Teil eins der Lesenacht!
Es war halb eins, als ich schließlich das Krankenhaus verließ. Fiona hatte sich nur ein paar Minuten vor mir verabschiedet und war schon auf dem Heimweg. Ich lief noch einmal kurz zum Strand und starrte auf die Wellen. Doch noch immer weigerte ich mich zu weinen. Würde ich einmal anfangen, würde ich nicht mehr so schnell aufhören können. Und... ich wollte nicht allein weinen. Das mochte selbstsüchtig sein, doch ich wollte, dass Liam mich tröstend hin und her wog, während er über meinen Rücken strich und fest an sich drückte.
Entschlossen machte ich mich auf den Heimweg. Ich war mir ziemlich sicher, dass Liam auf mich wartete. Schnellen Schrittes lief ich nach Hause. Die Straßen waren ausgestorben und es war schon fast gruselig wie ruhig es sein konnte. Ich hatte immer gedacht, dass in Amerika nie eine Großstadt 'schlafen' würde.
Auch unser ganzes Wohnhaus war dunkel. Ernüchtert blieb ich davorstehen und starrte nach oben. Liam und Mike schliefen bestimmt schon. Wahrscheinlich war Liam irgendwann müde geworden. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Man konnte es ihm nicht verdenken.
Ich kramte meinen Schlüssel aus meiner Handtasche, als mich etwas an der Schulter berührte. Ich schrie laut auf und sprang ein gutes Stück zur Seite. Mein Schrei hallte laut durch die Straßen. Ich wirbelte herum und stockte in der Bewegung.
„Mike?", fragte ich atemlos und legte eine Hand auf meine Brust.
Mike blinzelte mich mit großen Augen an. „Tut mir leid. Ich dachte, du hättest mich gesehen."
„Nein... Ich war mit meinen Gedanken woanders. Gott, hast du mir einen Schreck eingejagt."
Mike biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. Seine Erheiterung konnte er trotzdem nicht verbergen.„Warum bist du hier draußen?"
Das Lächeln verschwand wieder. Oh je. „Hast du dich mit Liam gestritten?"
„Nein." Er runzelte die Stirn. „Vielleicht ein wenig. Aber nur, weil er mit Delilah reden wollte."
„Mit Delilah? Warum?"
Mike zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Sie stand vor der Tür und bat Liam, ihr zuzuhören. Ich habe ihm davon abgeraten, aber er ist viel zu nett. Natürlich hat er sie reingelassen. Das war mir zu dumm. Da bin ich gegangen. Er wollte eigentlich anrufen, wenn diese Kröte wieder weg ist. Sie kann froh sein, dass ich ihr nichts angetan habe." Mike ballte die Hände zu Fäusten. Ich verstand ihn, sah aber irritiert rauf zu unserer Wohnung.
„Wann war das?"
„Weiß nicht. Vor zwei Stunden oder so? Wieso?"
„Die Wohnung ist dunkel."
Mir wurde übel, als sich ein böser Gedanke in meinen Kopf nistete. Es war eigentlich kein Gedanke. Eher ein Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Liam rief immer an, wenn er es versprochen hatte. Das tat er immer.
Ich hastete die Stufen zur Haustür hinauf und schloss die Tür auf. Mike war hinter mir. Ich hörte ihn fragen, was los sei, ignorierte ihn aber und lief weiter. Ihm hätte auch auffallen müssen, dass etwas nicht stimmt. Oben angekommen bekam ich kurz Zweifel. Reagierte ich über? Ich schüttelte den Kopf und den Gedanken ab. Nein, ich musste nachsehen.
Ich hatte die Tür nur einen Spalt auf, da rief ich schon nach Liam. Die Wohnung war so dunkel wie sie auch von außen ausgesehen hat.
„Liam", rief ich erneut. Doch wieder antwortete niemand.
„Liam?", fragte jetzt auch Mike, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich schaute ins Wohnzimmer, sah aber niemanden. Dann ging ich in Liams Zimmer, doch auch das war verlassen. Mike sah ins Bad und in unsere beiden Zimmer. Verwirrt drehte ich mich zu Mike. Der Knoten in meinem Bauch wurde größer.
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Solange ich bei dir bin
Romance„Liam, du kannst nicht darauf warten, dass das Leben einfacher, leichter und schöner wird. Das Leben wird immer kompliziert sein." Liam sah mich traurig an. Er wirkte erschöpft und geschlagen. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?" Leise und mi...