Kapitel 55

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Es kostete mich sehr viel Anstrengung, mich nicht sofort zu versteifen oder von Liam herunterzuspringen. Meine Alarmglocken schallten laut durch meinen Kopf. Schnell wandte ich den Blick von Liam ab, damit er nicht mitbekam, wie sich gerade alles in mir umdrehte bei dem bloßen Gedanken, mit jemandem im selben Bett zu schlafen.

Ich atmete einmal tief durch und dachte nach. Liam würde mir nie etwas tun. Er hatte sich mir heute sogar geöffnet. Und ich hatte beschlossen, mich auch ihm gegenüber zu öffnen. Was, abgesehen von meiner Angst, die nichts mit Liam zu tun hatte, sprach also dagegen? Mein Körper reagierte auf Liam. Ich gehörte an seine Seite. Mein Herz hatte das ebenso verstanden. Nur mein Kopf weigerte sich, das zu akzeptieren. Zumindest wenn es ums Schlafen ging.

Trotz allem hörte ich mich sagen: „Okay." Ebenfalls überrascht brauchte Liam einen Augenblick, bis er verstand, dass ich heute Nacht bei ihm blieben wollte. Er schloss den einen Arm fest um mich, legte die andere Hand in meinen Nacken und lotste meine Lippen seinen entgegen. „Danke", hauchte Liam bevor er mit seiner Zunge gegen meine Lippen stupste und um Einlass bat, den ich ihm sofort gewährte. Ich strich mit meinen Händen Liams Oberkörper unruhig auf und ab bis ich die schließlich in seinem Haar vergrub. Wir stöhnten beide gleichzeitig auf, als Liams Erektion plötzlich gegen meinen Schoß drückte. Mein Körper wollte sich selbstständig machen und lechzte nach mehr. Ein Prickeln begann zwischen meinen Beinen.

„Natalie, wenn wir nicht aufhören, werde ich mich nicht mehr aufhalten können."

„Was ist, wenn ich nicht will, dass du aufhörst?" Meine Stimme war atemlos. Ich verteilte Küsse Liams Kinn und an seinem Hals entlang. Seine Bartstoppeln kitzelten, aber sie störten nicht.

„Ich will ein Gentleman sein und dich erst ausführen. Ein richtiges kitschiges Date."

Gestern hatte das noch ganz anders geklungen. Ich musste schmunzeln, während ich die nächsten Küsse verteilte und nun knapp über Liams Brustbein stoppte. Sein Trikot ermöglichte es mir nicht, tiefer zu wandern, ohne den Kontakt zu seiner Haut zu verlieren.

„Also willst du heute Nacht nur neben mir schlafen?", hakte ich nach und sah Liam prüfend ins Gesicht. Wenn er mitten in der Nacht doch über mich herfallen würde, würde das für keinen von uns gut enden. Liam nickte und strich mir eine Strähne hinter das Ohr. „Ich will alles richtig machen. Dich zu verlieren wäre... grausam." Liam verzog das Gesicht.

„Ich weiß was du meinst. Mir geht es nicht anders."

„Du bleibst also?", fragte Liam nun ein Stück hoffnungsvoller noch einmal nach. Ich nickte. Dieses Mal ohne zu zögern. „Sehr gern. Aber vorher muss ich nochmal ins Bad. Und meine Kontaktlinsen loswerden."

Liam grinste. „Ich freue mich schon darauf, dich wieder mit deiner Brille zu sehen. Ich mag sie wirklich an dir. Stell dir vor. Sollte ich irgendwann auch mal eine Brille brauchen, würden wir beide eine tragen."

Ich runzelte die Stirn. „Und was ist daran so besonders? Eine Brille ist jetzt nichts, worüber du dich freuen müsstest. Du musst sie ständig putzen, sorgsam aufbewahren, und billig ist sie auch nicht."

„Dann würdest du aber sicherlich deine Brille öfter tragen, denn ich glaube, dass du dich, wenn kein anderer eine Brille tragen muss, unsicher fühlst, was dir sicherlich jemand eingeredet hat."

Ich zog den Kopf ein. „Dein Ex?" Sofort riss ich ihn wieder hoch.

„Woher?"

„Es war nicht schwer zu erraten. Ich glaube, es gab in Schottland nicht viele Menschen, auf deren Meinung du etwas gegeben hättest." Da hatte Liam recht. Es war erstaunlich wie gut er mich lesen konnte. „Und ich glaube, wenn du mir erst einmal erklärt hast, warum du immerzu deine Tür abschließt, werden wir auch dafür eine Lösung finden."

Solange ich bei dir binWo Geschichten leben. Entdecke jetzt