Near To You

•Chapter 9•

"Wat's up girl?"
Ich schloss gerade die Tanzschule ab, als mich Louisa anrief.
"Hey." Lachte ich in den Hörer.
"Hast du so in etwa einer Stunde schon was vor?"
Ich runzelte meine Stirn.
"Nein, wieso?"
"Okay, jetzt schon. Markus schmeißt eine Home und ich hab keine Lust alleine hin zu gehen."
"Ähm Lou, ich hab morgen Tanzunterricht. Ich kann nicht auf-"
"Ich hol dich in einer Stunde ab. Bis später!"
Und aufgelegt.
Eigentlich würde ich jetzt wütend sein, aber da es Louisa war, kannte ich solche Aktionen schon von ihr.
Also seufzte ich nur und beeilte mich nachhause zu kommen und mich fertig zu machen.
Wenn Louisa sich was in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte niemand was daran ändern.
Ich hatte es schon oft genug versucht - es war ein Ding der Unmöglichkeit.
Markus war ein Freund von ihr, der im selbem Jahrgang wie sie war.
Zuhause duschte ich und machte mich fertig. Ich zog mir eine Jeans und ein Schulterfreies, langärmliges Top an.
"Und bitte setz deine Kopfhörer nicht auf, damit du Josie hörst."
Bat ich Dan, während ich mir meine Schuhe anzog.
"Ja schon klar."
"Danke, du bist der Beste."
Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Da ertönte auch schon das Hupen von draußen und ich schloss die Haustür hinter mir.
David war noch beim Training, aber er würde auch bald zurück sein.
Und immerhin war Dan 13, er hatte schon oft auf Josie aufgepasst.
Ich stieg in Louisas Auto ein, die mir gut gelaunt entgegen lächelte.
"Du weißt, dass ich dich dafür hasse."
"Gerngeschehen."
Das Radio dudelte im Hintegrund während der Autofahrt und ich erzählte Lou, dass ich mir den Tanzwettbewerb abschminken konnte.
"Aber hey, dann muss ich wenigstens doch nicht alleine den Laden schmeißen."
Ich rollte die Augen und schnaubte belustigt.
"Lou, wer wird dieses Auto eigentlich wieder nachhause fahren?"
Ich fragte deswegen, weil Louisa nie auf eine Party ging, ohne sich ordentlich zu betrinken.
"Mein Bruder ist auch da."
Ein Glück.
Wir klingelten an der Tür von Markus Haus und wurden von lauter Musik und stickiger Luft begrüßt.
"Hey, schön dass ihr da seit."
Wir begrüßten Mark.
"Na Kleine, hat Lou dich wieder mitgeschleppt?"
Ich hing öfter mit Lous älteren Freunden ab, weshalb sie mich auch schon kannten. Es war immer lustig mit ihnen, trotzdem war ich mit niemandem so eng, wie mit Lou.
"Ohne Jade ist es einfach nicht Lustig."
Verteidigte sich meine Freundin und zog mich mit ins Wohnzimmer, wo die meisten Menschen versammelt waren.
"Hey Lou. Jade."
Ethan nickte mir zu, er war Lous älterer Bruder.
Auch er kannte mich schon eine Ewigkeit.
Louisa holte uns natürlich als erstes sofort zwei Drinks.
Ich sah mich ein bisschen um und versuchte mir einen Überblick über die Gäste zu verschaffen.
Und wie der Teufel es wollte, kam mir ein Gesicht besonders bekannt vor.
"Lovis ist auch hier?"
Fragte ich verwundert.
"Oh, ja. Ganz cool der Typ, auch wenn mam schon andere Sachen gehört hat."
Sagte Markus und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
In diesem Moment schaute Lovis zu uns herüber. Unsere Augen trafen sich, doch es gab nichteinmal ein kleines Nicken zur Begrüßung.
Warum sollte man seiner Nachhilfelehrerin auch Hallo sagen?
Vielleicht hatte er mich doch nicht gesehen?
Nein, er hatte mich gesehen. Zweifellos.
"Ich bin gleich wieder da."
Mit den worten verschwand ich in der Menge und versuchte Lovis zu finden.
