Near To You

•Chapter 43•

Die Woche verging recht schnell und ehe ich es mich versah stand ich mit Lovis in der Tanzschule.
Ich hatte den Freitag Nachmittag extra ausgesucht da ich wusste, dass Hunter heute nicht da sein würde.
Es brauchte kein besonderes Wissen um zu sehen, dass die beiden sich offensichtlich nicht leiden konnten.
Aus welchem Grund auch immer.
Okay, vielleicht fielen mir doch ein paar Gründe ein.
Ich wusste wie gemein und provokant Lovis sein konnte, was er bei Hunter auch oft genug gewesen ist.
Doch Hunter war auch nicht wirklich unschuldig. Er hatte genauso gut Momente gehabt in denen er sich nicht anders verhalten hatte.
Aufjedenfall hatte ich mir vorgenommen die beiden ersteinmal nichtmehr zusammen zu tun - so gut wie meine Möglichkeiten halt dafür reichten.
Gerade gingen wir den Tanz nocheinmal durch, mit Schwerpunkt auf die Hebefiguren und die Drehungen gelegt.
Wir hatten noch ungefähr einen Monat, um die Choreografie zu perfektionieren.
Ich konnte mich nicht wirklich beklagen - Lovis hatte wirklich schnell gelernt und er steckte wirklich arbeit rein.
Wer würde das auch nicht bei 10.000$?
"Ich schwöre, wenn der bescheuerte Wettbewerb vorbei ist werde ich nie wieder in meinem Leben dieses Lied hören."
Sagte Lovis genervt und erschöpft, als wir eine Pause einlegten.
Ich kicherte.
3 Monate ein Lied in Dauerschleife zu hören und jeden einzelnen Ton und Beat auswendig zu können machte irgendwann wirklich kein Spaß mehr.
"Tja, bis da hin musst du es noch aushalten." Bedauerte ich ihn mit einem Grinsen, woraufhin er nur beleidigt schnaubte.
"Wäre es wenigstens ein cooles Lied."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Das ist Standarttanz, kein Hip Hop."
"Ich weiß und es ist stink langweilig zu tanzen."
Seufzte er und lief auf mich zu.
Dann legte er den Kopf schief.
"Kannst du sowas überhaupt?"
"Was?"
Ich schaute ihn fragend an.
"Keine Ahnung, was aufregenderes als das. Irgendwas anderes halt!"
"Ja natürlich!"
Meine Hände waren in meine Hüften gestemmt.
Dachte er etwa, das war alles was ich hier machte?
"Dann zeig mal her."
Er entfernte sich etwas von mir, aber seine Worte ließen mich ihn perplex anstarren.
"Wie? Jetzt?"
"Ja." Bestätigte er.
"Oder kannst du doch nichts?"
Während er sich auf den Stuhl an der Wand setzte, zog er provokant eine Augenbraue hoch.
Leider ließ ich mich zu leicht von ihm provozieren, aber er war auch einfach gut darin mich aufzuregen.
"Doch." Ich spürte wie ich meine Augenbrauen aus Wut zusammenzog.
Mit einer Kopfbewegung, die soviel sagte wie na dann lehnte er sich in seinem Sitz zurück.
Leise atmete ich aus, um meinen Puls runter zu bringen.
Na schön Blackwell, du willst spielen?
"Okay, was aufregendes also."
Dann lass uns spielen.
Ich lief zur Musikanlage und schaute mir die Songs an.
Als mir Toxic von Britney Spears ins Auge fiel, zog sich mein Magen aufgeregt zusammen.
Die Choreografie, die ich vor einiger Zeit dazu gemacht hatte, sollte passen.
Also sartete ich den Song, stellte mich vor Lovis in Position und fing an mich zu bewegen.

In dem Youtube Video seht ihr die Choreografie, die Jade tantz.

Lovis POV:

