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[Levi]

»Es tut mir wirklich leid. Aber die Besuchszeit ist seit zehn Minuten vorbei. Bitte kommen Sie morgen wieder!«, erklärte mir die Frau an der Rezeption, bei der ich mich gerade nach Kanas Zimmer erkundigen wollte. Ich fuhr mir genervt durch die Haare. Es waren doch nur zehn lausige Minuten, verdammt!

Als hätte die Frau meine Gedanken gelesen, fügte sie noch hinzu: »Eine Ausnahme kann ich nicht machen, sonst müsste ich dies ja bei jeden Besucher tun. Bitte haben Sie dafür Verständnis.«

Ich musste mich gerade wirklich zusammenreißen, nicht aus der Haut zufahren. Bis ihr Blick vom Computer zu meinem Jochbein glitt. Sie schien kurz zu überlegen.

Dann tippte sie auf der Tastatur umher. »Ihr Name war?«

Etwas irritiert blinzelte ich. Jedoch verstand ich was sie wollte und nahm jegliche Beleidigung ihr gegenüber zurück. »Ackerman Levi.«

»Setzen Sie sich in den Warteraum! Ein Arzt wird Sie dann wegen Ihrer Verletzung aufrufen. Über den Rest habe ich keinen Einfluss mehr«, sprach sie gespielt sachlich. »Zweite Etage, Zimmer Null, Vier, Drei«, fuhr sie flüsternd fort und gab mir zur Sicherheit einen Patientenzettel. Mit einem kurzen Nicken bedankte ich mich bei ihr.

Mich würde es nicht einmal wundern, wenn Erwin auch das schon mit eingeplant hatte, als er mir eine verpasst hatte. Dieser ....!

Wie zu erwarten waren die Gänge so gut wie menschenleer, nur einzelne Ärzte und Patienten liefen umher. Ich wiederum nahm zielstrebig den Fahrstuhl zur zweiten Etage. Als ich diesen verließ, hielt ich kurz inne. Mein Herz schlug plötzlich völlig hektisch und meine Beine fühlten sich an wie Blei. Was war nur los mit mir? Ich hatte keine besondere Angst gegenüber Krankenhäuser. Höchstens nur eine gewisse Abneigung, oder Groll.

Doch das lag eher daran, dass ich Ärzte als unfähig ansah. Nur eine handvoll ist wirklich besorgt um ein Menschenleben. Nur leider hatte meine Mutter nie solch einen Arzt kennengelernt. Ich schüttelte schnell die alten Erinnerungen von mir und ging weiter.

»L-Levi ...?!«

Augenblicklich blieb ich stehen und wandte mich um. Mein Herz setzte aus, als ich Kana erkannte. Sie saß am Tisch des Aufenthaltsraumes, der zum Balkon für die Raucher führte. Während sie sich langsam erhob, zog sie ihren Bademantel zu. Meine Kehle wurde entsetzlich trocken. Ihr Gesicht war undeutbar. Mit langsamen Schritten kam sie mir näher. Jedoch senkte sie den Blick, als sie drei Schritte vor mir stehen blieb.

»Was ... was machst du hier?«, fragte sie unsicher nach und krallte ihre Finger in den Saum ihres Bademantels. »Die Besuchszeit ist doch schon vorbei.«

Ich drehte den Kopf zur Seite und versuchte diesen entsetzlichen Druck in meiner Brust zu ignorieren. »Ich ... weiß ...«, murmelte ich nur und zeigte kurz den Patientenzettel hoch.

Erst jetzt sah Kana auf und bemerkte meine Verletzung. Geschockt weiteten sich ihre Augen und sie kam näher.

»Oh Gott! Was ist passiert? Geht es dir gut?« Ich schluckte schwer und sah sie fassungslos an. Diese Frau war wirklich unglaublich! Nach alldem was passiert war ...
Obwohl ich sie nicht beschützen konnte ...
Obwohl ich sie so lange alleine gelassen hatte ...

War das ihre einzige Sorge? Wie es mir ging? Ich biss mir auf die Unterlippe. Ohne jegliche Kontrolle über mein Handeln, ging ich einen weiteren Schritt auf Kana zu, schloss meine Arme um sie und presste sie an mich.

Sofort merkte ich wie sich ihr Körper überrascht anspannte. »Aah ... L-Levi ....?!«, stammelte sie überfordert. Jedoch versuchte sie mich nicht von sich zustoßen.

