EINS

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Sechs Monate. Sechs  verdammte Monate war ich nun schon unterwegs und immer wenn ich kurz  davor war sie zu finden verlor ich ihre Spur. Zumal ich auch nie wusste,  wann sie wo gewesen war. Wie machte man einen untergetauchten Vampir  ausfindig? Kreditkartenabrechnungen, Hotelreservierungen .. Schlagzeilen  über Mord und merkwürdige Tode. Nur .. solche Schlagzeilen gab es  leider ziemlich viele. Blutleere Körper. Bisswunden am Hals oder  Handgelenk.
Ich hatte jede Zeitung gelesen und das Internet  ununterbrochen durchsucht, Informationen beschafft, zwar nicht ganz  legal, aber ich musste wissen wo sie war. Wenn ich nicht gerade daran  dachte sie zu finden, dann daran, was ich sagen würde, wenn ich  herausgefunden hatte, wo sie war. Was sollte ich sagen? Wie würde sie  reagieren? Und .. wie konnte ich das Alles wieder gerade biegen?
  Seufzend raufte ich mir die Haare und schaute auf die drei Zeitungen vor  mir. Ich saß in Paris in einem Café an der Champs-Élysées und blätterte  hindurch. Es war erst ein paar Wochen her, als hier ein ziemlich  seltsamer Mord passiert war. Ein junger Mann war völlig Blutleer in  einer Gasse gefunden worden. Einstiche am Hals. Halbmondförmig und drum  herum ein roter Abdruck. Ich hatte mir die Polizeifotos angesehen.  Lippenstift. Zudem an beiden Armen blaue Flecken und auf seiner Jacke  waren schwarze lange Haare gefunden worden. Das hieß nichts, aber der  Opduktionsbericht war schon eine Sache für sich. Und genau das hatte  mich dann auf die Spur hier in Paris gebracht. Das Herz des jungen  Mannes hatte aufgehört zu schlagen und zwar bevor der Körper ausgesaugt  wurde. Niemand konnte das. Ein Vampir vergriff sich nie an toten  Menschen. Totes Blut schmeckte wirklich abartig, aber das .. das war  Beths Werk. Sie spielte gern mit ihrer Magie herum und konnte mit nur  einem Fingerschnippsen die Welt anhalten. In diesem Fall das Herz des  jungen Mannes. Ich stellte mir vor wie es abgelaufen sein musste.

Sie verfolgt und  beobachtete ihn. War ihm überall hin gefolgt, unauffällig versteht sich.  Wenn Beth sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann machte sie das  auch, egal um was es ging. Irgendwann hatte sie dann vermutlich genug  gehabt und ihn einfach in eine Gasse gezogen. Für einen kurzen Moment  war er von ihrer Schönheit abgelenkt, doch da hatte sie ihn schon  manipuliert und von seinem Blut gekostet. Schmeckt es ihr Pech für ihn.  Also hatte sie ihn gebeten nicht zu schrien und er tat natürlich genau  das, was sie wollte. Mit einer Handbewegung hörte sein Herz auf zu  schlagen und keine fünf Minuten später lag er Tod und leergesaugt in der  Gasse. So in etwa stellte ich es mir vor, wie das abgelaufen sein muss. 

Während ich den Artikel  durchlas fiel mir auf, dass jede der Redaktionen den Fall anders  darstellte. Die einen redeten von einem Art Opfer für irgendeinen Gott,  den eine Gruppe von Sadisten  anbetete. Schwachsinn. Die anderen  schrieben davon, dass es sich wohl um eine Krankheit handelte, die noch  nicht erforscht wurden. Dafür wurden andere solche Fälle herangezogen.  Ebenfalls Morde mit leergesaugten Körpern. Auch Bullshit. Und der letzte  Artikel war noch abstruser. Die Mafia habe den jungen Mann getötet,  sein Blut abgesaugt und dann am Schwarzmarkt verkauft. Absoluter Müll.  Aber gut, was konnte man von Menschen erwarten, die keine Ahnung hatten,  dass unter ihnen Vampire, Elben, Hexen und Werwölfe lebten?

Dieser Mord war vor etwa  zwei Wochen gewesen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie noch  hier sein würde. In meinen vierhundert Jahren war ich ganz schön  rumgekommen und hatte eigentlich fast überall meine Kontakte, aber  selbst auf die war kein Verlass. Keiner wusste irgendwas oder hatte sie  gesehen. Das war wirklich frustrierend. Ich zerknüllte die Zeitung und  verschränkte finster meine Arme. Immer wieder musste ich an ihren  Gesichtsausdruck denken. Und an ihre Worte "Halt den Mund Elijah. Es ist aus"
  Ja ich hatte es verdient. Ich hatte ihre Eltern getötet um meinen  Bruder zu retten, doch .. er war nicht mehr zu retten. Und dann diese  blöde Bindung zu Luzifer. Mein Leben war abgefuckt und ein absolutes  Chaos und Beth hatte es irgendwie geschafft, dass Alles Anders wurde.  Sie war das Licht in der Dunkelheit und die Hitze in der Kälte. Und ich  hatte es geschafft sie zu vertreiben. Hätte ich mich doch nur von ihr  ferngehalten und es nicht zugelassen, aber ich war schwach geworden.  Dieses Knistern zwischen uns war kaum auszuhalten gewesen. Wenn sich  unsere Blicke trafen geriet die Welt aus den Fugen und die Funken  zwischen uns setzten Alles in Brand. Diese Gefühle für sie .. ich hatte  noch nie davor so etwas empfunden. Sie waren so stark und daran konnte  nichts etwas ändern. Niemals. Auch wenn ich eine einsame Unendlichkeit  vor mir hatte und andere Frauen treffen würde .. selbst dann würde ich  sie immer lieben. Und es war meine Schuld, dass sie jetzt weg war.

Burning SkyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt