Kapitel 7

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Immer wieder blinzelte ich, bis ich wirklich etwas erkennen konnte.
"Wo sind wir?" Ich konnte erkennen, dass wir uns nicht mehr im Nirgendwo, sondern in einer Stadt befanden.
"Wir sind in Las Vegas, Baby!" Rick stieß einen euphorischen Schrei aus und ich schüttelte nur lachend mit dem Kopf.

Ich konnte gar nicht daran denken, dass wir in solch einer Stadt waren, denn wir mussten so schnell wie möglich weiter, um das Heilmittel zu finden.

"Komm, wir haben uns ein Bier verdient."

Ich zögerte kurz, nickte dann aber zustimmend. Alkohol konnte ich gut gebrauchen.

Die Straßen waren fast Menschenleer. Vereinzelnde Menschen liefen in einem hastigen Tempo die Straßen entlang, nur um schnell wieder Zuhause zu sein. Seitdem die unkontrollierbaren Angriffe in Amerika stattgefunden hatten, trauten sich kaum noch Menschen aus dem Haus und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Nur die Arbeit konnte niemand verweigern.

Vielleicht würde es nicht lange dauern, bis ein neues Virus freigesetzt wurde und vielleicht dies Mal in Washington oder ganz wo anders. Niemand konnte wissen, was als nächstes geschah, denn diese Menschen schreckten vor nichts zurück. Nicht einmal davor, die ganze Menschheit auszurotten. Und genau das, machte mir sorgen. Verdammt sorgen.

Mehrere Gebäude waren schon zerstört worden und die Straßen schienen nicht mehr so sicher zu sein, wie noch vor ein paar Monaten. In den letzten Wochen, hatte sich einfach alles verändert. Die Menschen hatten sich verändert. Es war, als wäre dieser Aufstand jahrelang geplant worden und niemand hatte etwas davon mitbekommen.

Und jetzt, wurde alles auf einmal zerstört. Es gab keine Vorwarnung und bevor man sich versah, wurde auch schon ein tödliches Virus freigesetzt. Ein Virus, welches Alaya getroffen hatte.

Rick parkte hinter einer Bar, so unscheinbar, dass man uns gar nicht bemerken konnte. Wir mussten noch einige Meter laufen, bis wir wirklich an dem Gebäude ankamen. Aber wir wollten nicht auffallen. Wir wollten nur ein Bier und dann schleunigst weg von hier. Ein paar Männer saßen schon an der Bar und unterhielten sich aufgeregt, während sie ihre Zigaretten rauchten und Wodka shots tranken, bis sie von den Stühlen kippten. Aber es wurde spät und ich hatte nicht lange geschlafen. Auch in dieser Zeit der unkontrollierbaren Angst, betranken sich die Männer und hatten Spaß, während hinter ihnen die Welt unterging. Ich wusste nicht genau, wie viel Uhr es tatsächlich war, denn weder Rick, noch ich, hatten eine Uhr auf unsere Riese mitgenommen.

Das Packen hatte ohnehin nicht lange gedauert. Damit Alaya mich nicht aufhalten konnte, packte ich alles, an dem Morgen, an welchem wir aufbrachen, unordentlich in die große Tasche.

Rick und ich, setzten uns auf die letzten Stühle und somit weit weg von den Männern, die ihre Sorgen mit Alkohol ertranken.

Der Barkeeper war schnell bei uns, da nicht viel los war. Ich hatte es auch nicht anders erwartet. Die Menschen versuchten ein normales Leben zu führen und trotzdem das Haus zu verlassen, Geld zu verdienen. Aber diese Angst, die man sah, wenn man ihnen ganz tief in die Augen blickte, war nicht zu übersehen.

"Was darf es sein?" Der Mann war nicht älter als dreißig. Er trug ein weißes Polohemd und eine blaue Jeans. Seine Haare waren, mit etwas zu viel Haargel für meinen Geschmack, nach hinten gekämmt. Er sah aus, wie ein typischer Frauenheld. Alaya hatte nie ein Auge auf solche Typen geworfen, auch wenn sie sich am Ende für mich entschieden hatte, obwohl ich nicht ganz brav auf der High-School gewesen war. Ich war zwei Jahre vor ihr abgegangen und mit meinen zwanzig Jahren, fühlte ich mich fitter denn je, aber definitiv nicht bereit, für solch ein Reise.

Dennoch war ich hier. Für sie.

"Zwei Bier." Antworte ihm knapp. Wir wollten nicht wirklich eine Konversation aufbauen und verließen uns lieber nur auf uns zwei.

"Wir müssen dann schnell weiter, wir dürfen keine Zeit verlieren." Rick nickte und gab mir damit zu verstehen, dass er einverstanden war.

Der Kellner kam mit dem Bier vorbei und stellte es vor uns ab. Ich stoppte in meiner Erzählung und bedankte mich.

Der Kellner ging mit einem Kopfnicken weiter.

