•Chapter 41•

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"Was machst du da?"
Hörte ich seine Stimme neben mir, während wir auf die Straße zu liefen.
"Ich such mir eine Busverbindung raus."
Plötzlich wurde mir das Handy aus der Hand gerissen und ich schaute empört nach oben.
"Brauchst du nicht."
Lovis lief rückwärts vor mir her, als er meinen Bildschirm mit einem Knopfdruck sperrte.
Überrascht lief ich ihm hinterher. Er hatte sich umgedreht und war mitlerweile an seinem Auto angekommen.
Jetzt sah er mich wieder an.
"Ich fahr dich."
Mit der Aussage warf er mein Handy in meine Richtung, dass ich ehrlich gesagt nur mit viel Glück zu fassen bekam, da ich nicht darauf vorbereitet war.
Doch ich sagte nichts dazu, denn ich war immernoch ein bisschen überrscht von seiner lockeren Art.
"Danke."
Brachte ich heraus und stieg gleichzeitig mit ihm ein.
Sobald er den Motor startete fiel mir der Moment im Flur wieder ein und Hitze schoss mir in die Wangen.
Gut dass es einiger maßen dunkel war.
Wie hatte ich das nur vergessen?
Ich wusste nichteinmal, was ich darüber denken sollte.
Mein Kopf war leer, doch mein Herz pumpte wie wild bei dem Gedanken daran, wie er vor mir stand. Wie er meinen Nacken geküsste hatte. Wie er mich angesehen hatte.
Das was ich in dem Moment gespürt hatte, wie ich am ganzem Körper bebte, weil das Gefühl mich überrumpelte.
Ich schluckte und lehnte mich an die kalte Fensterscheibe.
Es dauerte nicht lange, bis wir an meinem Haus angekommen waren. Mit mulmigem Gefühl drehte ich mich zu ihm.
"Danke fürs Fahren."
Ich lächelte leicht, aber als er sich etwas zu mir nach vorne lehnte wurde ich sofort flachatmig.
"Nichts zu danken."
Sagte er mit rauer Stimme, während er den Knopf von meinem Anschnaller drückte, sodass sich das Band von meinem Körper löste.
Dann lehnte er sich wieder nach hinten, ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen.
Automatisch erschien auch ein Grinsen auf meine Gesicht.
"Bis morgen." Mit meiner Hand strich ich mir eine rote Locke hinters Ohr und stieg aus.
"Bis morgen, Feuerlöckchen."

Der Montag war endlich da und die Ferien waren viel zu schnell vorbei.
In der ersten Stunde saß ich neben Lovis in Chemie, nach dem ich wie immer erfolgreich zu spät gekommen war.
Es schien so, als wäre jeder in dem Kurs immernoch im Ferienmodus. Doch Lovis war derjenige der keine Hemmungen hatte, das auch offensichtlich zu zeigen.
Er lag mit der Stirn auf seinen Armen, die gefaltet auf dem Tisch verweilten.
"Lovis."
Ich stupste ihn mit meinem Ellenbogen an.
"Hör auf, sonst bekommst du noch ärger."
"Na und." Sagte er genervt, ohne mich anzugucken.
"Lovis!"
Ermahnte ich ihn zischend, woraufhin er sich mit einem Seufzer aufrichtete. Seinen Kopf stütze er auf seiner Hand auf und schaute mich an.
"Guck mich nicht so an, ich will nur nicht, dass du ärger bekommst."
Stellte ich klar.
"Sagt diejenige die jeden Tag zu spät kommt."
Empört blickte ich in seine Richtung und bekam ein Grinsen zurück.
"Ich...da-das ist was ganz anderes! Dafür kann ich nichts!"
"Jaja schon klar."
Er richtete seinen Blick nach vorne an die Tafel.
"Ich meins ernst."
Wut war in mir aufgestiegen, da er mir nicht glaubte und sich über mich lächerlich machte.
Keine Antwort.
"Blackwell."
Zischte ich energisch und schlug ihm gegen seinen Arm.
"Au! Ist ja gut, war nur ein Scherz!"
Verteidigte er sich, dabei hielt er sich seinen Arm.
"Du kannst jetzt aufhören zu scherzen."
Sagte ich augenrollend, womit ich auf sein Schauspielern hinwies, als hätte ich ihm wirklich weh getan.
"Ich mach keine Witze mehr. Das hat wirklich weh getan Feuerlöckchen."
An seinem Gesichtausdruck sah ich, dass er es ernst meinte.
Wow, ich hatte ihm wirklich weh getan?
Ein breites Grinsen erschien auf meinen Lippen, doch verschwand gleich wieder, da Mr. Raynolds uns jetzt ermahnte.
"Benson, Blackwell! Ruhe da hinten!"
Schnell senkte ich meinen Kopf und nahm meinen Stift wieder in die Hand.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Lovis grinste.
Ich schaute zu ihm.
Kurz darauf brachen wir in leises Gekicher aus.
Es waren solche Momente, die ich liebte mit ihm.
Sie kamen bis jetzt nur wirklich selten vor, aber darum waren sie um so besonderer.
Da könnte man sagen, dass ich Lovis wirklich mochte. Wenn er seine Fassade ablegte und ganz ungezwungen war.
Irgendwie richtig befreit.
Doch genauso wie jedesmal hielt der Moment nicht lange an.
In der weiteren Schulzeit an dem Tag sah ich ihn nicht wirklich und wenn, dann schien er mich nicht zu sehen.
So wie immer.
Die Nachhilfestunde hatte er auch abgesagt und auf morgen verschoben.
Ich wurde einfach nicht aus ihm schlau, doch ich beschloss meine Gedanken so gut es ging davon fern zu halten. Es war alles gut so wie es gerade war - wir hatten keine Auseinandersetzungen, er war halt einfach Lovis.
Und gerade weil es vergleichsweise gerade gut lief mit ihm, wollte ich mich nicht beklagen.
Wir hatten nicht über den Vorfall von Gestern geredet und ich war der Überzeugung, dass es auch kein Thema in der Zukunft sein würde. Schließlich hat mir Lovis nur ein paar Stunden davor gesagt, dass es nichts zum hinein interpretieren gab.
Ich hatte nichts dagegen und es machte Sinn für mich, doch ich konnte nicht verhindern ab und an daran zu denken. Die Fragen die aufgewühlt wurden - z.B. warum es keine Einmalige Sache geblieben war, obwohl er es jedoch von sich aus ausdrücklich betont hatte - drängte ich in den Hintergrund und versuchte mich auf andere Sachen zu konzentrieren.

Am Abend arbeitete ich wieder in der Bar mit Lou. In den zwei Wochen Ferien hatte ich mir extra frei genommen, da ich mich komplett aufs Training mit Lovis konzentriert hatte.
Seufzend lehnte ich mich gegen den Tresen, an dem Lou gerade ein paar Getränke auf ein Tablett stellte.
"Ich habs nicht vermisst wieder hier zu sein."
"Wenigstens hattest du frei!" Beschwerte sich meine Freundin und gab mir einen neidischen Blick.
"Weißt du wie langweilig es ohne dich war?"
Ich kicherte.
"Jetzt bin ich ja wieder da."
Louisa gab mir ein Lächeln das soviel sagte wie zum Glück und machte sich dann auf den Weg zum nächsten Tisch.
Mit einem weiterem Seufzer ging auch ich zu einem neuen Gast, um mit dem Bedienen weiter zu machen.




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