•Chapter 44•

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Ungeduldig tippte ich auf dem Lenkrad herum,während ich auf Jade wartete.
Sie sagte mir, dass ich hier warten sollte und sie gleich wieder da sei.
Ein paar Minuten später sah ich im Rückspiegel, wie sie auf mein Auto zu kam. Doch sie war nicht allein.
Ein kleines Mädchen lief an ihrer Hand neben ihr her.
Ich hatte sie schoneinmal gesehen. Letzte Woche, doch da war sie mit David zusammen gewesen.
Die Schwester.
Jade öffnete die Tür, setzte sich auf den Beifahrersitz und nahm die Kleine auf ihren Schoß.
"Okay, jetzt können wir weiter."
Ich betrachtete das Bild neben etwas skeptisch. Ich hatte nie wirklich was mit Kindern zu tun und war auch nicht sonderlich begeistert von ihnen.
Anscheinend hatte ich etwas zu lange gestarrt, denn Jade fing plötzlich an zu reden.
"Oh ach ja. Lovis das ist Josie. Josie das ist Lovis."
Sie zeigte auf mich, woraufhin die Kleine beschämt lächelte und sich weiter in Jades Arm drängte.
"Was auch immer."
Ich zuckte mit meinen Schultern, während ich los fuhr.
Zuerst war alles ganz normal, doch dann fing Josie an das Auto zu erforschen und sich zu bewegen. Ich konnte sehen dass Jade Schwierigkeiten hatte sie still zu halten.
"Was ist das?"
Sie zeigte auf die Parkscheibe, die in der Mittelkonsole lag.
Ihre große Schwester erklärte ihr die Bedeutung davon und mancher anderer Sachen geduldig, während ich innerlich die Augenrollte.
Gott Kinder waren echt anstrengend.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie ihre Hand nach dem kleinem Display über dem Radio ausstreckte.
"Hey, hey! Nicht anfassen!"
Sagte ich sofort, woraufhin Jade mich verständnislos und etwas amüsiert ansah.
"Wieso? Ich pass schon auf, dass sie nichts kaputt macht."
"Aber sie hat Sand an den Händen."
Bemerkte ich.
Augenrollend klopfte Jade den Sand von den Händen ihrer kleinen Schwester ab.
"Zufrieden?"
Die Frage war überflüssig, denn Josie begann bereits mit ihren Händen auf den Tasten rum zu tatschen.
Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf die Straße.
"Hier nach bist du mir sowas von was schuldig."
Grummelte ich, woraufhin ich ihr zuckersüßes Lachen hörte.

