Kapitel 52

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„Du wurdest-" Ich stoppte und schloss den Mund wieder. „Was?" Delilah hatte mich erfolgreich aus dem Konzept gebracht. Verdattert schaute ich das Mädchen vor mir an. Doch sie schien das alles mit so einer Gleichgültigkeit zu betrachten, dass ich wieder wütend wurde. „Verarsch mich nicht. Glaubst du, nur weil du jetzt ein paar Lügen erzählst, würde ich dir glauben? Liam ist ein guter Mensch. Ganz im Gegensatz zu dir."

„Liam ist schuld daran, dass ich vergewaltigt wurde", sagte sie erneut. Sie ging am mir vorbei zu den Fenstern. Ich verfolgte jede einzelne Bewegung, die Delilah macht argwöhnisch. Als ob ich jetzt auf einmal anfangen würde, ihr zu glauben. Sie hat Liam misshandelt. Und vergessen sollte ich nicht, dass sie mindestens mit einem anderen Kerl aus Liam derzeit schlief. Eine Weile schaute Delilah auf die Straße, bis sie sich schließlich wieder zu mir umdrehte. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um nichts zu sagen oder zu tun, was ich am Ende bereuen würde. Sie einfach aus dem Fenster zu stoßen, war keine geeignete Option.

Fassungslos schaute ich daher schnell zur Seite. Wie dreist und abgebrüht musste man sein, um einfach so umher laufen zu können, während man solche Lügen von sich gab? Wusste sie nicht, was sie Liam damit antun würde? Wenn man einmal diesen Ruf hatte, dann blieb er und verfolgte einen sein Leben lang. Es würde immer wieder jemanden geben, der darüber reden würde. Selbst wenn alle wussten, wie absurd dieses Gerücht war. Das war nicht fair. Liam hatte das nicht verdient. Von allen Menschen, die ich kannte, hatte er solch ein Schicksal am wenigsten verdient.  Die Fassungslosigkeit über Delilah ersetzte meine Wut komplett.

„Warum tust du das?", fragte ich matt und sah wieder zu Delilah.

„Was meinst du?"

„Wieso tust du Liam so weh? Wieso?"

„Ich hasse Liam."

„Dann leb dein Leben, aber mach Liam nicht das Leben zu Hölle. Er hat dir nichts getan!"

Delilah lachte, doch Humor war in ihrer Stimme nicht zu finden. „Hast du mir eben nicht zugehört? Nach dem, was ich gesagt habe, solltest du verstehen, dass ich allen Grund habe, ihn zu hassen."

„Denkst du wirklich, dass ich dir das so einfach glauben würde? Du tauchst hier auf, willst Liam vor mir schlecht reden und dann? Denkst du, ich würde ihn einfach fallen lassen? Dass du dann wieder zu ihm zurück kannst, um ihn wieder zu schlagen? Delilah du hast Liam misshandelt! Ist dir eigentlich bewusst, was das heißt? Welche Konsequenzen sich daraus für dich ergeben könnten."

„Er hat es verdient. Du kannst dir nicht vorstellen wie es ist, wenn dein eigener Körper dir nicht mehr gehorchen will. Und wenn du dann am nächsten Morgen nackt an einem fremden Ort aufwachst und dir alles wehtut." Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ich blinzelte ein paar Mal und stockte in meinen Überlegungen.  Mehrmals atmete ich tief durch. Was passierte hier gerade? Wieso fühlte es sich so echt an, was sie sagte? Ich schüttelte den Kopf. Delilah hatte Mittel und Tricks. Doch ich würde nie auf sie hereinfallen. Ich würde immer auf Liams Seite stehen.

„Hätte Liam mir diesen Becher nicht gegeben, dann wäre mir das nie passiert. Dann wäre ich immer noch das fröhliche Mädchen von nebenan."

„Delilah. Du schläfst mit der Hälfte aller Männer am Campus", übertrieb ich mit Absicht. „Deine Geschichte wirkt nicht sehr überzeugend."

„Du hast wirklich keine Ahnung."

„Ich will, glaube ich, auch gar nicht wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Was auch immer dir passiert ist, du kannst es nicht auf Liam schieben."

Die Tür wurde hinter mir aufgeschlossen. Überrascht drehte ich mich um und erblickte Mike, der mich angrinste. Sein Grinsen fiel in sich zusammen, als er Delilah erblickte, die noch immer vor den Fenstern stand.

Solange ich bei dir binWo Geschichten leben. Entdecke jetzt