Als Jade anfing zu tanzen, konnte ich nicht aufhören sie anzustarren.
Ich wusste, dass sie sich gut bewegen konnte, aber das war was anderes als was ich auf den Partys gesehen hatte.
Ihre Ausstrahlung, die Art wie sie sich bewegt, ihre wilden, roten Locken, ihr Körper - einfach alles an diesem Anblick fesselte mich.
Dieses Mädchen war einfach unglaublich und unvorhersehbar.
In einem Moment war sie schüchtern und zurückhaltend, in dem anderen war sie süß und witzig und im nächsten selbstbewusst und sexy.
So wie jetzt.
Meine Gedanken entfernten sich immer mehr von unschuldigen Vorstellungen je länger ich sie anschaute und wie von selbst stieg die Frage auf, was ich alles mit ihr in diesem Moment tun könnte. Diese wurde von meiner Fantasie recht schnell beantwortet.
"Und, aufregend genug?"
Jade holte mich aus meinen Gedanken, woraufhin ich zu ihr aufblickte.
Sie stand mittlerweile vor mir, außer atem, die Hände in die Hüften gestemmt und mich abwartend anschauend.
Wie so oft auch dachte ich nicht wirklich nach, sondern handelte einfach instinktiv.
Meine Hände bekamen ihre Tallie zu fassen und zogen sie ohne zu zögern auf meinen Schoß.
Ich konnte sehen, das sie nicht damit gerechnet hatte.
Ihre Hände waren auf meiner Brust abgestützt, während sie mich aus großen Augen ansah.
Mein Blick wanderte durch ihr Gesicht und blieb an ihren Lippen hängen.
An ihrer Tallie zog ich sie langsam näher zu mir, um die Lücke zwischen uns zu verkleinern.
Ich konnte ihren flachen Atem spüren und ihr ansehen, wie ich ihren Puls steigen ließ.
Es gab mir ein unbeschreibliches Gefühl zu wissen, was ich in ihr auslösen konnte. Wie sie auf mich reagierte.
Sowas hatte ich noch nie gespürt.
Ich hatte zwar Erfahrung und ich wusste ganz genau was ich tun musste, um die anderen Mädchen schwach werden zu lassen.
Aber nie war es so extrem, nie fühlte es sich so echt an wie jetzt.
Noch nie hatte ich solche Kontrolle über jemanden.
Es war fast so, als hätte Jade noch nie diese Intimität und Nähe erlebt - aber gleichzeitig war sie so erfahren.
Es faszinierte mich.
"L-Lovis-"
"Schh.."
Ich legte ihr einen Finger auf den Mund, woraufhin sie sofort still war.
Mit meinem Daumen strich ich über ihre Unterlippe und zog sie am Kinn weiter zu mir.
Meine Faszination für Jade mischte sich jedoch jedesmal mit meinem eigenem Verlagen, dass gleichfalls noch nie so extrem gewesen war.
Ich hatte zwar Kontrolle über Jade, aber schien keine Eigenkontrolle zu haben.
Jedesmal, wenn wir uns näher gekommen waren wurde mir bewusst, wie viel Kraft es gekostet hatte mich zurück zu halten.
Schließlich hielt ich es nichtmehr aus, schloss meine Augen, streckte ihr meinen Kopf den letzten Zentimetern entgegen und...
Der heiß ersehnte Kuss blieb aus, stattdessen klingelte lautstark das Handy von Jade, die erschrocken ihre Augen aufriss.
Genervt legte ich meinen Kopf in den Nacken und seufzte frustriert.
"Du willst mich doch verarschen."
Murmelte ich zu mir selbst, als sie von meinem Schoß runter ging und schnell ihr Telefon aus der Tasche kramte.
Mit verschränkten Armen beobachtete ich sie dabei, wie sie besorgt mit der Person am anderen Ende sprach.
Am liebsten hätte ich ihr das Teil aus der Hand gerissen und durch den ganzen Raum geschmissen, nur um sie wieder für mich zu haben.
Jedesmal wurden wir von irgendwas oder irgendjemandem unterbrochen.
Und langsam fing es an meine Gedult auf die Probe zu stellen.
"Okay... bis nachher."
Als sie ihr Handy wieder wegsteckte erhob ich mich von meinem Sitz und lief ihr entgegen.
Sie hatte ein gequältes Lächeln auf den Lippen und knetete nervös ihre Hände.
"Alsoo... du hättest nicht zufällig Lust mich nach Hause zu fahren und dabei noch einen kleinen Zwischenstopp zu machen?"
Skeptisch hob ich eine Augenbraue, woraufhin sie ihr Gesicht verzog.
"Bitte, bitte! Es ist ein Notfall. Und außerdem kannst du dann gleich dein Kostüm für den Auftritt mitnehmen! Das ist nämlich bei mir Zuhause!"
"Warte Kostüm? Feuerlöckchen du hast versprochen, dass ich keine Tütüs trage!"
Stellte ich aufgebracht klar.
"Es ist auch kein Tütü du Dummkopf! Es ist ein Hemd, eine Hose und ein Jackett. Also, würdest du mitkommen? Bitte?"
Immernoch schaute ich ohne Begeisterung auf sie herunter, doch sobald sie ihre Unterlippe hervorschob konnte ich nicht standhaft bleiben.
Wirklich Lovis? Das war alles was es brauchte?
Seufzend gab ich nach.
"Na schön."
Aufgeregt klatschte sie in ihre Hände.
Wir packten unsere Sachen zusammen und liefen zu meinem Auto. Anscheinend hatte sie es wirklich eilig.
Mit gemischtem Gefühl fuhr ich los.
Ich wusste nicht so richtig, was ich dachte.
Hatte ich mich gerade wirklich von einem Mädchen manipulieren lassen, wegen einem Schmollmund?
Unauffällig schielte ich zu Jade auf den Beifahrersitz.
Was machst du nur mit mir?