•Chapter 12•

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Lovis POV:

Am Samstag morgen fuhr ich wie verabredet um 10 Uhr in die Tanzschule.
Wer bitte hatte so früh schon die Energie zu irgendwas?
Manchmal fragte ich mich immernoch, ob ich eigentlich total bescheuert gewesen war, den Deal anzunehmen.
Aber dann erinnerte ich mich wieder daran, dass ich es aus einem Grund getan hatte.
Das Geld konnte viele meiner Probleme lösen.
Vorallem die mit meinem Vater.
Ich war immernoch ein wenig sauer auf mich selbst gewesen, dass ich Jade auf der Party etwas über mein Privatleben ausgeplaudert hatte. Es war komisch denn, normalerweise sprach ich nichtmal im betrunkenem Zustand über meine Probleme.
Aber als Jade von dieser Missgeburt von Typ angegrabscht wurde, bekam ich plötzlich Flaschbacks von meiner Mom.
Zum Glück hatte ich ihr weder was von ihr, noch von meinem Vater erzählt.
Generell hatte ich das Gefühl, dass ich ihr schon viel zu nahe stand, obwohl die meisten Leute jetzt wahrscheinlich sagen würden, dass das gerade mal als Anfang einer Freundschaft einzustufen war.
Für mich war es zu viel, denn ich wollte es vermeiden Freundschaften zu schließen. Der einzige von dem ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte war mein bester Freund Chris. Mehr brauchte ich auch nicht.
Und schon garkein Mädchen.
Aber irgendetwas hatte es mit Jade auf sich. Sie ließ nicht locker, egal wie sehr ich auch versucht hatte, sie zu verschrecken.
Und aus einem mir unerklärlichem Grund hatte sie es geschafft, dass ich diese Nähe, die wir jetzt hatten, zugelassen habe.
Du musst einfach mal deine Spielchen auspacken.
Ich meine zugegeben, Jades Erscheinungsbild war wirklich... heiß.
Vielleicht konnte ich ja doch eine Nummer mit ihr reißen, auch wenn ich am Anfang dagegen war.
Außerdem lag mir dann wahrscheinlich David im Nacken.
Aber das war eigentlich genau, was ich brauchte. Es machte alles nur noch spannender.
Und dann konnte ich vielleicht wieder zurück auf den Boden der Tatsachen kommen.
Doch urgendwie hatte ich das Gefühl, dass es dafür schon zu spät war...
An der Tanzschule angekommen schaute ich in die Räume in der unteren Etage hinein, doch nirgendswo war sie zu finden.
Also ging ich die Treppe hinauf und schaute durch die Glastür.
Dort stand sie, an der Stange vor dem Spiegel und dehnte sich. Nur dass sie dabei ihr Bein ausgestreckt bis an ihren Kopf zog.
Ich war beeindruckt und ohne das ich es wollte, schlichen sich ein paar unvernünftige Fantasien in meinen Kopf.
"Vorsicht Schlangenfrau, nicht dass du dich verknotest."
Ich kam grinsend in den Raum gelaufen.
Jade drehte sich um und lächelte. Ihre Augen blizten auf.
Sie war wohl wirklich froh, dass ich gekommen war.
Irgendwie mochte ich diese Art von Begrüßung von ihr.
"Ich hatte schon angst du kommst nicht."
"Hey, ein Mann hält sein Wort."
Ihr Kichern erklang, während ich meine Lederjacke auszog.
"Okay, also der Tanz ist ein Walzer, ich finde wir können am besten damit punkten..."
"Ist Walzer dieser Tanz wo die Frauen immer knappe Kleider tragen?"
Jade runzelte die Stirn und sah mich verwirrt an.
"ähm... nein. Zumindest werde ich ein Ballkleid tragen, soviel steht fest."
"Schade." Seufzte ich, wofür ich ein Augenrollen von ihr kassierte.
"Ihr hormingesteuerten Schwachköpfe seid alle gleich."
Daraufhin zwinkerte ich ihr nur zu.
"Wie auch immer...ich habe einige Hebefiguren eingebaut, ein Freund von mir wird mit dir irgendwann noch Hebetechnicken üben... so aber fürs erste werden wir mit dir noch im Nicht-Schwimmerbecken beginnen."
Im was?
"Erstmal wird sich aufgewärmt und dann testen wir dein Rhythmusgefühl."
"Na super." Murmelte ich, ohne dass sie es hören konnte.
Jade machte Musik an und ich begann ihre dämlichen Aufwärmübungen mitzumachen.
"Ich fühl mich wie ein totaler Idiot, weißt du das?"
Sagte ich, als ich versuchte die Dehnübung nachzumachen.
"Ist das nicht normal, wenn man auch einer ist?"
Jade grinste in sich hinein.
"Ich seh schon, du holst die absoluten Knaller aus dem Gepäck. "
Genervt richtete ich mich wieder auf.
"Wann kommen wir zur Sache?"
Jade blickte mich spöttisch von der Seite an.
"Du bist noch lange nicht bereit dafür, Blackwell."
"Wieso? Ich weiß wie das geht."
"So?" Sie forderte mich mit ihren in ihre Hüfte gestemmten hände heraus.
Ich kam zu ihr gelaufen, legte eine Hand auf ihren unteren Rücken und griff mit der anderen nach ihrer Hand, während ich sie zu mir zog.
"Und jetzt wird getanzt." Sagte ich leise, als ich ihr selbstsicher in die Augen schaute.
Ich konnte ganz genau sehen, dass sie nervös geworden war, was sie jetzt versuchte zu verstecken, indem sie den Blickkontakt vermied.
"So aber nicht."
Widersprach sie mir.
"Um genau zu sein, hast du alles falsch gemacht, was man falsch machen kann."
Sie führte meinen Arm ihren Rücken hinauf bis zu ihrem Schulterblatt.
"Die Gehört hierhin und das hier..."
Sie ließ meine Hand los, korrigierte meinen Ellenbogen, sodass er parallel zum Boden und ausgestreckt war und legte dann ihre Hand samtleicht in meine.
"...wird so gemacht."
Ihr finger drückte mein Kinn nach oben.
"Kopf hoch. Der Boden ist für uns uninteressant."
Sie grinste mich frech an.
Damn... sie wusste wirklich was sie hier tat.
Und es war auf unerklärliche Art total sexy.
Plus sie hatte es geschafft, mich zum Schweigen zu bringen.
Wow.
Ich versuchte nicht daran zu denken und schaute mir stattdessem unsere Haltung an, um wieder ich selbst zu werden.
"Das ist nicht gerade bequem." Gestand ich.
"Es soll ja auch nicht bequem sein, sondern gut aussehen."
Wir ließen wieder voneinander ab.
"Um die Haltung kümmern wir uns aber später. Zuerst sind die Grundschritte des Walzers wichtig."
Sie machte einen anderen Song an.
"Am einfachsten ist es, wenn du dir merkst es gibt 3 Schritte die sich immer wiederholen, in einem bestimmten Rhythmus."
Sie stellte sich in die Mitte des Raumes, und hielt ihre Arme angewinkelt vor sich.
"Ein großer und zwei kleine... eins... zwei,drei...eins...zwei,drei..."
Sie begann die Schrittfolge vor zu tanzen.
"Verstehst du?"
"Ich denke schon."
Sie kam auf mich zu und nahm beide meine Hände in ihre.
Hatten unsere Hände sich gerade einen Stromschlag gegeben?
Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, was ich sofort wieder verdrängte.
"Bei dem ersten machst du einen Schritt auf mich zu."
Ich tat was sie sagte, ich machte einen Schritt auf sie zu, während sie einen nach hinten ging.
"und 2,3..."
Langsam übte ich mit ihr die Schritte und den Rhythmus.
Am Ende hatte ich es sogar schon ganz gut drauf.
Das war der Zeitpunkt, wo ein Junge, wahrscheinlich so alt wie sie, den Raum betrat.
"Hey." Er schien etwas verwirrt zu sein.
"Oh Hi! Perfektes Timing. Hunter Lovis, Lovis Hunter. Er ist mein neuer Tanzpartner für den Wettbewerb."
Hunter streckte mir die Hand entgegen.
"Freut mich." Sagte er und ich nickte.
"Hunter ist mein Tanzpartner, naja normalerweise, du weißt schon."
Also das war der Kerl, der sie sitzen gelassen hat.
"Oh warte, ich hab noch die Schuhe von Sarah unten. Ich hol sie schnell."
Jade sprach zu Hunter und lief dann aus dem Raum.
Hunter begann seine Sachen auszupacken, während ich meine wieder einpackte bzw mich anzog.
Ich musterte ihn.
Blondes Haar, blaue Augen, schlank und ungefähr die gleiche Größe wie ich.
"Also... habt ihr was miteinander?"
Fragte ich beiläufig.
Doch womit ich nicht gerechnet hatte war, dass ihn die Frage so aus der Bahn warf.
"Was? Jade und ich? Äh nein... nein wir sind nur sehr gute Freunde."
Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
Er stand auf sie.
Keine Zweifel.
Das könnte hier aufregender werden, als ich gedacht hatte.
"Hm... dann hab ich es doch nicht so schwer wie gedacht."
Ich murmelte den Satz leise vor mich hin, doch immernoch laut genug, dass er ihn hören könnte.
"Was?"
Kam es auch schon von ihm wie aus der Pistole geschossen.
"Hier sind sie."
In dem Moment kam Jade wieder herein.
"Ich bring dich noch runter."
Sagte sie an mich gewand und ich lief ihr hinterher.
Dabei verzog ich meinen Mund zu einem Grinsen, als ich an Hunter vorbei lief.
"Man sieht sich."
Es amüsierte mich noch mehr, mir seinen dämlichen Gesichtsausdruck vorzustellen.
Ich hatte die Chance gesehen - er hätte so oder so einen Wettstreit um Jade draus gemacht, alleine schon weil ich, ein anderer Junge, mit seinem Schwarm tanzte.
Und warum ihn dann nicht ein wenig herausfordern?
Denn ich liebte Herausforderungen.

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