Chris! Verdammt! Was ist los?" Rick rüttelte an meiner Schulter, doch ich war nicht ansprechbar.
"Ich kann mich wieder erinnern.", flüsterte ich. "Ich kann mich wieder erinnern.", sagte ich dieses Mal ein wenig lauter. Ein euphorischer Laut verließ Ricks Kehle. "Nicht dein Ernst oder?" Ungläubig starrte er mich an.
Ich konnte ihm ansehen, wie erleichtert er war. Und ich konnte nicht beschreiben, welche Erleichterung sich gerade in mir breitmachte. Wie konnte ich Alaya nur jemals vergessen? Die letzten zwei Tage waren der Horror, doch jetzt wirkte alles wieder viel einfacher.
"Das ist großartig!" Rick stieß einen erneuten Freudenschrei aus und atmete lautstark aus. Ich hatte ihm wohl ganz schön viele Sorgen bereitet. Ich schlug gegen das Lenkrad und schrie mit ihm. "Jetzt nichts wie weg von hier."
Rick und ich tauschten wieder die Plätze und er startete den Motor. Wir rasten nur so die Straßen entlang, auf dem Weg zu Sam, der uns hoffentlich weiterhelfen könnte. Wir waren so nah am Ziel. Es durfte uns nichts mehr aufhalten. Alaya musste durchhalten.
Wir sprinteten die Treppen zu dem kleinen Familienhaus hoch, indem Sam mit seiner Frau wohnte. Er war ein paar Jahre älter als ich und ein unglaublich schlauer Kopf. Wenn er nicht weiterwusste, dann niemand.
Als ich die Klingel betätigte, war ich so aufgeregt wie lange nicht mehr. Die Hoffnung, die vor ein paar Tagen noch so weit entfernt schien, war plötzlich zum Greifen nah, und ich hatte Angst. Angst vor Enttäuschung.
Sam, der seit neustem einen Bart trug, öffnete uns freudig die Tür und schloss mich in eine brüderliche Umarmung. "Da seid ihr ja endlich." Mit einer einladenden Geste, bat er uns einzutreten. Ich konnte mir nicht erklären warum, aber als ich mich umschaute und zwei Muskelprotze auf dem Sofa sitzen sah, wurde mir mulmig zu Mute.
"Wie unhöflich von mir. Das sind Brandon und Simon. Wir wollten gerade Karten spielen." Er wies auf den kleinen Tisch, auf dem einige der Karten offen lagen. Ich war noch nie ein Fan von Glückspielen oder Sonstigem, aber Sam hatte schon immer Spaß daran gefunden, andere, dadurch das er so schlau war, in eine Falle zu locken und ordentlich Geld zu machen.
Er ähnelte mir kein bisschen, doch mir hatte von Anfang an gefallen, wie er sich meinem Vater wiedersetzte, sobald er ihn ohne Grund anschrie. Nicht viele trauten sich so mit meinem Vater zu sprechen. Für mich ging das jedenfalls nie wirklich gut aus.
Sam hatte nur kurze Zeit später gekündigt, und mein Vater somit einen seiner besten Arbeiter verloren. Er hatte es nicht anders verdient.
Überhaupt wunderte es mich, dass Sam sich keine eigene Firma aufgebaut hatte. Schlau genug wäre auf jeden Fall dafür.
"Setzt euch. Sahra, wärst du so nett und bringst den beiden etwas zu essen und zu trinken." Ich begrüßte Sahra mit einem Lächeln, welches sie erwiderte. Ich hatte die beiden echt lange nicht mehr gesehen.
"Sicher." Sie verschwand in der Küche. Auch wenn alles so normal wirkte, fühlte ich mich seltsam in diesem Haus. Rick schien im Gegensatz zu mir, einfach nur erleichtert, endlich für fünf Minuten ruhig zu sitzen und nichts zu tun.
"Wollt ihr mitspielen?" Auf Sams Frage schüttelte ich den Kopf, für so etwas hatten wir keine Zeit. Sahra kam zurück mit zwei Gläsern und zwei Tellern voll Nudeln mit Soße. Man hatte ich einen Hunger.
