„Das ist so unfassbar verwirrend!", äußerte ich vollends aufgelöst und fuhr mir durch die Haare. „Ich will nicht, dass er in Gefahr ist. Ich will nicht, dass er sich um mich sorgt. Ich stelle sein Leben komplett über meines und es ist mir egal, ob ich sterbe oder nicht, solange er... solange er nicht in das Ganze hineingezogen wird."
Meine Augen begannen zu brennen, wurden glasig, und mit einem Ausdruck der puren Verbitterung und des Schmerzes kniff ich sie zusammen. Jimins Reaktion darauf wollte ich nicht sehen. Doch ein dumpfes Geräusch verriet mir, wie er das Handy wieder auf den Tisch legte und somit wohl erstmal davon absah, Taehyung zu kontaktieren.
„Dich hat's ja wirklich übel erwischt", sagte er und ich seufzte.
Ja... ja, denn ich hatte noch nie zuvor in meiner gesamten Lebensspanne so empfunden. Noch nie hatte ich diese Gefühle, noch nie ließ mich mein Inneres so verzweifeln und noch nie sehnte ich mich so sehr nach der Nähe und Gesellschaft einer bestimmten Person, die durch mich nur in Gefahr geraten könnte. „Ich habe keine Angst zu sterben", ergänzte ich also, nachdem ich meine Tonlage wieder unter Kontrolle gebracht hatte. „Ich habe nur Angst, nicht mehr bei ihm sein zu können."
„Ist das dein ernst, Jungkook?", fragte Jimin daraufhin nicht minder verzweifelt und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Du hast ihn angerufen, ihm deine Lage klar gemacht und willst ihm trotzdem nicht sagen, wo du bist? Weißt du, wie groß er sich gerade sorgen muss?"
„Solange Taehyung in Sicherheit ist, Jimin... ist das in Ordnung."
„Jungkook-"
„Jungkook!"
„Hörst du mich, Kleiner?!"
„Hey!", drang eine tiefe Stimme zu ihm durch und zwei kraftvolle Hände packten ihn an den Schultern, begannen Jungkook sachte zu rütteln. „Jungkook!" Und obschon er diese besorgte Stimme vernehmen konnte, obwohl er sie zuordnen und verstehen konnte – so sah er dennoch nichts. Er sah trotz seiner weit aufgerissenen Augen nur pure Schwärze, schien erblindet, bis kleine Pünktchen in seiner dunklen Sicht tanzten und jedes Blinzeln etwas mehr von der Welt um ihn herum preisgab. Doch nichts schien deutlich und alles drehte sich.
„Jungkook!"
Kam diese Stimme von rechts oder von links?
„Kleiner, hey!"
Jungkook kniff die Augen zusammen und drehte seinen Kopf zur Seite. Sein Hinterkopf äußerte einen brennenden, pulsierenden Schmerz; ganz so als hätte er ihn sich gestoßen. Es dauerte eine Weile, bis er seinen Standpunkt registrieren konnte – bis er merkte, dass er gerade auf den eisig kalten Fliesen des Badezimmers lag und bis in die Knochen fror, zitterte wie Espenlaub. Seine Lippen bibberten und sein gesamter Körper bebte, während seine Zähne aufeinanderschlugen, klapperten, die Übelkeit ihre unerwünschte Präsenz nun im vollen Masse bekanntzugeben wusste.
„Scheiße", stieß Taehyung panisch aus. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!"
Jungkook spürte, wie eine Hand sich hinter seinem Rücken platzierte und ein Arm unter seine Kniekehlen glitt.
„Du bist viel zu warm!", merkte Taehyung hektisch an und alles drehte sich, als Jungkook plötzlich von ihm hochgehoben wurde. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du wieder Fieber hast, verdammt?!"
„... wieso um Gottes Willen kannst du nie mit mir reden?"
Vorsichtig und eilig zugleich drehte sich Taehyung zusammen mit Jungkook auf seinen Armen zur Badewanne. Die gräulich-silbernen, modernen Fliesen des Zimmers waren das einzige, was der Jüngere nebst der hellen Kastenlampe über ihnen wahrnehmen konnte, ehe ihn der Ältere gestresst und umsichtig zugleich auf dem weißen Marmor der Wanne liegend platzierte und ihn stets mit heiserer Stimme wissen ließ, dass er bei ihm war, ihm nicht von der Seite weichen würde. „Das wird wieder", flüsterte Taehyung und platzierte den anderen Fuß auf dem Badewannenrand. „Ich werde dafür sorgen, dass das wieder wird – also halte durch, Jungkook... bitte halte durch."
„Ich weiß, dass du Probleme hast, Jungkook."
Jungkooks Augen öffneten sich wieder einen Spalt und glasigen, fiebrigen Blickes sah er zu Taehyung über ihm. Er sah, wie der Ältere ernster Miene nach dem Duschkopf griff und irgendeine Temperatur einstellte, nahezu ausrutschte, da er sich viel zu hektisch zu bewegen schien. Und Jungkooks Kraft reichte gerade noch, um seinen Arm anzuheben und sich mit kraftlosen, zitternden Fingern an das Hosenbein der dunklen Jeans seines Hyungs zu krallen. Da wurde er sogleich mit Taehyungs sorgevollem Blick konfrontiert.
„Aber nicht zu wissen, was für welche das sind, macht mich verrückt! Was kann einen Menschen wie dich so sehr aus der Bahn werfen? Was ist es, das dich so bedrückt? Wieso weinst du Jungkook, wieso?! Wieso redest du nicht mit mir – sind wir nicht Partner?! Sollten wir einander nicht unser Herz ausschütten, sollten wir nicht füreinander da sein?! Wieso... wieso darf ich nicht für dich da sein...?"
Es dauerte nicht lange, bis jene Finger eine warme Hand umschloss und Taehyung wieder hinunterstieg, den Duschkopf mit seiner anderen Hand krampfhaft umschlungen. „Das wird jetzt etwas kalt", warnte er sorgevoll, konnte einen drängelnden Unterton jedoch nicht vermeiden. „Aber es wird dein... extremes Fieber senken, Kleiner. Es tut mir so leid."
„Ich... ich wollte nie einen Partner, weißt du?"
Feines kaltes Wasser rieselte tröpfchenweise auf ihn herab, verschlimmerte das Zittern abermals. Die einzige Wärmequelle war Taehyungs große Hand, die die seine nun fester umschloss.
„Weil ich immer Angst hatte, ich könnte ihn dann nicht beschützen. Wenn man alleine unterwegs ist... kann nur einem selbst etwas passieren. Aber mit einem Partner, einem jüngeren gar... ich hatte immer Angst, dass dir etwas zustoßen könnte."
„Es tut mir leid...", flüsterte Jungkook. „Es... es ist nicht deine Schuld..."
Teahyung horchte auf. „Wovon redest du?", fragte er und irgendwie... kamen ihm diese Worte bekannt vor. Es war, als hätte er das schon mal von Jungkook gehört, und als hätte er schon mal genauso geantwortet. Verwirrt verengte er die Augen und führte Jungkooks Hand unbewusst zu seinen Lippen.
„Es wird heute regnen."
DU LIEST GERADE
Remember me ♛ VKook「50% Texting」
FanfictionKim Taehyung Ich vertraue dir nicht. Kim Taehyung Aber deswegen bist du noch lange kein schlechter Mensch. Unbekannter Bist du dir da wirklich so sicher? Kim Taehyung ? Wenn zwischen Mord und Totschlag Freundschaften entstehen, die eigentlich als Fe...