Nachdem ich vor ihrem Haus geparkt hatte, sriegen wir aus.
"Vielleicht sollte ich nicht mit reinkommen." Ich versteckte meine Hände in den Taschen meiner Lederjacke.
"Wieso nicht?"
Ihre grün-blauen Augen blickten mich fragend an.
"Ich steh nicht so drauf von deinem Bruder vermöbelt zu werden."
Wieder ertönte ihr lachen.
"Er ist beim Training, keine Sorge."
Damit drehte sie sich um und folgte Josie, die bereits zur Tür vorrannte.
Während ich Jade folgte konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick immer mal wieder an ihrem Körper hinunter wanderte.
Ich musste meine Gedanken kontrollieren, schließlich waren wir nicht alleine.
Sobald wir uns im Wohnzimmer befanden und sie ihrer Schwester die Jacke ausgezogen hatte, wurde die Haustür aufeinmal geöffnet.
Einen kurzen Augenblick hatte ich bedenken, dass es David war.
Doch zu meinem Glück war es nur ein anderer Junge, welcher ebenfalls rote Haare hatte.
Ich schätzte ihn auf 14.
"Oh hey Danny."
Der Rotschopf murmelte ein Hallo mit gesenktem Kopf.
Wie viele Geschwister hatte sie denn noch?
Ich war erstaunt, wie groß diese Familie war.
Und Jade und David mussten sich um die beiden auch noch alleine kümmern, während sie selber noch zur Schule gingen.
"Wie war die Schule?"
Fragte Jade interessiert und ging auf ihn zu.
"Gut, kann ich in mein Zimmer?"
Jade sah ihn nur skeptisch an.
"Was hast du da?"
Sie nahm sein Kinn in die Hand und hob sein Gesicht, woraufhin man einen großen, blauen Fleck direkt under seinem Auge sehen konnte.
Aber nur für kurz, denn er senkte seinen Kopf sofort wieder.
"Nichts." Er schlug ihre Hand weg.
"Dan, was ist das?"
"Nichts, ich bin vom Fahrrad gefallen."
"Lüg mich nicht an, hast du duch geprügelt? Hat dich jemand geschlagen?"
Jade ließ nicht locker woraufhin Dan sich umdrehte, doch seine Schwester hielt ihn zurück.
"Dan!"
"Lass mich in ruhe!"
Brüllte er zurück und rannte in sein Zimmer.
Jade wollte ihm hinterher, aber Josie stand vor ihr und machte theater.
Frustriert seufzte sie und nahm sie auf den Arm.
"Hier, kannst du kurz halten."
Es war weniger eine Frage, denn sie drückte mir das Mädchen einfach in die Hand und lief Dan hinterher.
Perplex stand ich da, Josie in meinen Händen mit ausgestreckten Armen.
"Warte- was soll ich mit dem Ding machen? "
Rief ich ihr hinterher, aber sie war schon verschwunden.
Etwas panisch richtete ich meinen Blick wieder auf das Kind.
Sie schaute mich aufmerksam aus ihren großen Augen an. Sie hatten die selbe Farbe wie Jades.
"Großartig."
Seufzte ich.
Ich schaute mich kurz um und beschloss sie dann auf dem Tisch abzusetzen.
"Warte hier bis Jade wieder kommt, okay?"
Die Kleine schüttelte den Kopf.
"Ich will zu Ferdinand."
Sagte sie, zeigte auf irgendetwas hinter mir und fing an ans Tischende zu Krabbeln.
"Stop!"
Ich packte sie und setzte sie wieder hin. Dann blickte ich hinter mich und sah ein kleinen Stoffhaasen auf dem Sofa.
"Ich hol ihn dir. Nicht bewegen."
Machte ich ihr klar und ging Richtung Sofa.
Zur Sicherheit schaute ich nocheinmal über meine Schulter und sah mit erschrecken, dass Josie sich aufrecht hingestellt hatte und sich zu einen der Stühle beugte.
Sofort lief ich zu ihr.
"Stop! Josie!"
Das Mädchen sah in meine Richtung und verlor dabei das Gleichgewicht. Zum Glück war ich rechtzeitig bei ihr und schlang einen Arm um ihren Bauch. Ich drehte sie um und nahm meine andere Hand dazu, sodass ich sie wieder vor mir hielt.
"Ich hab doch gesagt du sollst still halten! "
Wütend blickte ich sie an, doch das einzige was sie tat war zu lachen.
Ja sie lachte!
"Das ist nicht witzig kleine."
Ich schüttelte sie leicht und meine Worte brachten sie noch mehr zum lachen.
Langsam verschwand meine Wut, irgendwie fiel es mir schwer bei dem Klang ihrer Lache ernst zu bleiben. Ich legte meinen Kopf schief.
"Du machst wohl einfach was dir in den Kopf kommt hm? Ganz die Schwester."
Mit einer Bewegung hatte ich sie über meine Schulter geschmissen und hielt sie an einem Fuß fest.
Sofort kreischte und lachte sie wie verrückt.
"Oh oh, pass auf."
Ich tat so, als würde ich sie loslassen, doch festigte meinen Griff in letzter Sekunde wieder.
"Neinn!" Kreischte sie gefolgt von Gekicher.
"Ich will hoch! Ich will hoch!"
Bettelte sie und ich tat worum sie bat.
Dann setzte ich sie auf meine Schultern.
"Hoch genug?" grinste ich.