"Danke." Rick fing sofort an, dass Essen vor sich zu verschlingen. "Wie geht es Alaya?" Sam schenkte mir einen bemitleidenden Blick, den ich einfach ignorierte. "Ich habe seit wir losgefahren sind, nicht mehr mit ihr gesprochen. Wir haben keine Telefone und Piper und Alaya, dort wo sie sich befinden, nicht besonders gutes Internet."
"Dann, wird es glaube ich Zeit, endlich über das Heilmittel zu reden." Ich war froh, dass er es angesprochen hatte, bevor ich ihn eher unfreundlich darauf hingewiesen hätte. Wir durften einfach keine Zeit mehr verlieren.
"Hier ganz in der Nähe, wurde die Forschung gestartet. Ein Freund von mir arbeitet dort und hat gesagt, dass sie schon ein Mittel haben, es aber noch als zu unsicher eingestuft wird. Mit seiner Hilfe könnten wir es schaffen, dort einzubrechen."
Erleichtert atmete ich aus. Das wäre wohl zu schaffen. Ich würde sicherlich nicht gehen, bevor ich das Heilmittel nicht in der Hand hielt. "Wann können wir dort einbrechen?" Ricks Frage war gut, wir hatten immer hin nicht ewig Zeit.
"Erst heute Nacht, wenn es dunkel ist und niemand, oder wenigstens fast niemand mehr dort ist." Das klang vernünftig, doch bis zum Abend hin, war es noch ewig Zeit. Ich hatte keine Ahnung, wie schlecht es Alaya schon ging und das machte mich irre. Der Zeitdruck war verdammt groß. Ich glaubte, wir alle hatten gehofft, dass wir schneller wieder zurück sein könnten.
Sam legte seine Karten auf den Tisch. "Du hast verloren, Brandon." Brandon sprang wütend auf und fluchte. "War ja klar, dass du wieder gewinnst!"
Seine dünne Jacke verschob sich etwas und als ich etwas Schwarzes in seinem Hosenbund stecken sah, bekam ich nur noch ein mulmigeres Gefühl im Magen. Die Alarmglocken in meinem Kopf sprangen an. Mir war das alles hier nicht ganz geheuer. Warum trug er die Pistole bei sich, während er Karten spielte? Das machte nicht besonders viel Sinn.
Als Brandon meinen Blick bemerkte, zog er seine Jacke schnell wieder an Ort und Stelle. Es war alles äußerst verdächtig. Rick schien nichts davon mitbekommen zu haben, da er völlig entspannt einen Schluck aus seinem Gals nahm.
Prüfend blickte ich zu Sam, der das Bündel Scheine von Brandon annahm. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen, als ich auch Simons Pistole entdeckte. Plötzlich kam mir das alles zu einfach vor. Sam hatte einen Freund dort und wir könnten einfach bei Nacht einbrechen. Das alles schrie nur so nach einer Falle.
"Rick und ich gehen schnell an die frische Luft." Rick blickte fragend zu mir, als ich ihm einen meiner für mich typischen Blick zu warf. Er verstand sofort.
"Ach was, bleibt doch und spielt eine Runde mit uns." Langsam schien auch Rick aufzufallen, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte. "Wir kommen ja gleich wieder.", versicherte ich, obwohl ich mir nicht so sicher war.
Sam war unsere einzige Chance auf das Heilmittel. "Irgendetwas ist doch faul an der Sache hier.", flüsterte mir Rick ins Ohr.
"Hey, wartet noch kurz." Ich hörte, wie sich Simon erhob und auf uns zu kam. Rick und ich drehten uns beide um. Das nächste was ich spürte, war einen festen Schlag auf den Kopf und wie ich das Bewusstsein verlor.
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The Cure
RomanceRomantik/Abenteuer Nachdem Chris' Freundin an einem gefährlichen Virus erkrankt ist, versuchen sein Freund Rick und er alles, um Alaya zu retten, welche nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Ihre Hoffnung ist ein Heilmittel in Boston. Doch der W...