Er stand in einer Ecke und goss sich gerade etwas in einen Becher, was mir nach Alkohol aussah.
"Brauchst du hilfe."
Mit einem laut starkem Seufzen drehte er sich zu mir um.
"Nicht gleich so fröhlich."
Was war mit ihm los?
"Kannst du aufhören, dich wie mein Babysitter zu verhalten? Nur weil du mir Nachhilfe gibst, musst du mir nicht auch außerhalb ständig hinterher rennen."
Ich öffnete den Mund um ihm zu wiedersprechen, doch es kam kein Ton raus. Also schloss ich ihn wieder.
Ich war zu überrascht von seiner Reaktion - natürlich im negativem Sinne.
Wo ist der lockere, nette Lovis mit dem ich in der Bar geredet und dem ich letztens Nachhilfe gegeben hatte?
"Wenn du mich entschuldigst, ich hol mir noch einen Drink."
Er ging an mir vorbei und verschwand in der Küche.
Plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl in meiner Brust, als hätte jemand mein Herz herausgenommen und es in der Mitte durchgebrochen.
Aber warum?
Wahrscheinlich, hatte ich gehofft, dass zwischen uns jetzt endlich alles okay war.
Doch da hatte ich mich anscheinend getäuscht.
Warum machte es mir überhaupt so viel aus?
Ein blinder erkannte doch, dass er das alles nur abgezogen hatte, weil ich ihm dann half. Ich hatte es voraus gesehen und mir trotzdem sowas wie Hoffnung gemacht.
Dumm Jade, warum bist du nur so unglaublich dumm.
"Jadeee da bist du!"
Louisa kam auf mich zu gesprungen.
"Ich hab dich schon gesucht. Lass uns tanzen."
Also ließ ich mich von ihr mit in die Menge ziehen. Ich musste mich ablenken und tanzen mit ein bisschen Alkohol war da genau das richtige.
Ich trank meinen Becher in einem Zug aus und schüttelte die Gedanken an Lovis ab.
Dynamite von Taio Cruz fing an als nächstes zu spielen und die tanzenden jubelten.
Louisa drehte sich zu mir und lachte, während wir begannen ausgelassen zu der Musik zu tanzen.
Auch Markus kam dazu und begann Louisa anzutanzen.
Wir lachten und ich hatte Lovis schon bald nicht mehr in meinen Gedanken.
Nach einer Weile spürte ich, wie zwei Hände von hinten an meine Tallie fassten.
Ich drehte meinen Kopf um zu sehen wer es war. Irgendein fremder Typ begann mich von hinten anzutanzen, worauf ich überhaupt nicht stand.
Um genau zu sein machte es mir sogar Panik.
Ich versuchte seine Hände weg zu machen, doch er griff sofort wieder nach mir.
"Hey, wo willst du hin."
"Lass mich los."
Ich schaffte es mich zu ihm umzdrehen und versuchte jetzt ihn von mir zu drücken - ohne Erfolg.
"Ich hab gesagt los lassen!"
Langsam wurde ich panischer. Der Kerl roch ekelhaft nach Alkohol und sein Griff war sehr fest. Mein Atem ging schnell und ich merkte, wie ein ekelhafter Schauer über mich kam. Genauso einer, wenn Paul mich angefasst hatte.
Plötzlich ließ die eine Hand von ihm von mir ab, doch als ich aufschaute konnte ich sehen, dass er es nicht freiwillig getan hatte.
Lovis stand neben uns und hatte den Arm des Typen in der Hand.
"Bist du taub oder einfach nur dumm? Lass. Sie. Los."
Der Kerl war jetzt sichtlicht verängstigt und Lachte nervös.
"Wow, ganz ruhig man..."
Dann entfernte er sich endlich mit erhibenen Armen von mir, während Lovis ihm noch mit seinem bösem Blick nachschaute.
Danach drehte er sich zu mir.
"Danke."
Gab ich kleinlaut von mir und strich mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
Lovis starrte mir direkt in die Augen, dabei wirkten sie leicht glasig, aber gleichzeitig funkelten sie wütend.
"Komm mit."