Mein Herz. Es brach. In tausend Teile. Meine Sicht vor mir verschwamm und ich wollte den schrecklichen Schmerz aus meiner Brust hinausschreien. Und ich tat es. Ich schrie so laut wie ich konnte. Schrie mir die Seele aus dem Leib und sank zu Boden. Ich sank zu Boden wie die erste heiße Träne, die meine Augen verließ. Rick wollte mich berühren, doch ich schlug seine Hand fort.
Alaya. Alaya. Ich brüllte und schlug so lange mit geballter Faust auf den Boden, bis sie schmerzte. Doch es konnte nicht den unerträglichen Schmerz in meiner Brust dämmen. Nichts konnte das. Sie war tot. Ich war in den letzten Tagen nicht bei ihr gewesen. Ich hatte sie im Stich gelassen.
Ich würde nie wieder in ihre blauen Augen schauen, sie nie wieder lächeln sehen können. Ich hatte jämmerlich versagt. Ich packte mir ins Haar und zog daran. Auf dem Boden hinterließ ich eine Blutspur, doch die quälende Wahrheit ließ nicht zu, dass ich irgendeinen anderen Schmerz spürte, als diesen unerträglichen.
Ich wusste nicht, wie lange es her war, dass ich geweint hatte, aber so bitterlich konnte es nie gewesen sein. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen so ansatzweisen qualvollen Schmerz verspürt. Ich konnte nichts um mich herum erkennen. Die Tränen verschleierten meine Sicht. "Komm zurück zu mir, Alaya", wisperte ich mit rauer Stimme. "Komm zurück zu mir, verdammt!" Ich brüllte so laut, dass es die ganze Stadt hören musste.
Ich schluchzte auf und schlug mir gegen die Brust, in der mein Herz schlug, während Alays für immer stillstand. Wieso hatte ich sie nicht aufgehalten? Es nicht verhindert, dass sie nach Phoenix ging? Wieso hatte ich nicht an ihrer Stelle infiziert werden können? Sam hatte mir meine Welt genommen. Dieser verdammte Mistkerl hatte sie mir einfach entrissen und verhindert, dass ich sie wieder zurückbekam. Meine Hand zitterte unkontrollierbar, als ich sie zu meinem Mund führte und nur wenige Sekunden später den metallischen Geschmack auf meiner Zunge schmeckte.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn umzubringen. Qualvoll. So wie er es mit Alaya getan hatte. Wie er es mit Jeremy getan hatte. "Ich werde dich umbringen, Sam!", schrie ich in die Ferne und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Meine Unterlippe bebte.
"Chris, es tut mir so... schrecklich leid." Claudias Stimme drang zu mir durch, als wäre sie mehrere Meter von mir entfernt, doch ich wusste, dass sie direkt neben mir stand. Erst als ich ihre Hand auf meiner Schulter spürte, traute ich mich, nach oben zu blicken. Tränen standen in ihren Augen, während meine Welt ein für alle Mal zusammengebrochen war. Sam hatte mir das Herz aus der Brust gerissen und war darauf herumgetrampelt, wie ein Stück Dreck.
Und ich wusste, niemand könnte es jemals wieder zusammenflicken. "Chris, sieh mich an." Rick ging direkt vor mir in die Hocke, griff nach meinem rechten Arm, der immer noch schlaff auf dem blutigen Grund lag, als hätte er Angst, ich würde mir die Hand weiter zertrümmern. Doch nichts Anderes wollte ich.
"Sieh mich an." Widerwillig schaute ich in sein vor Schock verzerrtes Gesicht. "Irgendetwas stimmt da nicht", setzte er an, doch ich ließ ihn nicht ausreden. "Hör auf!", brüllte ich ihn an. "Hör auf. Alaya ist tot! Mein Mädchen ist tot." Rick umgriff mein Schultern und rüttelte heftig an mir. "Hör du mir zu, Chris. Piper ist meine Freundin und ich kenne sie. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ihre Stimme. Sie hat sich nicht traurig, sondern ängstlich angehört. Irgendetwas ist hier gewaltig faul. Woher sollte sie überhaupt die Nummer von dem Bürgermeister haben? Das ergibt alles keinen Sinn."
Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Ich wollte keine unnötige Hoffnung, nur, weil er nicht wollte, dass ich mir etwas antat. Er machte es nur noch schlimmer. "Chris, verdammt. Du liebst Alaya. Vielleicht ist sie nicht tot. Was hast du immer zu mir gesagt?" Ich schluckte schwer. "Alaya ist eine Kämpfernatur, sie wird nicht aufgeben", brachte ich brüchig hervor. Urplötzlich sah ich sie vor mir. Gesund. Immer noch am Leben.
"Ihr Freund hat recht", mischte sich der Bürgermeister ein und trat näher an uns heran. Langsam wirkte alles nicht mehr so verschwommen wie zu Anfang. Luke hatte sich an seine Mutter geklammert und verbarg sein Gesicht. Die Kameramänner waren näher gerückt und hatten mein Ausraster auf Kamera. Doch ich könnte mich nicht weniger dafür interessieren. "Ich wüsste nicht, woher sie meine Nummer haben sollten."
Der Schmerz in meiner Brust ging nicht fort, doch der erneute Funken Hoffnung, brachte nichts Anderes als Angst in mir hervor. "Bitte, Rick, lass das. Ich werde es nicht überleben, wenn meine Hoffnung erneut erlischt", flehte ich, doch Rick ließ sich nicht beirren.
"Wem haben Sie ihre Nummer in den letzten Monaten gegeben?" Was auch immer Rick dort versuchte, er sollte aufhören. Aufhören. Verdammt.
"Eigentlich nur einem Geschäftsmann in Boston, der hier beim Aufbau einer Firma helfen sollte." Für einen Moment setzte mein Herzschlag aus. "Wie sah er aus?", fragte ich aufdringlich und verdrängte auf einmal jeden schlechten Gedanken. Was auch immer dort gerade in mir aufstieg, ich konnte es nicht verdrängen.
"Blond. Schlank. Er hat sich mir als Oliver vorgestellt. Oliver Pires, glaube ich mich zu erinnern." Ein tiefes, unmenschliches Brüllen entfuhr meiner Kehle. Oliver Pires. Für einen kurzen Moment wurde ich in die Vergangenheit zurückkatapultiert, an die ich nie gerne zurückdachte und immer verdrängt hatte. "Ich erinnere mich nicht an viel, aber an was ich mich noch genau erinnern kann, ist das Gespräch mit Sam, in dem er mir erzählt hat, dass wenn er jemals einen Grund dafür finden sollte neu anfangen zu müssen, er sich Oliver nennen würde."
Mein Körper war so adrenalingeladen, dass ich aufsprang wie ein wildgewordenes Tier. Alaya. Sie war vielleicht nicht tot. Ganz egal wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass ich falsch lag, Rick hatte recht, ich würde nicht aufgeben. Auch wenn der Schock noch tief saß, sah ich genau vor meinen Augen, was ich wollte.
"Los, Rick, wir werden Sam ein für alle Mal erledigen."
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The Cure
RomanceRomantik/Abenteuer Nachdem Chris' Freundin an einem gefährlichen Virus erkrankt ist, versuchen sein Freund Rick und er alles, um Alaya zu retten, welche nur noch ein paar Wochen zu leben hat. Ihre Hoffnung ist ein Heilmittel in Boston. Doch der W...