»Bitte verzeih mir ...«, entkam es mir. Zum ersten Mal in meinem Leben brachte ich Worte zittrig über meine Lippen. »Wiedereinmal war ich nicht in der Lage, die Frau zu beschützen, die mir so viel bedeutet!« Erneut schluckte ich schwer und biss mir auf die Unterlippe. »Ich erwarte nicht von dir, dass du mir sofort antwortest oder mir meine Verantwortungslosigkeit sofort verzeihst. Es wäre nur gerecht, wenn du mir niemals verzeihen könntest ...« Ich spürte, wie mein Körper unkontrolliert bebte. Reflexartig schlang ich meine Arme enger um Kanas Körper. »Ich bin wirklich ein schrecklicher Mensch! Ich verstehe es voll und ganz, wenn du mich nie wieder sehen möchtest ...«, flüsterte ich brüchig. »... neben meiner Mutter habe ich nie eine andere Frau an meiner Seite akzeptiert. Selbst du kamst mir anfangs nur interessant vor, weil du damals so verlassen ausgesehen hattest bei unserer ersten Begegnung. Du hast damals das wieder gespiegelt, was jahrelang in meinen Inneren vor sich ging. Doch irgendwie konnte ich mich nie von dir abwenden. Ich weiß nicht, ob man es als Verbundenheit ansehen könnte. Jedoch, hatte ich das Gefühl, deine Seele sei genauso zerrissen wie meine. Dass auch du mit falschen Erfahrungen bisher durchs Leben gegangen bist.« Mein Griff um ihren Körper lockerte sich. »Doch noch ehe ich begriff, wie weit ich dich bereits in mein Herz gelassen hatte, war es zu spät. Es ist nur gerecht, dass ich mit diesem Schmerz in der Brust weiterlebe«, fuhr ich leise fort und ließ Kana los. Ohne irgendeine Regung im Gesicht sah sich mich für ein paar Minuten einfach nur an.

Ehe sie zögerlich die Hand erhob und meine Wange berührte. »Levi .... du weinst ja ...«, murmelte sie und hob die Brauen besorgt.

Ich blinzelte ungläubig und wandte schnell meinen Kopf zur Seite. Mit einer kaum merklichen Bewegung wischte ich mir übers Gesicht. Ich war wirklich nicht mehr ich selbst! War ich denn ein kleines Kind?! Die Zeiten, an denen ich zuletzt geweint hatte, waren schon Jahre her gewesen.

»Es ... es stimmt ... dass das was passiert ist .... es lässt sich nicht rückgängig machen. Geschweige, dass ich es jemals vergessen könnte ...«, entgegnete Kana zögernd, während ich einen Schritt zur Seite tat. »Und .... ich wurde wieder von einer Person betrogen und enttäuscht, der ich so sehr vertraut hatte ...« Bei Kanas Worten schnürte mir der Druck immer weiter die Brust ab, und mein Kiefer spannte sich an. »Dieses Mal war es sogar noch schlimmer .... da ich die Person, der ich gelernt hatte zu vertrauen, liebte.«

Ich schluckte hart und biss mir auf die Unterlippe.

Kana schüttelte den Kopf. »Nein ... die ich immer noch liebe. Ich ... ich habe mir jeden Tag gewünscht, dass du kommst ... obwohl ich dich anfangs gleichzeitig auch verflucht hatte. Doch Gefühle sind wirklich widersprüchlich. Obwohl du mich so im Stich gelassen hattest .... obwohl du nicht bei mir warst ... war meine Liebe zu dir stärker und mir wurde klar, dass du nicht vierundzwanzig Stunden bei mir sein kannst. Selbst hier habe ich nur das Glück, dass man darauf bestehen kann, von einer Ärztin untersucht zu werden. Es gibt Situationen im Leben, die kannst selbst du nicht beeinflussen.«

»Das ist aber keine Entschuldigung dafür, dass ich nicht bei dir war!«, knurrte ich voller Selbsthass.

»Levi?« Zögerlich wandte ich meinen Blick zu ihr.

»Darf ich wenigstens jetzt erfahren, wo du immer bist, wenn du nicht im Büro bist?«

Wieder setzte mein Herz aus und ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. »I-Ich ....«

||ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰModernFF|| Ŧєєl [LevixOC]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt