•Chapter 4•

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Die nächste Woche verging wie im Flug. Lovis und ich hatten abgemacht, dass wir uns jeden zweiten Tag treffen würden.
Bei den Nachhilfestunden hatte sich wie bisher nichts verändert und ich persönlich fand es frustrierend, dass er nichteinmal mit mir redete.
Deshalb schaute ich am Dienstag Nachmittag zu Lovis rüber, der wie immer mit seinem Handy beschäftigt war.
"Mit wem schreibst du eigentlich immer?"
Und so schnell wie ich die Frage gestellt hatte, desto schneller bereute ich es direkt wieder. Wieso sprach ich immee schneller, als zu denken?
Seine braunen Augen richteten sich auf mich.
"Lass mich kurz überlegen... ähm... ach ja - geht dich nichts an."
Mit den Worten blickte er wieder runter.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und stüzte meinen Kopf auf meine Hand.
Eigentlich sollte ich abgeschreckt sein und mich wieder meiner arbeit wittmen, damit ich schneller von hier weg kam.
Doch aus irgendeinem unempfindlichem Grund, tat ich das nicht. Zwar loderte tief in mir immer noch meine Alarmglocken, die mir sagten,dass ich mich so gut wie möglich von ihm fern halten sollte. Aber in diesem Moment war ich nicht abgeschreckt und ich hatte auch keine Angst.
Ich beobachtete ihn eine Weile und studierte den jungen Mann, der vor mir saß.
Eine schwarze Strähne hatte sich aus seinen hoch gestylten Haaren gelöst und hing ihm in die Stirn. Da er seine Lederjacke ausgezogen hatte, hatte ich nun einen besseren Blick auf seine Statur. Seine breiten Schultern und Brust spanten durch das Schwarze T-Shirt. Seine Armmuskeln zeichneten sich markant durch seine Haut ab.
Gelogen hatte Louisa wirklich nicht.
Wenn ich alles andere beiseite legte und ihn rein objektiv betrachtete, dann sah Lovis Blackwell wirklich atemberaubend gut aus.
Schnell schüttelte ich den Gedanken ab.
Na und, selbst wenn: er war und blieb einer von den Arschlöchern.
"Feuerlöckchen."
Seine tiefe Stimme holte mich aus meinen Gedanken heraus.
"Anstarren kannst du mich, wenn du mit den Aufgaben fertig bist."
Schnell setzte ich mich auf und schnaubte.
"Träum weitet. Und hör auf mich rumzukommandieren."
Es lag vielleicht an diesem komischem Gefühl, dass aufeinmal über mich gekommen war, dass ich keine angst vor ihm hatte. Doch trotz meinem Respekt vor ihm, ließ ich mich nicht herumschubsen.
Das hatte ich schon zu oft durch und mittlerweile gelernt, meine Selbstsicherheit bei zu behalten.
Lovis sah mich einen Moment an. Amscheinend hatte er nicht mit meiner Antwort gerechnet. Doch dann fasste er sich wieder. Er schnaubte amüsiert.
"Was?"
Blaffte ich.
Es war wirklich an der Zeit, dass ich diesem Mistkerl wenigstens ein bisschen die Stirn bot. Immerhin war ich nicht seine Sklavin. Auch wenn ich gerade von meiner anstauenden Wut geleitet wurde, debatierte die Region in meinem Hinterkopf, ob es eine gute Idee war, sich gegen ihn aufzustemmen.
"Nichts... konzentrier dich lieber wieder."
"Du sollst mich nicht rumkommandieren. Du kannst das auch gerne selbst machen, ich hab kein Problem zu gehen."
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich hier eine Linie bei ihm übertreten hatte, doch ich versuchte meine Miene bei zu behalten.
Plötzlich stemmte Lovis seine Ellenbogen auf den Tisch und verzog seine Augen zu Schlitzen, währens er mich fixierte.
Duech das nach vorne Lehnen, war er mir unweigerlich näher gekommen.
"An deiner Stelle würde ich jetzt besser die Klappe halten."
Raunte er mit gesengter, aber bestimmter Stimme.
Ich hielt seinem Blick stand, doch ich sagte kein Wort, denn ich konnte nicht leugnen, dass mich seine Art einschüchterte. Ein Schauer durchflutete meinen Körper, doch es fühlte sich irgendwie... gut an?
Was war nur los mit mir?
Ich hatte zwar respekt vor seiner gesamten Ausstrahlung, doch gleichzeitig wusste ich, dass er mir nichts tun würde.
Wie konnte ich sowas denken?
Der Typ wurde nicht umsonst als gefährlich betietelt, selbst mein Bruder hatte es mir mehr als klar unter die Nase gerieben.
Wie konnte ich dann soetwas denken?
Unserer intensive Augenkontakt wurde beendet, sobald Lovis sich wieder zurück lehnte und sich wieder seinem Handy wittmete.
Sofort atmete ich die angehaltene Luft aus, von der ich nichtmal mitbekommem hatte, dass ich sie angehalten hatte.
Dann setzte ich meinen Stift wieder auf das Papier.

                               .  .  .

Endlich Wochenende.
Wenn ihr jetzt dachtet ich würde mich darüber freuen, weil Feiern angesagt war, dann lagt ihr falsch.
Ich hatte nämlich neben der Schule und der Arbeit auch ein Hobby.
Und das war tanzen.
Es war Samstag morgen und ich schloss die Tür zur Tanzschule auf.
Ich hatte den Schlüssel, da mir die Tanschule auch gehörte. Naja zumindest zur Hälfte. Die andere Hälfte gehörte Susan, eine enge Freundin meiner Mutter.
Meiner Mom hatte ursprünglich die Tanschule gehört und nach ihrem Tod wurde sie an uns beide vererbt.
Wir unterrichteten hier viele verscheidene Stilrichtungen, die ich auch alle beherrschte.
Ich tanzte schon seit ich denken kann, es war eine Art Zufluchtsort, wo ich mich entspannen konnte.
Als ich mich umgezogen hatte, begann ich mich im Tanzsaal zu dehnen.
"Hey Jade."
Ein Junge meines Alters kam auf mich zu gelaufen - blonde Haare und blaue Augen beschrieben sein Äußeres in kurz Version.
"Hey."
Es war mein Grundschulfreund und Tanzpartner Hunter.
Die einzige männliche Person - neben meinem Brudef - der ich fast blind vertraute.
"Hast du die Choreo schon fertig?"
"Jap. Liegt auf der Anlage."
Dieses Jahr hatten wir uns für ein Tanzwettbewerb angemeldet. Der Gewinner bekam 20.000$.
Ich hatte überhaupt nicht lange darüber nachgedacht und uns sofort eingetragen. Nicht nur weil ich wusste, dass wir sehr gut waren, sondern auch weil das Preisgeld uns eine riesige Last nehmen würde.
"Ouh... da will aber jemand unbedingt gewinnen."
Ich stand auf und lief grinsend auf ihn zu.
"Das steht doch garnichtmehr zur Debatte oder?"
Er lachte und sah sich das Blatt weiter an.
"Na los. Wir haben eine Stunde bevor die Kleinen kommen."
Hunter war ebenfalls einer der Tanzlehrer hier und das ganze Wochenende lang waren wir hier als Lehrer eingetragen, da wir dann keine Schule hatten.
Natürlich gab es unter der Woche andere Angestellte, die das dann für uns übernahmen.
Wir begannen die Choreo zuerst ohne Musik durch zugehen und uns zu merken, bevor wir Stück für Stück die Musik dazu nahmen. Die Hebefigueren beschlossen wir auszulassen und ein anderes mal zu üben.
Am Ende der Stunde waren wir dann durchgeschwizt und außer Atem.
"Das ist ziemlich gut."
Sagte Hunter beeindruckt.
"Ja... vielleicht änder ich den Part mit der Drehung nochmal."
Ich studierte den Zettel mit der Choreografie.
"Hey Jade ähm... hast du Montag was vor? Ich dachte wir können uns vielleicht auf einen Café treffen oder so..."
Er krazte sich verlegen am Kopf.
Warum war er aufeinmal so nervös?
"Tut mir Leid Hunter, aber ich hab da neuerdings diesen Nachhilfeschüler und das kann ich nicht absagen."
"Nein, nein... schon klar alles gut. Aber sag mal... Nachhilfe? Du?"
Ich rollte genervt meine Augen.
"Frag nicht."
Er kicherte und nickte verstehend.

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