"Na, was führt euch beide hier her?" Erst jetzt realisierte ich, dass einer der schon ziemlich angetrunkenen Männer, mit uns sprach. Das hatte uns gerade noch gefehlt.

"Wir sind auf der Durchreise." Mit meiner Antwort, war die Sache für mich und Rick gegessen.

"Und wo ist euer Ziel?" Mann, konnte solche Menschen nerven. Sie verstanden nicht, wenn man nicht mit ihnen sprechen wollte.
"New York." Log Rick für uns beide und ich hoffte darauf, dass dieses Gespräch damit beendet war.
"Könntet ihr uns ein Stück mitnehmen?" Ricks Blick lag nun auf mir und ich wusste, was er gerade dachte. Das könnte Ärger geben.

"Tut mir leid, wir nehmen schon Freunde auf dem Weg mit. Es findet sich aber sicher noch jemand anderes, der sie gerne mitnimmt." Ich versuchte meine Stimme so gut wie es ging ruhig zu halten und dabei nicht allzu genervt zu klingen.

"Sicher? Wir fahren auch nicht lange mit." Eine Kellnerin kam vorbei und stellte vor den Männern, eine neue Flasche Wodka ab.

"Tut mir leid, geht nicht." Ich nippte an meinem Bier und konnte aus dem Augenwinkel heraus beobachten, dass ihm meine Antwort nicht gerade gefiel. Einschüchtern tat mich dies jedoch nicht.

Ich spürte, wie sich eine angespannte Stimme ausbreitete. Ich klopfte Rick auf die Schulter und beugte mich so herunter, dass ich ihm ins Ohr flüstern konnte.

"Komm Rick, wir gehen." Ich stellte mein erst halb geleertes Bier auf den Tresen und Rick tat es mir gleich. Ich warf einen Geldschein auf den Tisch, völlig egal welcher, Hauptsache schnell weg von her.

Rick erhob sich und folgte mir. "Wo wollt ihr denn hin?"

Ich hörte wie sich hinter uns etwas entsicherte und der Schrei der Kellnerin bestätigte meine Vermutung. Nicht schon wieder.

"Rick und ich, drehten uns mit erhobenen Händen um."

"Hinsetzen! Und Waffen auf den Boden." Der Mann brüllte. Alle vier Männer zielten mit ihren Waffen auf uns. Wir hatten keine Chance. Leise fluchend, legten Rick und ich, unsere Waffen auf den Boden und ich setzte mich neben die Kellnerin, welche ihr Beine an ihren Körper gezogen hatte.

"Beruhigen sie sich, alles wird gut." Sie schluchzte auf. "Lassen Sie sie gehen." Der Barkeeper hatte sich wie ein Feigling, hinter dem Tresen versteckt und beobachtete das ganze Geschehen.

"Gib mir die Autoschlüssel!" Ich konnte sie ihm nicht geben. Es war unsere einzige Möglichkeit nach Boston zu gelangen. "Nein." Meine Stimme war ruhig und beherrscht.

Ich konnte nicht fassen, dass es uns schon wieder passierte.

"Die Autoschlüssel!" Mit einer festen Griff, zog er die Frau zu sich und hielt ihr die Waffe an den Kopf. "Oder ich puste ihr den Kopf weg."

Er drückte die Pistole fester an ihren Kopf und sie wimmerte auf. Ich konnte nicht zulassen, dass er sie tötete. Außerdem konnte ich nur daran denken, dass wenn Alaya in solch einer Situation wäre, ich dieser Person, die sich für sie einsetzen und sie retten würde, ewig dankbar wäre.

"Okay, okay, aber erschießen sie sie nicht." Der Mann nickte, während sich die anderen hinter ihm, wie als wären sie seine Untertanen, aufgestellt hatten und immer noch auf Rick und mich zielten.

"Her mit den Schlüsseln."

Ich schüttelte mit dem Kopf. Reinlegen konnte er mich nicht.

"Gleichzeitig oder gar nicht." Er musste darauf eingehen, wenn er meine Schlüssel wollte. Was ich jedoch nicht verstand war, warum er mich nicht einfach sofort erschoss und sich die Schlüssel einfach nahm. Vielleicht wollte er ein Blutbad vermeiden, wenn er die Schlüssel auch auf eine andere Weise bekommen konnte.

"Eins, zwei, drei." Ich warf ihm die Schlüssel zu, während er die Frau zu mir hinüber schubste. Sie murmelte ein leises 'Danke' ehe sie die Bar rennend verließ. Der Barkeeper hatte sich schon lange aus dem Staub gemacht und geblieben waren nur noch Rick, die Angreifer und ich.

"Na gut, Dann wollen wir mal sehen, was euer Wagen--" Ein lauter Knall ertönte. Ich wurde durch einen unglaublich starken Druck zurück katapultiert und landete unsanft auf dem Boden, ehe ich das Bewusstsein verlor.

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