Langsam ging ich über den grünen Rasen des New York Marble Cemetery, der nun das Zuhause meiner Mum war. Die Beerdigung war recht kurz gewesen und nicht viele Leute waren anwesend, wahrscheinlich weil sie den Großteil ihrer Freunde verloren hatte nachdem sie mit dem Trinken anfing.
,,Mum... Es tut mir so Leid, dass ich dich enttäuscht habe. Es tut mir so Leid!"
Eine Träne lief über meine Wange.
,,Ich weiß nicht, was ich tun soll Mum.
Mein Leben ist so abgefuckt!"
Weitere Tränen rollten über meine Wange, als ich eine Hand an meiner Schulter spürte.
Jane schaute mich aus ihren großen Teddy-Augen an und es breitete sich ein warmes Gefühl in mir aus.
Sie schloss ihre Arme um mich und streichelte beruhigend meinen Rücken.
,,Jane, wie soll ich ohne sie leben? Erst Dad und jetzt auch noch Mum? Ich kann das nicht!"
Sie drückte mich noch fester.
,,Es wird alles gut werden."
Ich hasste diesen Satz, aber ihn aus Janes Mund zu hören gab mir einfach ein Gefühl von Sicherheit.
,,Mateo wartet im Auto auf uns. Bist du bereit?"
Ich nickte meinen Kopf und legte noch eine Lilie auf das Grab meiner Mutter, bevor ich mich umdrehte und auf den Weg zum Auto machte.Der Tod meiner Mutter war nun einen Monat her und hätte ich nicht das College aufgegeben wäre ich nun seit 2 Wochen wieder zur Schule gegangen.
Stattdessen arbeitete ich so viel ich konnte im Café und nebenbei half ich Marco immer mal aus.
Von Vico hatte ich mich jedoch seit dem Tod meiner Mutter so gut es ging fern gehalten. Ich wusste, dass ich tief im Innern auch ihn für den Tod meiner Eltern beschuldigte und seinem Schweigen zumute gab er sich selbst auch die Schuld, zumindest wirkte es so denn ich hatte ihn seit dem Treffen in dem Haus seines Vaters nicht mehr gesehen.
Der Monat schien sich unendlich lang zu ziehen, denn es fühlte sich an, als wäre die Schießerei damals Jahre her.
,,Ivy, ich muss jetzt los, aber Mateo müsste jeden Moment hier sein."
Ich nickte Jane zu und blickte weiterhin ins Leere, bis ich durch das Glöckchen über der Tür aus meiner Trance gerissen wurde.
,,Hi Ivy, na?", Rief Mateo mir optimistisch zu, während er sich auf den Weg zum Tresen machte.
Ich schaute ihm zu, wie er sich eine Schürze umband und zuckte mit meinen Schultern als er mich fragend anschaute.
,,Alles gut?"
Ich nickte bloß und machte mich an die Kasse, um einen Kunden zu bedienen.
,,Joe hat sich nach dir erkundigt. Er fragt, wann wir mal wieder in die Bar gehen."
Meine Gedanken schweiften zu Joe und den Abenden, die mir vorkamen, als wären sie schon Ewigkeiten her.
,,Dort waren wir ja schon ewig nicht mehr.", antwortete ich und gab dem Kunden das Rückgeld.
,,Hättest du Lust ihm morgen Abend einen Besuch abzustatten? Das würde dir gut tun."
Ich zuckte wieder mit den Schultern.
,,Wenn du meinst."
Sonderlich Lust hatte ich momentan nicht, denn mich plagten die extremen Schuldgefühle gegenüber meiner Mutter zu dem Punkt, wo ich mir selbst weder Spaß noch Schlaf gönnte, und das zu recht. Ich war schließlich Schuld daran, dass sie von irgendeiner Gang ermordet wurde.
Die Polizei hatte damals versucht zu ermitteln, aber natürlich durfte ich ihnen nicht auf die Sprünge helfen, weswegen der Fall immer noch offen war. Lösen werden sie ihn auch nicht, denn sobald ich ihnen von der Gang erzählen würde, würde ich meine Mitgliedschaft in der Mafia verraten und sie somit auf die Fährte von Mr Adessi bringen.
Als ich mir das alles durch den Kopf schweifen ließ, hörte es sich ehrlich gesagt gar nicht mehr so schlecht an.
Mr Adessi verdiente es, aber ich konnte es nicht den anderen an tun. Manche von ihnen waren gute Menschen und hatten solche Probleme nicht verdient.
,,Ivy? Gehen wir dann morgen Abend zu Joe's?"
Ich schaute Mateo stumm an und nickte bloß.Es war Freitag und ich wühlte durch meinen Kleiderschrank auf der Suche nach einem passenden Kleid, dass ich zur Bar tragen konnte, als mein Handy vibrierte.
,,Wir müssen reden. Bin in 5 Minuten bei dir."
Das konnte doch nicht wahr sein. Vico wollte mit mir reden? An einem Freitagabend, genau der Freitagabend an dem ich seit Monaten wieder was mit Freunden geplant hatte. Das war ja mal typisch.
Ihm zu schreiben, dass ich keine Zeit hätte würde nichts bringen, das war mir klar.
,,Jane, ich komme heute ca. ne Stunde später, es ist alles gut, muss nur noch was erledigen.", tippte ich in mein Handy und schmiss es aufs Bett, um weiter mein Zimmer zu verwüsten.
Schließlich fand ich ein Kleid, dass zum Ausgehen passte.
Gerade als ich den Reißverschluss hochzog klingelte es auch schon an der Tür.
Mit einem Seufzen öffnete ich diese und trat ohne ein Wort zur Seite, um Vico reinzulassen.
,,Ich habe nicht viel Zeit.", sagte ich genervt und machte mich auf den Weg ins Bad.
,,Ich brauche auch nicht viel Zeit. Ich soll nur eine Nachricht übermitteln."
Ich antwortete nicht und fing an meine Haare mit dem Glätteisen zu bearbeiten.
,,Mein Vater möchte dir ein Angebot machen."
Wieder keine Antwort.
,,Er hat dich den letzten Monat beobachtet und ihm ist wohl aufgefallen, dass du gute Arbeit geleistet hast, er möchte dich nämlich befördern."
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Reckless
Novela JuvenilWas passiert, wenn ein freches, vorlautes Mädchen auf den reichen, eingebildeten Sohn eines Mafia-Bosses trifft? Was passiert, wenn ER droht IHRE Mutter zu töten, falls SIE nicht für IHN arbeitet? Wird Yvonne den gefährlichen Job, als seine Assist...