[Kana]
Noch nie hatte ich so einen Ausdruck bei Levi gesehen. Es war mehr als offensichtlich, dass er gerade mit etwas kämpfte. Seine Miene wirkte gequält und verzweifelt.
Ich blickte zur Seite und presste die Lippen zusammen. »Du willst es mir also immer noch nicht sagen«, presste ich hervor. »Wobei es wohl jetzt auch keinen Unterschied mehr macht.«
»Kana, ich ...«, begann Levi zögerlich und fuhr sich durchs Haar, er setzte erneut zum sprechen an, doch er schloss nur verzweifelt die Augen und fuhr sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger über die Lider. Stoßweise atmete er hörbar aus. Es war fast so, als würde ein kleiner Junge vor mir stehen, der sich nicht traute zuzugeben, dass er etwas angestellt hatte.
Vorsichtig trat ich zu ihm heran und berührte seinen Arm. »Levi ...? Du ... du musst es mir nicht sagen. Vielleicht gibt es doch Dinge, die wir nicht voneinander wissen sollten ...«, flüsterte ich.
Mit einer abrupten Bewegung umfasste er meine Schultern und seine Hände zitterten leicht. »Ich ... ich will nicht, dass etwas zwischen uns steht, Kana ...«, hauchte er und sah mich gequält an.
Gott! Dieser Ausdruck ...
Mein Herz zog sich zusammen ihn so zu sehen. Wie von selbst umschlangen meine Arme seinen Nacken und sein Kopf presste sich an meine Halsbeuge. Dieser sonst so kühle, starke Mann wirkte nun äußerst verletzlich und hilflos. Beruhigend strich ich seinen Hinterkopf entlang und meine Fingerspitzen glitten seinen Untercut entlang. »Es ist alles gut ...«, murmelte ich. »Du kannst es mir erklären, wenn du be -«»Ich ... ich verstehe es nicht ...«, hauchte Levi kaum hörbar, »... wieso nimmst du mich nach alldem immer noch in den Arm? Wieso schreist du mich nicht an?! Wieso knallst du mir keine?! Wie kannst du so einen schrecklichen Menschen an deiner Seite akzeptieren?!«
Ich erwiderte nichts, sondern strich nur durch seine Haare. Dennoch musste ich augenblicklich wieder an unsere erste Begegnung denken. Was er damals mit dem Mann gemacht hatte.
»Ich glaube ... nein ... ich bin mir sicher, du hast vielen Menschen weh getan ...«, entgegnete ich leise. »Aber ... wie du nun vor mir stehst .... wie du mich ansiehst .... ich bin mir sicher du bereust deine Taten ...«
Langsam hob Levi seinen Kopf und sah mich verzweifelt an. Vorsichtig umschlossen meine Hände sein Gesicht. »Egal was du bisher getan hast ... es ist Vergangenheit ... niemand hat eine reine Weste ... ich ... nur versprich mir, dass du, egal was du getan hast, es mir zuliebe nicht mehr tust.«
Seine Augen weiteten sich und er biss sich auf die Unterlippe. »Das ... was ich getan habe ... ist schlimmer als alle Taten, die ich bisher getan habe ...«, flüsterte er brüchig. »Ich ... konnte es bisher immer vermeiden, dass meine dunkle Seite sich auf mein Umfeld ausbreitet ... doch nun ....«
»Levi ...«
»Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Ich würde es tun. Wenn ich dafür mein eigenes Leben hergeben müsste. Ich würde mir ohne zu zögern die Waffe an die Schläfe halten.«
»Bitte ... bitte sag so etwas nicht!«
»Bisher haben mich die Schicksale, oder das Umfeld der Leute, bei denen ich die Aufträge ausführen sollte, nie interessiert. So war es auch bei dieser Frau .... sie war einfach nur irgendein Junkie, der eh nichts mehr vom Leben zu erwarten brauchte ...«
»Hast du ... dieser Frau weh getan, Levi?« Undeutbar sah er mir tief in die Augen. Und ich begriff, dass er mehr als das getan hatte. »Du sagtest mal«, begann ich unsicher, »dass du diesen Weg damals nur eingeschlagen hast, um deiner Mutter ein besseres Leben bieten zu können. Doch ... was würde sie denken, wenn sie dich so sieht? Dass du diesen Weg immer noch gehst?«
»Wahrscheinlich .... würde sie ... so reagieren wie du es tust ...«
»Levi, bitte, sag mir, dass du dieser Frau nichts Schlimmes angetan hast! Schließlich hat auch sie Familie ...«
Mit einem Schlag verdunkelte sich seine Miene. »Tcch! Diese Frau bot ohne zu zögern ihre eigene Tochter an, nur damit sie am Leben bleibt!«
Meine Brauen schoben sich zusammen. Diese Denkweise kannte ich nur zu gut von meiner Mutter. Auch sie hätte mich für ihre Drogen eiskalt verkauft. Nur damit sie mich leiden sehen konnte, um ihr eigenes kaputtes Ego zu stärken.
Denn ich war es, die ihr Leben ruiniert hatte ....Jedoch verwandelte sich Levis Ausdruck wieder. Und er sah mich wieder gequält an. »Kana ..... diese Frau ....«, er brach den Satz ab und nahm Abstand zu mir. »Du solltest dich von mir entfernen. Ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, wie sehr ich alles bereue, was ich getan habe. Was ich nicht getan habe«, sprach er plötzlich gefasst und seine Augen hatten wieder den Ausdruck, wie ich es ursprünglich kannte. Unnahbar, ausdruckslos. »Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert. Wenn dies halt bedeutet dich gehen zu lassen. Dann nehm ich das nur zu gerne in Kauf.«
Ich sah ihn ungläubig an. »L-Levi ...?! Was .... ich ...«, ich brachte kein Wort mehr heraus. Obwohl ich bis jetzt nie wusste, wie ich unsere Beziehung definieren sollte. So war es dennoch so, als würde er gerade Schluss machen. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
»Behalt mich einfach so in Erinnerung, dass es dich nicht schmerzt, wenn du an mich denkst«, murmelte er ernst und drehte mir den Rücken zu. »Ich werde diesen Bastard beseitigen, bevor er dich findet!«, fuhr er fort und ging zum Fahrstuhl herüber.
Nur zögerlich löste ich mich aus meiner Versteinerung und lief ihm hinterher. »Warte! Bitte, Levi!«, rief ich ihm verzweifelt nach, während er in den Fahrstuhl einstieg. Ein letztes Mal sah er mich über seine Schulter hinweg an, bevor sich langsam die Türen schlossen.
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||ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰModernFF|| Ŧєєl [LevixOC]✔️
FanfictionSeit ihrer Pubertät lastet ein Fluch auf Kana, der es ihr unmöglich macht, eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen. Doch als sie einen neuen Job in einer Firma annimmt, trifft sie auf einen geheimnisvollen Mann, der behauptet, nichts fühlen zu könne...