Jades POV:

Ohne nachzudenken folgte ich Dan in sein Zimmer.
Mein Puls stieg genauso wie meine Wut. Ich war nicht wütend auf ihn, sondern wer auch immer ihm das angetan hatte.
"Dan Benson bleib gefälligst stehen!"
Ich stand in der Tür mit in die Hüfte gestemmten Armen. Mir war wirklich nicht zu Scherzen zu mute.
Mein kleiner Bruder drehte sich zu mir um und blickte trotzig zurück.
"Erzähl mir jetzt sofort wer das war."
"Niemand."
Ich kniff meine Augen zusammen.
"Bullshit."
"Warum kannst du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?"
Er verschränkte wütend seine Arme.
"Weil ich mich um dich sorge verdammt! Und ich lasse nicht zu wie jemand dir weh tut, hörst du?"
Dan antwortete nicht sondern starrte nur auf den Boden.
Ich seufzte auf, ihn so zu sehen machte mich fertig.
Warum sagte er mir nicht einfach was los war?
Hatte er angst?
Bedrohte ihn jemand?
Ich würde aufjedenfall David davon erzählen, vielleicht konnte er sich ja in seiner Schule etwas umhören.
"Schau Danny, du kannst uns immer alles erzählen das weißt du doch. Wir wollen nur, dass es dir gut geht."
Ich kam einen Schritt auf ihn zu, doch er drehte sich von mir weg.
"Es geht mir gut. Kann ich jetzt bitte alleine sein?"
Etwas enttäuscht atmete ich aus, bevor ich ihm antwortete.
"Klar."
Damit ging ich aus seinem Zimmer den Flur entlang.
Plötzlich kam mir ein Gedanke auf.
Josie.
Ich hatte sie mit Lovis alleine gelassen!
Das konnte ja nur ein Disaster werden!
Meine Schritte wurden schneller, doch so schnell wie meine Sorge gekommen war, so schnell verschwand sie wieder.
Ich horchte und ich hörte nix. Kein Kinderschreien oder irgendein Anzeichen, dass etwas falsch war.
Etwas verwirrt betrat ich das Wohnzimmer und blieb überrascht stehen.
Ich traute meinen Augen nicht.
Josie stand auf der Sofalehne und Lovis nur einige Schritte entfernt von ihr.
"Okay, 1... 2... 3!"
Sobald Lovis gezählt hatte, sprang meine kleine Schwester vom Sofa in seine Arme.
Ihr Kichern erfüllte den ganzen Raum, ebenso wie Lovis Lachen.
Beide hatten noch nicht bemerkt, dass ich hier war, aber das störte mich nicht.
"Nochmal!"
Quieckte Josie aufgeregt und ohne zu zögern packte Lovis sie zurück auf die Lehne.
Ich beobachtete das Geschehen noch einmal fasziniert und mit einem breitem Grinsen im Gesicht.
Lovis Blackwell spielte mit einem Kind.
So wie ich ihn kannte und von dem was ich im Auto mitbekommen hatte, war das das seltenste was man wahrscheinlich auf der Erde zu sehen bekam.
Sein und Josies Lachen breitete wohlige Wärme in mir aus.
Sowas süßes hab ich noch nie gesehen.
Langsam trat ich an die beiden ran, woraufhin Lovis plötzlich seinen Kopf hob und verstummte.
"Oh Feuerlöckchen..."
"Ich hab mir Sorgen gemacht, aber wie ich sehe hast du alles unter Kontrolle."
Ich grinste ihn breit an.
"Naja äh- gut dass du wieder da bist. Hier."
Er überreichte mir Josie und versuchte seine übliche Maske wieder aufzusetzen, doch es war viel zu spät dafür.
Amüsiert sah ich ihm dabei zu, wie er versuchte unberührt zu wirken.
Wie er versucht seine Gefühle zu verstecken.
"Wie gings mit deinem Bruder?"
Wechselte er schnell das Thema.
Frustriert seufzte ich.
"Er will mir nichts sagen. Ich verstehs einfach nicht."
Lovis gab mir als antwort nur einen nachdenklichen Blick.
"Ich hab hunger!"
Beklagte sich Josie, woraufhin ich die Augen rollte.
"Schon okay, ich mach dir was." Dann wandte ich mich zu Lovis.
"Ist es okay, wenn ich kurz-"
"Ja klar. Ich ähm muss sowieso mal auf die Toilette."
"Zweite Tür rechts."
Rief ich ihm hinterher,als er sich auf den Weg in den Flur machte.





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