Kapitel 45

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Ich lachte. „Was denn? Ist es dir ein wenig unangenehm, dass ich eine Ausgabe vom Playboy bei dir gefunden habe?" Ich schlug spontan eine Seite auf und schaute auf die Bilder. „Das muss schon ein paar Jahre alt sein. Heute würde doch kein Model mehr solch eine Frisur tragen."

„Nat!" Liam wollte wieder nach dem Heft greifen, ich wich ihm aber erneut lachend aus und lief an ihm vorbei. Er drehte sich um und kam wieder einen Schritt auf mich zu, ich trat bis zu seinem Bett zurück und musste noch immer grinsen.

Liams Wangen waren rot und auch sonst strahlte Liam pure Verunsicherung aus. Er schien wirklich peinlich berührt zu sein. Ich konnte nicht anders und musste ihn noch ein wenig mehr ärgern. „Wenn du nicht willst, dass man das findet, dann solltest du es nicht so offen rumliegen lassen. Wenn deine Mom hier Staub wischt, wird sie das bestimmt auch schon gesehen haben."

Liam gab einen klagenden Laut von sich und schloss die Augen. Ihm schien die Vorstellung gar nicht zu gefallen. Ich musste automatisch noch etwas mehr lachen. „Bitte stell jegliches Kopfkino aus, ja?" 

Ich prustete los. „Wieso? Ich finde es sehr amüsant."

Liam riss die Augen auf. „Was findest du daran amüsant, wenn du dir vorstellst, wie ich mir als Mittelschüler mit einem Playboy Heft selbst einen runterhole?" Ich hörte auf zu lachen und betrachtete Liams knallrotes Gesicht.

„Du hast..." Ich stockte und blinzelte mehrmals. Plötzlich merkte auch ich, wie meine Wangen anfingen zu glühen. In diesem Moment machte Liam einen Satz auf mich zu. Dieses Mal hatte ich keine Chance auszuweichen. Damit rechnete Liam jedoch nicht und pralle gegen mich. Er riss mich um und mit einem erstickten Laut landete ich auf Liams Bett. Liam genau über mir. Mein Bauch und meine Oberschenkel zwickten kurz, doch ich war viel zu überrascht, um das wirklich zu realisieren. 

Liam hob den Kopf und sah mich mit großen Augen an. Ich dachte, ich hätte wenigstens ein wenig Panik verspüren müssen. Oder es unangenehm finden müssen, dass Liam mich mit seinem Gewicht in die weiche Matratze drückte. Doch ich tat es nicht.

„Du hast nicht gedacht..." Auch Liam ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. Sofort schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich dachte an deine Mom, die das Heft findet", erklärte ich sofort und erwiderte Liams überraschten Blick ebenso erstaunt. Liam legte den Kopf in den Nacken und stöhnte laut auf. Mein Herz begann zu rasen. Gott war das peinlich! Nicht nur, dieses Kopfkino, dass sich gerade in meinem Kopf abspielte, sondern auch die Tatsache, dass Liam noch immer auf mir lag.

Liams Brustkorb drückte sich hart an meine Brust und ich war mir sicher, dass er meinen heftigen Herzschlag spüren musste. Liam senkte den Blick wieder und sah mir ins Gesicht. Ich hingegen drehte den Kopf ein Stück zur Seite, um seinen Blick nicht erwidern zu müssen. Wollte er wirklich nicht von mir runter gehen? „Können wir so tun, als wäre das nie passiert?"

„Was wäre der Unterschied?", fragte ich im Gegenzug. Ich spürte Liams durchdringenden Blick auf mir. „Was meinst du?"

„Was würde den Unterschied ausmachen, wenn wir beide so tun, als würden wir es vergessen, anstatt es einfach dabei zu belassen?" Ich sah nun doch zu Liam auf und erwiderte seinen Blick. „Wahrscheinlich nichts." Ich nickte und brach den Blickkontakt wieder ab. „Dann lass es uns einfach dabei belassen. Ich würde ungern vergessen wollen."

„Wieso?", fragte Liam scheinbar ehrlich überrascht. Ich seufzte. Wie sollte ich Liam erklären, dass ich keine Erinnerung, die mit ihm zu tun hatte, je vergessen wollen würde, ohne wie eine liebeskranke Verrückte zu klingen? Eine Weile überlegte ich, was die passende Antwort wäre und Liam war sich wahrscheinlich schon ziemlich sicher, dass ich ihm nicht mehr antworten würde. Doch ich tat es. Zumindest stellte ich ihm eine Gegenfrage.

Solange ich bei dir binWo Geschichten leben. Entdecke jetzt