[Levi]
Vollkommen überfordert, biss sich Kana auf die Unterlippe. Es war mehr als offensichtlich, dass durch die plötzliche Nähe Unsicherheit in ihr aufstieg. Doch zu meiner Verwunderung fing sie sich schnell wieder und entzog sich meinem Griff. Abrupt ging sie einen Schritt zurück und nahm Abstand.
»Sie versuchen wirklich alles, damit ich dem Irrglauben erliege, dass Sie es ernst mit mir meinen könnten, was? Sie müssen nichts vorspielen.«
Reiz überflutet fuhr ich mir durchs Haar und schluckte schwer. Mit ausdrucksloser Miene senkte ich kurz den Blick und lächelte finster. Ich diskutierte nicht! Das, was ich hier tat, war schon absurd genug!
»Gut, wenn du sagst, es macht dir nichts aus, dass ich nur etwas ausprobieren will, dann brauche ich mich ja nicht weiter anstrengen, dich mit Worten zu überzeugen«, murmelte ich und wandte ihr den Rücken zu. »Doch es liegt mir nicht, Dinge zu tun, hinter die ich nicht komplett stehe! Und ich will dich! Ich will, dass du mir mit dieser Gewissheit in die Augen blickst. Aber wie es scheint, sind deine Gedanken gerade vernebelt.«
»I-Ich sagte doch ... es ... es macht mir nichts aus wenn Sie -«
»Der Abend ist an dieser Stelle beendet, Frau Fujioka!«, unterbrach ich sie scharf.
Wieso lag so ein entsetzlicher Druck auf meiner Brust? Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und dass ich diese Empfindung nicht deuten konnte, kotzte mich an! Am liebsten wäre ich jetzt einfach gegangen! Ja, ich wollte gehen, bevor ich noch etwas Unüberlegtes tun würde! Jedoch hätte ich am liebsten ihre Hand gepackt und sie mit mir geschliffen. Ja, in mir stieg der Gedanke auf, wenn sie meinen Worten nicht glaubte, dann wollte ich es ihr zeigen!
Doch ...
Was genau wollte ich Kana zeigen? Wollte ich ihr zeigen, wie ich die letzten Tage an sie gedacht hatte, als ich nicht in der Firma war? Konnte man sich einem Menschen zugehörig fühlen, obwohl man ihn nicht mal richtig kannte? Ich hielt in meiner Bewegung inne. Was dachte ich denn hier? Ich wollte gehen!
Kaum merklich sah ich über meine Schulter zu Kana. Diese stand fassungslos da und schien erst jetzt realisiert zu haben, dass der Abend endet. Mit einem verzweifelten Blick sah sie zur Seite und der Druck in meiner Brust wurde unerträglich.
Die Tür der Bar wurde plötzlich ruckartig aufgestoßen und zwei, offensichtlich betrunken, Männer wankten hinaus. Lauthals warfen sie sich irgendwelche Beschimpfungen an den Kopf und diskutierten. Sofort sah Kana auf und trat unsicher einen Schritt zur Seite. Einer der Typen brüllte irgendetwas und schubste den Anderen grob.
Mein Körper spannte sich an. Wie in Zeitlupe wankte der Mistkerl auf Kana zu, kam ins Stolpern und riss sie bei dem Versuch, irgendwo Halt zu finden, mit auf den Boden. Ich sog scharf die Luft ein. Kanas Augen waren von Angst und Überforderung gezeichnet, als sich der Scheißkerl aufstützte und mit einem gierigen Blick auf sie herab schaute. Meine Umgebung wurde von einem schwarzen Tunnel umhüllt, in deren Mittelpunkt einzig und allein Kana war.
Ein dumpfer Knall ertönte durch die Abendluft.
Schmerzverzerrt flog der Scheißkerl von Kana und sein Körper rutschte hart über den Bürgersteig. Mit kaltem Blick setzte ich meinen Fuß ab und drehte mich zu den anderen Typen. Dieser blickte mich verwirrt an, ehe er zu den Anderen schaute. Als wäre er mit einem Schlag wieder nüchtern, verstand er jedoch meine bedrohliche Haltung und ergriff wie ein getretener Hund die Flucht.
Ohne ein Wort ergriff ich Kanas Taille und nahm sie auf meine Arme hoch. Vollkommen irritiert und unsicher schlang sie reflexartig ihre Arme um meinen Nacken, während wir uns von der Bar entfernten.
»Tcch! Wieso bist du nur so unvorsichtig? Anscheinend ist auch deine Reaktionszeit vernebelt!«, brummte ich und blieb mit ihr an einer ruhigen Gasse stehen, ehe ich sie absetzte. Mit wackligen Beinen kam sie auf den Boden auf und wankte leicht nach vorne in meine Arme.
Ihr Körper zitterte immer noch.
»Es ... es tut mir leid ...«, flüsterte sie und krallte ihre Finger in den Stoff meines Hemdes.
Ich atmete hörbar aus und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Man kann dich wirklich nicht allein lassen«, murmelte ich.
Wäre ich wirklich weggegangen, hätten wahrscheinlich diese zwei Typen ...!
Ohne es zu merken, hatte sich mein Körper in Bewegung gesetzt. So wie bei Erwin damals.
»Ich bringe dich nach Hause«, sagte ich und wollte sie etwas von mir schieben. Doch Kana verharrte in ihrer Haltung. »Oii! Kana!«, versuchte ich zu ihr durchzuringen. Jedoch zeigte sie keinerlei Reaktion und wich keinen Zentimeter zurück.
Im Gegenteil.
Ihr Körper zitterte immer stärker.»Tcch!« Ich umfasste ihr Kinn und schob ihren Kopf zu mir herauf, ehe ich meine Lippen auf die ihren legte. Während ich die Weichheit ihrer Lippen auf mich wirken ließ, entspannte sich ihr Körper nach und nach immer mehr. Ich schaute ihr tief in die Augen, als wir uns lösten. »Endlich zitterst du jetzt nicht mehr«, merkte ich an.
Ihre Augen weiteten sich und ihre Finger ließen langsam locker. »Levi ...«
Ein Ruck durchzog meinen Körper. Zum ersten Mal hatte sie mich beim Namen genannt. Hauchend, fast zärtlich und verlegen. Noch nie hat mich die Aussprache meines Namens so berührt. Eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns nur tief in die Augen. Wie von selbst schlang ich meine Arme um ihre Taille und zog sie noch dichter zu mir heran.
Unsere Gesichter waren wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wie hypnotisiert starrten wir uns an, während die Atmosphäre zwischen uns immer intensiver wurde und unsere Lippen kurz vor dem Kuss standen.
»Ich ... ich möchte nicht nach Hause ...«, hauchte Kana leise.
Meine Hände wanderten langsam ihre Taille entlang zu ihrem Rücken, weiter hinab zu ihrem Po. Zögerlich umfassten meine Finger ihre Rundungen und Kana schloss die Augen, während sie stoßweise aus atmete.
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||ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰModernFF|| Ŧєєl [LevixOC]✔️
FanfictionSeit ihrer Pubertät lastet ein Fluch auf Kana, der es ihr unmöglich macht, eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen. Doch als sie einen neuen Job in einer Firma annimmt, trifft sie auf einen geheimnisvollen Mann, der behauptet, nichts fühlen zu könne...