Alayas Kopf ruhte auf meiner Schulter, während ich aus dem Fester blickte. Ich hatte keine Ahnung, wo wir uns in diesem Moment befanden. Vor genau zwei Tagen, waren Rick und ich diesen Weg schon einmal entlanggefahren und hatten ein altes Gebäude entdeckt, welches eher einer Hütte glich.
Sie war nicht besonders groß und leicht demoliert, aber dennoch das Beste, was uns hätte passieren können.
Vor fünf Tagen, waren Alaya und ich zurück aus Phoenix gekommen. Es war nicht einfach gewesen, unser Schicksal zu akzeptieren, doch wir hatten keine andere Wahl, als das Beste daraus zu machen. Und ich war nicht damit einverstanden, einfach aufzugeben.
Ich würde Alaya nicht sterben lassen. Niemals. Und das war es, was mich anspornte weiterzumachen und keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
Wir hatten zwei Tage in unserer Wohnung verbracht, Piper und Rick über alles aufgeklärt und dann kurze Zeit später entschieden, an einen Ort zu fahren, an dem es ruhig und einfach war.
Es sprach sich schnell herum, dass Alaya an dem Virus erkrankt war. Die Menschen machten einen großen Bogen um sie, auch wenn es fast unmöglich war, sich bei ihr anzustecken.
Ich konnte sehen, dass es sie verletzte, dass ihr niemand näher kam, ohne einen Abstand von mindestens einem Meter zu halten.
Es machte mich in einer Weise wütend, dass auch, wenn ich den Menschen erklärte, dass sie keine Angst haben mussten, sie ihr trotzdem das Gefühl gaben, als wäre sie unerwünscht.
Unser Plan, von unserer Nachbarschaft zu verschwinden, kam gerade recht und ich wusste sofort, wohin wir auch immer gehen würden, dort könnte sich Alaya um einiges besser ausruhen und ihre Kräfte sparen, solange ich noch keine Lösung gefunden hatte.
Vor ein paar Stunden erst, hatten wir alle unsere Sachen gepackt und sie in unserem alten Jeep verstaut.
Wir hatten Piper und Alaya aus ihren Träumen gerissen und waren losgefahren, ohne noch einmal zurück zu blicken, um soweit wie möglich fort, zur Hütte, die für die nächste Zeit unser Zuhause werden würde, zu fahren.
Rick hielt an und stellte den Motor ab. Wir waren angekommen. Rund um uns herum, war nichts weiter als Felder. Die frische Luft war eine Abwechslung und ich wusste, hier würde sich auch Alaya wohl fühlen.
Alaya war auf meiner Schulter eingeschlafen und jedes Mal, wenn sie dies tat, hatte ich Angst davor, dass sie ihre Augen nicht wieder öffnete. Ich schüttelte den Gedanken fort. Ich nahm ihren Kopf vorsichtig von meiner Schulter und lehnte ihren Körper sanft zurück an den Sitz.
Piper, Rick und ich stiegen aus. Rick und ich holten die Koffer aus dem Kofferraum des Jeeps und trugen sie die Treppen des alten Hauses hinauf. Bei jedem Schritt den ich machte, quietschten die Stufen der Treppe und für einen kurzen Moment hatte ich Angst, sie würden unter meinem Gewicht zusammenbrechen.
Ich lief weiter und trat in eines der zwei Zimmer ein, die sich mir boten. Das kleine Haus, hatte zwei Stockwerke, auch wenn die untere Etage, nur aus einem größeren Raum und einem Bad bestand. Das obere Stockwerk, hatte nur zwei kleine Zimmer mit Einzelbetten. Wir mussten uns wohl zu zweit in das schmale Bett quetschen.
Ich stellte den schweren Koffer ab und lief eilig die Treppe hinunter, um Alaya aus dem Wagen zu holen.
Sie schlief immer noch tief und fest. Es freute mich, denn die letzten Tage hatte sie kaum ein Auge zu gemacht. Die Angst war einfach zu groß.
