Taehyung und Jungkook waren noch nicht lange Partner, und dennoch konnte der Ältere mit seiner ausgezeichneten Menschenkenntnis bereits Schlüsse ziehen.
So konnte er mit Sicherheit sagen, dass Jungkook ein sehr nachdenklicher und gleichzeitig besorgter junger Mann war. Seine Gedanken kreisten um die Fälle und nie, wirklich nie schloss er mit der Arbeit ab, nie bescherte er sich mit Feierabend – denn selbst wenn sein Körper nach Hause ging, so befand sich sein Kopf noch immer im Büro der Spezialeinheit, vor Dutzenden von Akten. Seine Gedanken würden tags und nachts um die Fälle kreisen, unkontrolliert, einfach unaufhaltsam. Das Verantwortungsbewusstsein war bei diesem Jungen deutlich ausgeprägt, nur am Selbstbewusstsein und an den Sozialkompetenzen haperte es manchmal.
Doch wenn er Jungkook genauer beschreiben müsste...
„Die Brandopfer befanden sich kurz vor ihrem Tod entweder inmitten eines Umzuges oder hatten eine Reise in Planung", erklärte Taehyung monoton und pinnte ein Foto des neusten Opfers an die Pinnwand ihres gemeinsamen Büros. Mit einem knappen Nicken ließ er seinen Blick über die restlichen Opfer gleiten, über die Schnurstränge, die sie ganz einem altmodischen Kriminalfilm gleich miteinander verbanden, sowie die unzähligen Zeitungsartikel, welche wirr und doch geordnet drum herum verteilt waren. Unwillkürlich glitt seine Hand zu seinem Kinn.
Dann drehte er sich Jungkook zu.
Das rechte Bein des Jüngeren ebbte ruhelos auf und ab, während er auf dem ledernen, leicht schäbigen Bürostuhl saß und seinen unruhigen Blick den Informationen auf dem Brett widmete. Man konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in seinem Kopf ratterten und arbeiteten; wie er seine Konzentration gänzlich dem Fall zugewandt hatte. Und plötzlich, als hätte ihn eine Tarantel gestochen, sprang er auf. Fokussierten Blickes bewegte er sich geradewegs auf die Pinnwand zu und riss sich einen Zeitungsartikel heraus, studierte diesen kurz und pinnte ihn dann wieder an die Wand.
„Hyung", begann er sichtlich nervös. „Du denkst, der Mörder sucht sich Personen heraus, die Seoul verlassen wollen?"
Taehyung unterzog den Jüngeren seines analytischen, leicht irritierten Blickes, ehe er ruhig nickte und nach seiner Kaffeetasse griff. „Das ist offensichtlich, Jungkook", meinte er daraufhin. „Ein Zufall wird das sicherlich nicht sein – oder willst du mir da etwa widersprechen?"
„Nein", schoss es direkt aus Jungkook heraus. Ehe Taehyung einen Schluck aus der Tasse nehmen konnte, kam der Jüngere näher, packte den Älteren an den Schultern und blickte ihm mit solch einer Aufregung in die Augen, dass er seine Tasse fast hätte fallen lassen. „Das war kein Zufall. Bestimmt nicht."
„... ja... wie gesagt?"
„Nein Hyung, du verstehst nicht", schüttelte der Jüngere daraufhin energisch den Kopf und ließ von dem Älteren ab. „Du denkst falsch. Du denkst verkehrt."
Nun verstand Taehyung nur noch Bahnhof. Mit einem undefinierbaren Blick senkte er seine Kaffeetasse wieder und lehnte sich gegen die Tischkante hinter ihm. Aufmerksam beobachtete er mit seinen dunklen Iriden, wie der Jüngere sich von ihm wegdrehte, mit beiden Händen durch sein Haar fuhr und diese letzten Endes hinter seinem Nacken verschränkte, entnervt seufzte. Dann blickte er den Älteren wieder an; mit seinen großen Rehäuglein, mit diesem einen Funkeln, das in ihnen leuchtete, wenn er auf eine unfassbare Lösung gekommen war. Wenn ihm etwas aufgefallen war, das Taehyung mit ziemlicher Sicherheit übersehen hatte.
„Ich denke nicht", begann er und Taehyung hörte ihm aufmerksam zu, „dass er sich die Opfer nach diesem Kriterium ausgesucht hat, Hyung."
Taehyung stieß sich von der Tischkante ab und verschränkte die Arme vor der Brust, gespannt darauf, was ihn nun erwarten dürfte. Jungkook für seinen Teil sah dem Älteren ernst entgegen.
„Ich denke... er hat den Opfern Bescheid gegeben, bevor er sie ermordet hat."
Die Atmosphäre wurde mit einem Deut angespannt, zum Zerreißen nahe, ehe eine Stille einkehrte, bei der man selbst eine Stecknadel hätte fallen hören können.
„Und dass die Opfer deswegen verschwinden wollten."
Und da fiel ihm auf, wie verdammt scharfsinnig Jungkook denn eigentlich war.
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Remember me ♛ VKook「50% Texting」
FanficKim Taehyung Ich vertraue dir nicht. Kim Taehyung Aber deswegen bist du noch lange kein schlechter Mensch. Unbekannter Bist du dir da wirklich so sicher? Kim Taehyung ? Wenn zwischen Mord und Totschlag Freundschaften entstehen, die eigentlich als Fe...