Kapitel 2

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„Ich freue mich, dass es dir gefällt. Aber es soll ja nur für den Übergang sein, also gewöhn dich lieber nicht zu sehr daran", entgegnete Grandma mit einem Augenzwinkern. „Wenn du noch etwas brauchst, sag mir ruhig Bescheid." Ich nickte lächelnd, wusste aber, dass ich das niemals tun würde. Wenn, würde ich es selbst kaufen.

Es fühlte sich falsch an, mich von Grandma finanzieren zu lassen. Wir kannten uns kaum und ich war es gewohnt, selbst für mich sorgen zu müssen. Jeder musste selbst aufpassen, wo er blieb. So war das Leben nun einmal. Das mochte hart klingen, aber es war nur die Wahrheit.

Dennoch freute ich mich, dass es jemanden gab, dem ich scheinbar wirklich wichtig war. Es machte mich ein wenig traurig, dass ich meinen Grandpa nie kennenlernen würde. Er war vor zwei Jahren gestorben, wie Grandma mir in einem Telefonat erzählt hatte, aber ich hatte mir vorgenommen, viel über ihn und Grandma in Erfahrung zu bringen. Ich wollte die beiden unglaublich gern kennenlernen. Und vielleicht würde ich mich auch dazu durchringen können, irgendwann nach meiner leiblichen Mutter fragen zu können. Im Augenblick verspürte ich aber keinerlei Bedürfnis danach. Grandma wusste das und akzeptierte es auch. Denn sie konnte verstehen, dass ich all das, was ich in den letzten sechs Monaten erfahren hatte, vollkommen unerwartet für mich gekommen war.

Und doch kam mir all dies genau richtig. Ich liebe Schottland, aber es gab mehr als genug Gründe, die mir den Abschied sehr erleichtert hatten. Und warum sollte San Francisco nicht auch gut genug dazu sein, um dort mein Studium zur Krankenschwester absolvieren zu können?

Ich würde im August das vierte Semester beginnen. Bis dahin hatte ich noch etwas mehr als sieben Wochen, um mir eine kleine Wohnung oder ein Zimmer suchen zu können. Doch es war fast unmöglich ein Zimmer von Schottland aus hier in San Francisco zu finden. Daher hatte Grandma mir angeboten, erst einmal bei ihr einziehen zu können. Das würde die Suche und Besichtigungen um einiges erleichtern.

„Möchtest du einen Tee oder einen Kaffee?", fragte mich plötzlich Grandma. „Einen Tee hätte ich gerne. Kaffee trinke ich nur morgens, wenn ich wach werden muss." Grandma kicherte. „Also gut. Hier links ist gleich das Badezimmer. Du willst dich sicherlich erst etwas frisch machen. Die Küche ist dann gleich gegenüber." Ich nickte. „Danke, Grandma." Als Antwort erhielt ich ein liebevolles Lächeln. „Gern, mein Kind."

„Grandma? Ist es wirklich okay, dass du jetzt kein Wohnzimmer mehr hast?" Grandma lächelte mich an. „Natürlich ist es das. Ich habe dir angeboten, hier zu wohnen. Mach dir darüber mal keinen Kopf, ja?" Ich nickte. Und damit drehte sich Grandma um und verließ das Zimmer. Erschöpft ließ ich mich auf mein neues Bett fallen, starrte an die weiße Decke und murmelte: „Ich hoffe nur, dass keine allzu großen Probleme hier auf mich zukommen."

Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als mich sofort wieder das altbekannte, ungute Gefühl überkam, öffnete ich sie wieder und stand auf. Ich warf einen Blick zu der Tür, schüttelte den Kopf und ging dann zu einem Koffer. Das riesige Teil war mindestens halb so groß wie ich und verdammt schwer. Ich öffnete den Schalenkoffer und suchte zwischen meinen eingerollten Kleidungsstücken. Es dauerte eine Weile, bis ich fand, wonach ich suchte. Während ich mir eine Strähne aus dem Gesicht pustete, zog ich eine Yoga-Hose und ein Top aus dem Koffer und legte beides auf meinen Schoß. Ich wollte gerade den Koffer wieder zuklappen, als ich ein Poltern von nebenan hörte.

Alarmiert stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Ich öffnete die Tür, die sich gegenüber meines Zimmers befand und sah Grandma an der Küchenzeile stehen. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich. Dann erblickte ich eine Tasse, die auf dem Küchenboden lag, aber nicht zersprungen war. „Grandma?", wiederholte ich, als ich zu ihr herüberging und mich bückte, um die Tasse aufzuheben.

Solange ich bei dir binWo Geschichten leben. Entdecke jetzt