•Chapter 17•

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Die beiden grinsten fies.
Warte, waren es nicht 3 gewesen?
Ohne Vorwahrnung tauchte der dritte von ihnen vor mir auf, weshalb ich mit meinem Kopf gegen seine Brust stieß.
Sofort sprang ich nach hinten um Abstand zu gewinnen.
Ich versuchte an ihm vorbei zu gehen, doch da stellte sich ein anderer vor mich.
Sie hatten mich umzingelt.
"Hast du Lust ein bisschen Spaß mit uns zu haben?"
Ich spürte eine Hand an meinem Arm und zog ihn ruckartig weg.
"Fass mich nicht an." Zischte ich, während ich versuchte den Kloß in meinem Hals zu ignorieren.
Niemand war hier, ich konnte mich nicht wehren.
Wenn ich schrie, würden sie mir höhst wahrscheinlich den Mund zu halten.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Das Gelächter was von ihnen kam jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken.
Wieder fasste mich der eine an, diesesmal von hinten an meiner Hüfte.
"Ich hab gesagt fass mich nicht an!"
Meine Stimme war hysterisch und laut geworden. Aber die einzige Reaktion die ich bekam war erneutes Gelächter.
"Entspann dich Süße."
"Lass mich los!"
Egal wie ich mich auch wehrte, sie waren viel stärker als ich.
Meine Gedanken überschlugen sich.
Was würden sie wohl mit mir machen?
Ich wollte es mir nicht wirklich ausmalen.
Plötzlich hörte ich etwas.
Zuerst dachte ich, mein Gehirn spielte mir nur etwas vor, doch dann wurde es immer lauter.
Der Motor eines Autos, welches auf uns zu raste, war jetzt laut und deutlich zu hören.
Mit quietschenden Reifen kam das Auto neben dem Bürgesteig zum stehen.
Die Aufmerksamkeit der Jungs lag jetzt nicht mehr auf mir. Genau so überrascht wie ich blickten sie zu dem Fahrer, der mit voller Wucht die Fahrertür zu schlug.
Lovis.
"Was denkt ihr was ihr da macht? Lasst sie los."
Lovis hatte seine Hände zu Fäusten geballt und sah angsteinflößend wütend aus.
Der mit der Zigarette verzog sein erschrockenes Gesicht zu einem Grinsen.
"Blackwell. Was machst du denn für einen Aufstand?"
Warte... er kannte Lovis?
"Ich hab keine Lust zum Plaudern, Jake. Lass sie gehen und niemand kriegt Stress."
Und Lovis kannte diesen Kerl auch?
Jake schmiss seine Zigarette auf den Boden und trat darauf.
"Stress? Ist das etwa deine Kleine?"
Für einen kurzen Moment hatte ich Augenkontakt mit Lovis und ich sah etwas in seinen Augen aufblitzen, was ich nicht richtig deuten konnte.
"Lass sie einfach gehen."
Kam es von ihm aus zusammen gebissenen Zähnen.
"Hey was ist los? Sonst hast du doch auch keine Probleme zu teilen-"
Gerade als er seinen Satz beendet hatte, bekam er einen Schlag ins Gesicht verpasst.
Jake stolperte nach hinten, hielt sich sein Gesicht und schaute Lovis böse an. Doch der starrte nur noch aufgebrachter zurück.
"Ich sage es zum letzten Mal: Lass sie gehen."
Jake tastete seinen Kiefer ab und überprüfte, ob er Blut an seinen Händen hatte.
"Das war nur eine kleine Warnung. Bring mich besser nicht dazu wirklich zu zuschlagen."
Mit zusammen gekniffenen Augen musterte er Lovis noch einen Moment, dann nickte er seinen Leuten zu.
"Lasst sie los. Das ist es sowieso nicht wert."
Ich wurde in Lovis Richtung geschubst, woraufhin ich mich sofort hinter ihn stellte.
Jake grinste wieder sein ekelhaftes Grinsen.
"Man sieht sich."
Damit zogen sie ab.
Lovis blickte ihnen noch ein paar Sekunden nach, dann drehte er sich um.
"Steig ein."
Sagte er ohne seine Miene zu verziehen und ich tat was er sagte.
Während der Fahrt herrschte komplette Stille im Auto.
Ich zitterte immernoch ein wenig von dem Adrenalin und der Angst.
Lovis warf mir einen Seitenblick zu, doch ich legte meine Arme um mich und schaute aus dem Fenster.
Ich wusste nicht was ich denken sollte, oder was ich sagen sollte.
Lovis kannte diese Typen, aber was bedeutete das?
Wir hielten vor meiner Wohnung und ich wunderte mich, woher er überhaupt wusste, dass ich hier wohnte.
Doch das war mir in dem Moment egal. Ich griff nach der Tür, um sie zu öffnen, doch da legte sich Lovis Hand um meinen Arm und hielt mich zurück.
"Jade."
Ich blickte in seine braunen Augen und konnte den Kloß in meinem Hals deutlich spüren.
Alleine weil er meinen richtigen Namen gesagt hatte wusste ich, dass er mehr als ernst war.
Er seufzte und schien zu überlegen, was er mir jetzt sagen sollte.
"Egal was du jetzt denkst, es ist nicht wahr."
Dazu müsste ich erstmal wissen, was ich eigentlich dachte.
Tief in meinen Inneren wusste ich es, aber ich wollte es einfach nicht zu einem echten Gedanken werden lassen.
Ich kannte die Geschichten über Lovis und ich wusste auch, dass er als Gefährlich abgestempelt wurde.
David hat es mir selbst gesagt.
Warum kapierte mein Gehirn es dann nicht?
Das Problem war, dass ich ihn jetzt schon ein paar mal von einer anderen Seite gesehen hatte. Und es fühlte sich so an, als würden wir beide auf der selben Stufe stehen. Es fühlte sich so an, als würde er mich verstehen.
Ich glaubte einfach nicht daran, dass die ganzen Geschichten über ihn, die ganze Wahrheit waren.
Jedoch begann ich jetzt daran zu zweifeln.
"Okay." War alles was ich rausbekam, denn ich merkte, wie mir eine Träne die Wange runter rollte.
Vielleicht war es die Erleichterung gewesen, dass ich tatsächlich vor diesen Scheißkerlen gerettet wurde. Vielleicht war es auch einfach die Enttäuschung von Lovis, die die Situation mir in den Kopf gesetzt hatte.
"Wenn es nicht so ist, wieso erzählst du mir dann nicht die Wahrheit?"
Er fuhr sich durch die Haare und schaute kurz aus dem Fenster, bevor er mich wieder ansah.
"Das ist alles... kompliziert."
"Ich hab Zeit."
War das die Chance, dass er sich mir öffnen würde?
Lovis tippte nervös mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum.
"Hör zu, das einzige was mich mit den Typen verbindet ist, dass ich mit ihnen ein paar Mal Geschäfte gemacht habe. Das ist alles."
Ich runzelte die Stirn.
"Geschäfte?"
Lovis war ziemlich hibbelig geworden, so als würde ihm die Situation sehr unangenehm sein.
Ein lautes Seufzen entfloh seinem Mund.
"Weißt du was Benson, du solltest jetzt aussteigen."
Was?
"Wie jetzt? Lovis du-"
"Steig einfach aus!"
Meine Trauer verwandelte sich in Wut.
Schon wieder.
Er knallte mir schonwieder die Tür vor der Nase zu.
Ich war bereits ausgestiegen und bevor ich noch irgendwas sagen konnte, fuhr er davon.
"Jade? Was machst du hier?"
David tauchte hinter mir auf und sah mich verwundert an.
"Wo ist Josie? Warum stehst du hier draußen?"
Er schaute in die Richtung, in die Lovis Auto verschwunden war.
"War das etwa Blackwell?"
Mein Bruder redete so schnell, dass ich keine Zeit hatte die Situation zu erklären.
Mist, Josie!
Ich hatte die Kleine ganz vergessen!
"Josie ist noch im Kindergarten."
Fing ich an zu reden, aber David war schon aufgebracht.
"Super, der Kerl ist also schuld, dass du Josie nicht abgeholt hast."
"Nein, so war das nicht-"
"Ich kanns nicht glauben Jade! Siehst du, was dieser Typ für einen schlechten Einfluss auf dich hat?"
Er ging zu seinem Auto.
"Warte hier, ich hol sie ab. Wir reden später."
Großartig, jetzt war David auch noch sauer auf Lovis.
Dabei hatte er mich vor einer Katastrophe gerettet.

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