•Chapter 24•

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Nachdem wir alle wieder auf dem Boot waren und uns getrocknet hatten, bereiteten wir das Essen vor.
Die kleinen beiden Tische an der Seite waren befüllt mit Nudel- und Kartoffelsalaten, Bouletten, Sandwiches und frischem Obst.
Während wir aßen wurde viel geredet und gelacht, aber irgendwie konnte ich mich nicht richtig in die Gespräche mit einbinden, da meine Gedanken immernoch ganz woanders waren.
"Alles gut bei dir? Du bist so ruhig."
Lou stupste mich mit ihrem Ellenbogen an und redete mit gesenkter Stimme, sodass es nicht gleich jeder mitbekam.
Ich hob den Blick und nickte.
"Ja, alles bestens."
Noch während ich das sagte trafen meine Augen direkt auf Lovis. Zu meiner Überraschung hatte er bereits in meine Richtung geguckt, sodass sich unsere Blicke jetzt trafen und ich peinlich berührt meinen Kopf sofort wieder senkte.
Lou war meinem Blick gefolgt und ich musste garnicht hinschauen um zu wissen, dass sie fett grinste.
"Ach wirklich? Oder ist Blackwell vielleicht der Grund?"
Plötzlich verschluckte ich mich an dem letztem Bissen, den ich noch im Mund hatte und begann lautstark zu husten. Sofort griff ich nach meinem Becher und trank große Schlucke daraus.
Meine Freundin kicherte in sich hinein, doch was mich wirklich noch mehr erröten ließ war Lovis, der ein breites grinsen auf den Lippen hatte.
Warte, hat er Lou gehört??
"Ich sag nichts mehr."
War Louisas einziger Kommentar zu meiner Reaktion auf ihre Frage. Dann wittmete sie sich wieder ihrem Essen, während ich innerlich fluchte.
Den rest der Rückfahrt versuchte ich so wenig Blickkontakt wie möglich mit Lovis zu haben.
Keine ahnung was mit mir los war, die Stimmung zwischen Lovis und mir war irgendwie komisch, obwohl ich nicht einmal sagen konnte woran es lag.
Vielleicht war ich auch nur die jenige die so empfand.
Vielleicht war ich einfach verrückt.
Denn wie sollte es nicht verrückt sein, dass die Bilder von seinen braunen Augen und seinem amüsiertem Grinsen immer wieder in meinem Kopf auftauchten?
Oder dass mein Herz wie wild anfing zu schlagen, wenn ich darüber nachdachte, wie ich die nächsten Tage mit ihm trainieren würde?
Es war wohl eindeutig, dass ich verrückt war.

                            .    .    .

Die nächste Woche verging wie im Flug.
Lovis und ich arbeiteten jeden Tag an der Choreo für den Tanzwettbewerb. In den letzten Tagen konnte ich sehen, wie sich seine Bewegungen immer mehr verflüssigten und er beinahe nicht mehr auf seine Füße schaute. Die Schritte hatte er sich gut eingeprägt und ich half ihm die Technik noch mehr zu verbessern.
Gleichzeitig nahm er mich mit zu seinem Boxtraining.
Er zeigte mir mehr von den Slebstverteidigungstechniken und machte mit mir regelmäßig Krafttraining, damit ich mehr Muskeln aufbaute und generell stabiler wurde.
Klar trainierten wir hart, doch es machte mir unglaublichen Spaß die Zeit mit ihm zu verbringen.
Ich weiß nicht woran es lag, aber in den Tagen hatte er keinen seiner Aussetzer und die Stimmung zwischen uns war besser denn je.
Sie war sogar so gut, dass ich glaubte, er hätte mich akzeptiert und sich mir geöffnet.
Doch dieser Glaube verflog so schnell, wie er gekommen war.
Es war Freitag Abend und wir waren gerade fertig mit dem Tanztraining.
"Nächste Woche fangen wir dann mit den Hebefiguren an."
Sagte ich, während Lovis sich seine Tasche über die Schulter warf.
"Super."
Er zückte sein Handy und hörte nur mit halbem Ohr zu, da er auf seinem Bildschirm rumtippte.
"Hast du Hunger?"
Fragte ich ihn und bekam eine ganze Weile keine Antwort, bis ich mich Lauter wiederholte.
"Lovis?"
Er packte sein Handy weg sah mich mit seinem üblichem emotionslosem Blick an.
"Hm?"
"Hast du Lust noch was essen zu gehen? Hier ist so ein Imbiss direkt-"
"Nein danke, ich passe."
Er ging an mir vorbei, doch ich gab noch nicht auf.
"Ich lade dich auch ein."
Versuchte ich es mit euphorischer Stimme und zog spielerisch meine Augenbrauen nach oben.
Lovis blieb stehen und seufzte.
Im Gegensatz zu mir wirkte er überhaupt nicht fröhlich und sofort verkrampfte sich meine Magengegend.
"Wann kapierst du das endlich? Ich halte meinen Teil der Abmachung und du deinen. Das ist das einzige was uns verbindet, klar?"
Und wie klar das war.
Ich erwiderte seinen Blick, nickte und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, der plötzlich aufgetaucht war.
Dann drehte er sich um, doch als er vor der Glastür angekommen war, blieb er nocheinmal stehen. Er kehrte mir immernoch den Rücken zu, während er sagte: "Und wenn du schlau bist, hälst du dich so gut es geht von mir fern."
Kaum hatte er diesen Satz herausgebracht verließ er den Raum.
Einen Moment lang stand ich einfach nur da und versuchte das alles zu verstehen.
Was gab es da nicht zu verstehen?
Er hatte es klar gemacht, mehr als ein mal: wir hatten einen Deal und mehr auch nicht. Es würde niemals zu einer Freundschaft oder zu einer anderen Art von Beziehung kommen.
Auch wenn er es schon einige Male getan hatte, warum tat es immernoch so weh, die Tür vor der Nase zugeschlagen zu bekommen?
Vorallem in dieser Woche hatte ich das Gefühl, wir wären einen ganzen Schritt weiter gekommen. Und dann stößt er mich so plötzlich von sich.
Wann akzeptierst du es endlich, Jade?
Ich schüttelte meine Gedanken ab und nahm meine Tasche.
Es hatte keinen Sinn.
Das musste ich endlich kapieren und aufhören mir sowas dummes wie Hoffnungen zu machen.
Wütend schlug ich die Tür hinter mir zu.


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