Ich lehnte mich ziemlich unvorteilhaft in das Auto, legte eine Hand unter ihre Kniekehlen, die andere um ihre Taille und zog sie sachte aus dem Auto. Sie schmiegte sich an mich und ich trug sie die Treppe hinauf. Als ich erneut in das kleine Zimmer eintrat, war Piper gerade dabei, unser Bett zu beziehen.
"Du musst noch kurz warten." Ich nickte ihr zu. Immerhin wollte ich Alaya nicht auf einem beschmutzten Bett ablegen.
Sobald Piper fertig war, legte ich Alaya auf das Bett und setzte mich dazu.
"Könnte ein bisschen eng werden, mit dem Platz, witzelte Piper und lachte kurz auf.
Da konnte sie recht haben. Das Bett reichte gerademal für eine Körperstatur wie meiner aus. Aber da Alaya nur halb so breit wie ich war, ließe es sich wohl gut aushalten.
"Wenn nicht, schlafe ich auf dem Boden. Wir finden eine Lösung."
Ich wusste, Alaya war niemand der sich sofort eingeengt fühlte, immerhin war es nicht das erste Mal, das wir zusammen in einem Bett schliefen und ich musste zugeben, ich nahm schon sehr viel Platz ein. Trotzdem wollte ich nicht der Grund sein, der sie nachts beinahe erdrückte. Vor allem, wenn sie noch mehr abnahm, würde dies nicht allzu unmöglich sein. Das Virus zerrte an ihren Kräften und somit auch an ihrem Körper.
"Du weißt, dass sie ohne dich nicht einschlafen kann." Piper warf die alten Bettbezüge, die bestimmt schon seit Jahren auf dem Bett bespannt waren, angeekelt in die nächste Ecke.
Sie kannte Alaya und ich kannte sie noch besser. Sie hatte recht, eine andere Möglichkeit, als sich gemeinsam in das schmale Bett zu legen, gab es nicht. Und es beruhigte mich in einer Weise, weil ich dann mitbekam, wenn sie nachts aufwachte und mich somit sicherlich vom Bett schmiss.
Der Gedanken daran brachte mich zum Schmunzeln.
"Was ist?" Piper blickte mich an. Ich schüttelt nur mit dem Kopf.
"Nichts, nichts."
Sie schlug vor uns etwas zu essen zu machen und damit war ich mehr als einverstanden.
Ich blieb noch einige Zeit an dem Bett sitzen, bis Alaya wieder aufwachte.
"Chris?"
Mein Kopf schellte zu ihr. Sie hatte sich aufgesetzt und blickte zu mir.
"Wie lange habe ich geschlafen?"
Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
"Nicht lange, eine halbe Stunde vielleicht."
Sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht sofort. Die Symptome verbreiteten sich erschreckend schnell. Vor zwei Tagen, hatte sie noch kaum etwas gespürt, doch jetzt, konnte sie an manchen Tagen kaum gerade stehen.
Sie wollte nicht, dass ich mir sorgen machte oder sie mit meinem besorgten Blick musterte, doch ich konnte es nicht abstellen.
Früher hatte sie immer gesagt, wenn ich zu fürsorglich wurde, sie wäre nicht aus Glas. Doch genau in diesen Momenten, war sie nahe daran, so zerbrechlich wie Glas zu wirken.
Ich zog sie zu mir und lehnte meine Stirn an ihre. "Wir schaffen das."
Sie nickte zögerlich. Sie glaubte selbst nicht daran.
"Wir schaffen das." Wiederholte ich und legte meine Lippen auf ihre.
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The Cure
RomanceRomantik/Abenteuer Nachdem Chris' Freundin an einem gefährlichen Virus erkrankt ist, versuchen sein Freund Rick und er alles, um Alaya zu retten, welche nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Ihre Hoffnung ist ein Heilmittel in Boston. Doch der W...