Als Liam seine Hand schließlich in meine gelegt hatte, drückte ich sanft zu und lächelte zu ihm auf, in der Hoffnung, ihn etwas beruhigen zu können. Es war wirklich nicht viel passiert. Die Verbrennung konnte man noch nicht mal so betiteln, weil die Haut mehr gereizt als verbrannt war. Dafür war der Kaffee nicht mehr heiß genug gewesen. Außerdem hatte meine Kleidung vieles abgefangen.
„Liam sieh mich bitte nicht so an, ja?"
Sein Blick blieb wie er war. Zumindest für einen Moment, bis er schließlich nickte und sich kurzerhand neben mich legte, ohne dabei jedoch meine Hand loszulassen. Beide starrten wir die weiße Decke an und sagten erst einmal gar nichts.
„Kann ich dir noch irgendetwas Gutes tun?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Es geht schon wieder."
„Soll ich meiner Mom absagen?"
Wieder schüttelte ich den Kopf. Dieses Mal stärker. „Nein, wirklich. Es ist nicht so schlimm wie es für dich jetzt aussehen mag."
„Aber deine Haut hatte fast die Farbe deiner Haare. Und auch wenn ich deine Haarfarbe klasse finde, ist es erschreckend, wenn deine Beine auf einmal fast dieselbe Farbe haben." Liam drehte den Kopf zu mir. Ich sah weiterhin nach oben, da ich mir sicher war, wieder Schuld in seinen Augen zu entdecken.
„Du nimmst dir das ziemlich zu Herzen."
„Als du mich erschreckt hast, warst du auch danach für mich da."
„Du hattest ja auch eine Panikattacke. Ich habe minimale Verbrennungen", klärte ich Liam sachlich auf. Kurz fühlte ich mich zurückversetzt in den Moment, als ich Liam und Mike beim Videospielen erschreckt habe und Liam daraufhin beinah zusammengebrochen wäre. Augenblicklich zog sich mein Magen unangenehm zusammen.
„Liam, du bist nicht Schuld an der ganzen Sache hier. Außerdem wolltest du mich nicht mal erschrecken, nicht wahr?"
Liam gab ein Grummeln von sich, das eindeutig seinen Missmut zum Ausdruck bringen sollte. Ich musste kichern. Das schien Liam noch weniger zu gefallen. Ich ließ ihn aber nicht zu Wort kommen. „Schon seltsam so halb nackt neben dir auf dem Wohnzimmerboden zu liegen. Nur von einer Decke bedeckt."
Liam richtete sich neben mich auf und sah mich an. Ich erwiderte seinen Blick abwartend. Als sein Mundwinkel anfing zu zucken, grinste ich zufrieden. Ich setzte mich ebenfalls auf und löste meine Hand aus Liams. Die Decke hielt ich in mich gepresst, damit sie nicht herunterrutschen konnte. Liams Blick wanderte trotzdem kurz zu meiner nackten Schulter, ehe er schnell ertappt aufsah. Ich lächelte ihn nur nachsichtig an. An seiner Stelle hätte ich auch mindestens einen Blick riskiert.
„Tut es noch sehr weh?", fragte Liam dann.
Ich hielt kurz inne und konzentrierte mich. Dann schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich werde nachher einfach ein weites Kleid anziehen, dann sollte es keine Probleme geben."
„Sicher?"
„Sicher."
Liam warf mir noch einen kurzen kritischen Blick zu, ehe er nickte und aufstand. Er hielt mir seine Hand hin und half mir beim Aufstehen. Die Handtücher fielen auf den Boden, während ich die Decke weiter festhielt. Liam sah mich unruhig an und schien nicht ganz zu wissen, was jetzt folgen würde. Ruckartig bückte er sich dann, um die Handtücher und meine Kleidung aufzuheben.
„Du musst das nicht machen. Wirklich Liam."
„Lass mich dir einfach helfen, ja?" Bittend sah Liam zu mir rauf. Ich erwiderte seinen Blick eine ganze Weile schweigend. Liams Reaktion schien mir schon wieder so stark zu sein. Wenn ich so darüber nachdachte, tendierte Liam immer in das eine oder andere Extrem. Entweder fühlte er sich vollkommen schuldig, wollte so viel helfen wie es ging, erschreckte sich zu Tode, ignorierte mich komplett oder wirkte vollkommen glücklich. Etwas dazwischen schien es bei Liam nie wirklich zu geben. Das machte es auf der einen Seite leichter herauszufinden, in welcher Stimmung Liam sich gerade befand. Auf der anderen Seite verwirrte es mich. Welcher Mensch lebte schon nach dem ganz oder gar nicht Prinzip?
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Solange ich bei dir bin
Romansa„Liam, du kannst nicht darauf warten, dass das Leben einfacher, leichter und schöner wird. Das Leben wird immer kompliziert sein." Liam sah mich traurig an. Er wirkte erschöpft und geschlagen. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?" Leise und mi...