Kapitel 17

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Auf dem Weg zum Scotland Yard erzählte ich ihm alles Wichtige über die Fälle und, was die ganzen Jahre über passiert war, ließ jedoch unsere ganze Beziehung weg, es hatte ja eh keinen Sinn, und füllte die auftretenden Lücken, bedingt durch das weglassen unserer Beziehung, mit irgendwelchem Freundschaftskram.

Wir standen vor Lestrades Büro und keiner von uns getraute sich, die Tür auf zu machen, aus Angst, was wir zugesicht bekommen würden. Schließlich nahm ich meinen Mut zusammen und klopfte sachte an.

„Kleinen Moment!", kam es sofort und ziemlich außer Atem zurück. Oh bitte! Nicht schon wieder! Ich wechselte einen leidenden Blick mit Sherlock, der genauso aussah, wie ich mich fühlte.

Nach fünf Minuten öffnete sich schlagartig die Tür und Mycroft rauschte an uns vorbei. Schnell rief ich ihm hinterher:" Hey! Mycroft! Bitte warten Sie einen Augenblick! Es ist wichtig!"

„Was wollen Sie denn von mir, John?", fragte Mycroft mit so etwas, wie Scham in der Stimme.

„Es geht um Sherlock. Bitte. Könnten Sie kurz mit in Lestrades Büro kommen? Dann können wir ihnen alles erklären."

„Wenn sie mir sagen wollen, dass Sie vor haben zu heiraten, dann gratuliere ich Ihnen und verabschiede mich damit.", somit drehte er sich um und wollte wieder gehen.

„Nein! Bitte, Mycroft! Warten Sie!", rief ich und hielt ihn am Ärmel seines Anzugs fest.

„Darum geht es nicht. Woher wissen Sie überhaupt, dass ich.......Ach ist jetzt auch nicht so wichtig. Es geht um was anderes.", murmelte ich leise, traurig und mit einem dicken Kloß im Hals vor mich hin.

„Bitte. Kommen Sie einfach mit. Dann kann ich Ihnen alles erklären."

„Wenn es denn sein muss!", damit drehte er sich um und stolzierte zum Büro zurück. Leise seufzend und mit schlurfenden Schritten ging ich ihm hinterher, darauf bedacht nicht in Tränen auszubrechen. Wenn Moriarty nicht wäre, könnte ich ihn an Heiligabend fragen, ob er mich heiraten möchte. Ob er den Rest seines Lebens mit mir verbringen möchte. Denn das wollte ich mit ihm. Aber es schien so als ob mal wieder alles und jeder gegen uns wäre. Nun rollte bereits die erste Träne über meine Wange. Wütend wischte ich sie weg und betrat das Büro, wo schon alle auf mich zu warten schienen.

Dort schaute ich in zwei verwirrte und ein besorgtes Gesicht. Während Lestrade und Mycroft mich skeptisch und verwirrt ansahen, immerhin wussten sie ja nicht, warum ich weinte und so niedergeschlagen aussah, sah mich Sherlock besorgt und schuldbewusst an. Aber so sollte er nicht schauen. Er konnte immerhin nichts dafür. Deshalb trat ich auf ihn zu und streckte meine Hand aus, um ihm über die Wange zu streichen, ihn zu küssen und ihm zu sagen, dass er nicht so schauen sollte, als mir bewusst wurde, dass ich das nicht machen konnte, immerhin waren wir in seinen Augen Freunde und so etwas machten Freunde nun einmal nicht. Enttäuscht stoppte ich meine Hand ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht und ließ sie schließlich sinken. Jetzt schaute auch Sherlock mich verwirrt an. Na toll!

„ So, John. Jetzt erzählen Sie uns endlich warum ich unbedingt hier sein muss, ich habe gleich noch ein wichtiges Meeting.", meldete sich nach kurzer Zeit Mycroft zu Worte.

Ok. Tief durchatmen und dann einfach raushauen.

„Moriarty hat Sherlocks Gedächtnis gelöscht und er hat jetzt kein Erinnerungsvermögen mehr, an die letzten Jahre. Die letzte Erinnerung ist, dass wir nach einem Fall chinesisch Essen waren. Das war der Fall mit dem Taxifahrer. Unser erster Fall.", das Letzte war nur noch ein Flüstern, da ich einfach keine Kraft mehr hatte. Ich hatte mein Gesicht gesenkt und schaute auf meine Hände, die ich die gesamte Zeit über, knetete. Ich hob erst meinen Kopf, als ich Mycroft hörte, der mit Anthea telefonierte:" Anthea? Verschieben Sie meinen Termin auf Morgen...Mir ist klar, dass der Termin wichtig ist! Und jetzt machen Sie einfach!", damit legte er auf und schaute Sherlock an.

„Was machen wir denn jetzt?", fragte ich und versuchte meine Stimme nicht ganz so weinerlich klingen zu lassen, was mir mehr schlecht, als recht, gelang.

„Erzählen Sie doch bitte einmal ganz genau, was an diesem Morgen passiert ist.", kam es nun von Greg, der versuchte sich irgendwie ins Gespräch einzuklinken. Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Bitte nicht. Das konnte ich nicht. Nicht vor Sherlock!

Für immer. Oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt