ZEHN

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Die letzten Tage waren an mir vorbeigestrichen, so als wären sie gar nicht da gewesen. Meine Gedanken kreisten nach wie vor um den ganzen Bullshit, der gerade passierte. Seit knapp zwei Stunden starrte ich den, mittlerweile zerknitterten, Zettel an. Das Symbol, das mir Becky gegeben hatte und ich war so weit wie vorher. Ich konnte damit absolut nichts anfangen. Zumal das nicht das einzige Zeichen war. Heute beim Frühstück hatte ich es gesehen. Beth trug ein ähnliches Symbol am rechen Ringfinger als Tattoo. Es war nicht auffällig, nein eher im Gegenteil. Man bemerkte es kaum, aber mir fiel jede Veränderung an ihr auf. Und auch dieses Symbol kannte ich nicht und das machte mich wahnsinnig. In was war Beth da hinein gerutscht?

Seufzend drehte ich den Zettel zum tausendsten mal herum, doch das Zeichen blieb immer das Gleiche. Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen. Die kühle Nachtluft strich über mein Gesicht. Auf dem Dach konnte ich besser nachdenken, außerdem war die Aussicht von hier wesentlich schöner. Vor ein paar Minuten war die Sonne untergegangen und London erstrahlten.

Ich kaute auf meiner Lippe herum und sah nochmal auf die schwarzen Linien vor mir. Mir blieb wohl nichts anders übrig. Eigentlich wollte ich es nicht tun, aber wenn ich etwas über dieses Symbol herausfinden wollte musste ich mit ihm reden. Also zog ich mein Handy heraus und durchsuchte meine Kontakte nach seiner Nummer.

Nach nur zweimal Klingeln ging er ran „Was willst du?" blaffte er und ich musste schmunzeln „Ist auch schön deine Stimme zu hören Jasper"

„Jaja. Wenn du anrufst heißt das nichts Gutes. Was willst du?" fragte er nochmal, diesmal mit mehr Nachdruck.

„Es geht um ein Zeichen, das ich nicht kenne" sagte ich und er schwieg eine Weile. Dann hörte ich ein lautes Aufseufzen „Weißt du .. deine Probleme habe ich nicht vermisst" sagte er und ich verdrehte die Augen „Also .. wann kann ich kommen?" fragte ich und stopfte den Zettel zurück in meine Tasche.

„Gib mir .. eine Stunde" sagte er und ich hörte es bei ihm im Hintergrund rascheln „Gut ich bin in vierzig Minuten bei dir" und damit legte ich auf. Vielleicht würde ich heute etwas mehr erfahren. Schön wäre es zumindest. Ich steckte mein Handy ein und schwang mich durch die Dachluke wieder ins Gebäude. Nick war zum Glück nicht da, denn ich wollte ihm nicht erklären, was ich machte oder ihm Rechenschaft ablegen.

In meinem Zimmer band ich mir mein Schwert um die Hüfte und steckte meine Glock in meinen Hosenbund. Dann zog ich den langen Mantel aus dem Schrank und zog ihn an. Der verdeckte wenigstens das Schwert. Es fühlte sich unheimlich gut an diese Dinge wieder bei mir zu haben.

Die Schule war schon ruhig als ich durch die Gänge schlich. Als ich an Beths Tür vorbei kam konnte ich nicht wiederstehen. Ich wollte nicht lauschen. Nein wirklich nicht, aber sie sprach mit jemandem und ihre Stimme war wie der Lockruf einer Sirene.

Ich verweilte nur einen Wimpernschlag vor ihrer Tür und ich konnte nur einen Satz verstehen: Ich kann das nicht mehr, Cas.

Cas? Wer zur Hölle war das? Doch bevor ich etwas unüberlegtes tun konnte hörte ich Schritte hinter mir und einen Augenblick später stand ich schon vor der Tower Bridge. Mit wem hatte Beth das geredet? Verdammt. Mein Magen zog sich zusammen und Eifersucht stieg in mir auf. Was machte sie nur mit mir? Ich schüttelte den Kopf und zog den Kragen meiner Jacke enger. Ich hatte etwas zu erledigen und das war wichtig.

Also marschierte ich los. Mein Weg führte mich über die Tower Bridge, am Globe Theatre vorbei und zur Blackfriars Bridge. Von da aus schlug ich den Weg nach Waterloo ein. Während ich so durch die Straßen lief genoss ich diesen kurzen Moment der Freiheit. Ich konnte den Geruch Londons nicht beschreiben. Eine Mischung aus schlechter Luft, Bier und Blut. Trotz der Jahrelangen Übung war es dennoch nicht immer Leicht sich in Menschenmassen zu bewegen. Ich hörte die Herzen schlagen und das Blut rauschen. Der Jagdtrieb war für Vampire natürlich und ich bekam einen trockenen Mund wenn ich an das ganze Blut hier dachte. Süßlich und herb. Ein leises Knurren drang aus meiner Kehle und ich vergrub meine Hände in meinen Jackentaschen.

Burning SkyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt