Kapitel 17

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Der leckere Duft von Braten, Kartoffeln und Sauce hing in der Luft. Ich atmete einmal tief ein und erstaunlicherweise fühlte ich mich gleich ein wenig besser. Wenn auch nicht so glücklich wie vorhin. Delilah hatte meine gute Laune wirklich zunichtegemacht. Es fuchste mich, dass mich das ärgerte. Das sollte es nicht. Ich wusste das. Aber das tat es trotzdem. Vielleicht war ich sogar ein kleines bisschen sauer, dass Liam nichts zu Delilah gesagt hatte. Liebe hin oder her. Mein Freund hätte schon längst eine Ansage von mir bekommen, wenn er sich anderen gegenüber so verhalten hätte. Nun, vielleicht hatte ich deshalb keinen Freund mehr.

„Meine Erlösung!" Mike kam aus der Küche in der Flur und sah mich freudestrahlend an. Ich erwiderte sein Lächeln. Sein Blick ging weiter und ebenso wie bei mir, fiel sein Lächeln zusammen, als er Delilah sah. Mike schien aber seine eigene Methode zu haben, was Delilah anging. Er ignorierte einfach sie komplett und sah zu Liam.

„Wurde Zeit, dass ihr kommt! Ich habe solchen Hunger, das glaubt ihr nicht. Liam, fahr doch beim nächsten Mal schneller."

Liam schnaubte. „Das bringt mir bei den ganzen Ampeln recht wenig Mike." Dieser zuckte nur mit den Achseln, drehte sich zu mir um und legte wieder seinen Arm um meine Schulter. „Komm, der Tisch ist schon gedeckt. Du musst dich nur noch hinsetzten und essen."

„Dürfte ich mir vorher noch die Hände waschen?", fragte ich sarkastisch. Mike nahm meine Hand und drehte sie, während er sie begutachtete. „Die sehen doch sauber aus. Sehr weich und sauber."

„Keime sieht man nicht, Mike."

Meinen Einwand ignorierend, zog Mike mich in die Küche. Er schob mich zum Waschbecken und sagte: „Hier wird das auch gehen." Ich verdrehte die Augen, wusch mir dann aber die Hände und sah zu Grandma neben mir, die gerade die Sauce zubereitete. „Hey Grandma. Es riecht köstlich und sieht unglaublich gut aus."

Grandma lächelte mich an. „Schmecken wird es auch. Lief alles gut im Krankenhaus? Hast du den Job?" Ich nickte. „Hab ich."

„Oh, das freut mich." Grandma umarmte mich von der Seite und kümmerte sich dann weiter um die Sauce. Ich trocknete mir die Hände ab und setzte mich zu den anderen an den Tisch.

„Hast du so 'nen Sauberkeitsfimmel?" Ich war versucht Delilah zu ignorieren, aber ich konnte mir denken, dass sie das auch nicht zum Schweigen bringen würde. Daher zuckte ich nur gespielt gleichgültig mit den Achseln. „Ja, gut möglich." Eigentlich war dem nicht so, aber mir war bewusst, dass Deliah diese Frage zwar stellte, für sich aber schon ausgemacht hatte, dass ich diesen Sauberkeitsfimmel haben musste. Widersprechen würde nicht viel bringen. Dafür war ich gerade nicht gut genug gelaunt.

„Das ist nicht gut für deine Haut. Deine Hände werden dann ganz rau."

Sie hatte nicht unrecht. All das Desinfektionsmittel, dass man im Krankenhaus immer und überall hatte, machte die Haut nicht gerade sanft. Mike, der links neben mir saß, nahm plötzlich erneut meine Hand und legte sie an seine Wange. „Sehr weich. Mach dir keine Sorgen Natalie. Du musst gute Gene haben, bei so reiner und weicher Haut." Er zwinkerte mir zu und warf Liam gegenüber von uns einen kurzen, nicht deutbaren Blick zu.

Ich zog meine Hand zurück und legte sie auf meinen Schoß. Mikes offene Art störte mich nicht, aber so vor Grandma musste er es nicht übertreiben. Dennoch, ich war ihm dankbar, dass er mir beistand und in gewisser Weise dadurch Delilah zeigte, was er von ihr und ihren komischen Kommentaren hielt.

Grandma stellte die Sauce zu den anderen Töpfen auf den Tisch und setzte sich zu uns ans Tischende. „Ich habe lange nicht mehr für so viele gekocht. Das hat richtig Spaß gemacht. Aber beim nächsten Mal planen wir besser, wann wir essen, damit ich nicht die ganze Zeit so eine nörgelnde Stimme im Ohr hab."

Solange ich bei dir binWo Geschichten leben. Entdecke jetzt