Vier: Sein Eu de Cologne

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Nach einer halben Stunde weiteren Smalltalks stieg endlich jemand auf die improvisierte Bühne, die extra aufgebaut wurde.
Es war Arsenio, Adam's Vater.

"Guten Tag Ladies and Gentlemen. Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass sie heute so zahlreich erschienen sind. Natürlich möchte ich direkt zu Anfang auf die Sammelstelle der Checks hinweisen, sie befindet sich gleich dort drüben..."
Langsam entfernte sich seine Stimme und ich sah mich um. Alle hörten gespannt zu und sahen so aus, als würden sie sich tatsächlich dafür interessieren.
Bis meine Augen knallhart auf seine Blauen trafen. Ich versank darin, bis ich blinzelte, somit den Kontakt abbrach und meinen Blick schnell wieder auf die Bühne richtete.

"Nun aber will ich sie nicht länger stören und lade sie herzlich dazu ein, an unserem Eröffnungswalzer teilzuhaben. Maestro", beendete Arsenio seine Rede und wies auf den Dirigenten, der sogleich die Menge an Musikern richtete, die schon begannen, eine Melodie zu spielen.
Plötzlich umfasste eine starke Hand meine Taille und zog mich behutsam in Richtung Tanzfläche, auf der noch kein Mensch war.
Und da stieg mir dieser Geruch in die Nase.
Ein Männerparfüm, dass etwas herb aber auch gleichzeitig süßlich war.
Es roch gut.
Wirklich gut, so gut, dass ich den Geruch voll und ganz einatmete.
Kennt ihr das, wenn ihr einen Duft wahrnehmt, den ihr immer wieder riechen wollt?
So eine Art war dieser.
Endlich drehte ich mich um und mir stockte es der Atem, da ich realisierte, dass Adam hinter mir stand. Dieser lächelte mich an und drehte mich schnell herum, fasste mich an Hüfte sowie Arm und bewegte sich rhythmisch zur Musik.
Meine kleine Hand wirkte so zierlich auf seiner großen, starken Schulter.
Er führte dominant aber graziös.
Auf einmal, ohne Vorwarnung, zog er mich mit einem Ruck noch näher an sich heran sodass kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte.
Sein Kopf näherte sich meinem Ohr und seine Lippen streiften es, als er etwas hinein hauchte.

"Du siehst wunderschön aus, habe ich dir das schon gesagt?"
Ich kicherte leise, ließ mich von ihm drehen und antwortete.

"Du siehst auch nicht schlecht aus."

"Also war auf deiner Tanzkarte noch Platz?"

"Ich habe einiges verschieben müssen, aber es hat geklappt, nicht?"
Ich war so nah an ihm dran, dass meine Unterlippe sein Kinn streifte, als ich es sagte. Als sich unsere Nasespitzen beinahe berührt hätten, entfernte ich mich wieder einige Zentimeter und hob eine Augenbraue.
Kurz schien ich ihn aus der Fassung gebracht zu haben, aber nur für einen Moment.

"Da bin ich aber froh."
Das war der letzte Satz, bevor das Lied endete.
Wir sahen uns noch eine gefühlte Ewigkeit in die Augen, bis sein Blick wortwörtlich an meinen Lippen hängen blieb, als ich bemerkte, dass sonst immer noch keiner das Tanzbein schwang und alle Augen auf uns gerichtet waren.

"Wieso starren die uns so an?", flüsterte ich, als das nächste Stück begann und sah mich etwas nervös um.

"Nicht uns, tesoruccia. Dich. Weil du so wundervoll schön bist."
Er lächelte charmant und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich mit seiner Hand sehr weit unten am Rücken vom Parkett schob.
Und dann war er einfach weg.
Ich war noch etwas von der Situation überfordert sowie vom Duft benebelt.

"Was war das denn?", fragte Liv erstaunt und zog mich schnell auf die Toilette.

Wieso wurde ich von allen Leuten immer mitgerissen?

"Also. Erklärung", kam es fordernd von ihr und sie hob eine Augenbraue.

"Keine Ahnung", antwortete ich ehrlich, "Ich... ich habe nicht damit gerechnet. Aber ich mag ihn. Sehr sogar."

LÜGE.
Oder?
Darum kümmern wir uns später.
Oder niemals.
Das ist besser.
Liv quiekte aufgeregt und klatschte freudig in die Hände.

"Das. War. Unfassbar", bestätigte sie ihre Reaktion und lehnte sich an das Waschbecken.
Ich sah in den Spiegel und schämte mich etwas.
Ich war rot wie eine Tomate geworden.
Aber zum Glück erst vor einer Minute und nicht auf der Tanzfläche.

ADAM'S POINT OF VIEW

"Shit. Fuck. Verdammter Mist", fluchte ich vor mich hin und raufte mir die Haare. Ich war schnell danach in die Küche verschwunden, da ich mit dieser Art von Gefühlen nicht gerechnet hatte.
Also so absolut-gar-nicht-niemals-jemals-bei-irgendwem.
Ich wischte mir über das Gesicht und legte beide Hände ausgestreckt wie beim Beten gefaltet um meine Nase. Ich starrte auf den Boden.
Dann nahm ich mir ein Glas, füllte es mit Wasser, trank es aus und entschloss mich, mich zusammenzureißen.

"Sie ist nur ein Mädchen, Gottverdammt. Nur ein ganz gewöhnliches Mädchen. Und du wirst sie kontrollieren. Du bist der Mann."
War ich der Einzige, der es mir nicht so ganz abgekauft hat?
Egal.
Was auch immer mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper gejagt hat, musste verschwinden.
Und zwar so bald wie möglich.

***

1:07, 30. Juli 2018

Ciao bellissimi,

puhhh... nur noch ein Teil. Nehmt's mir nicht übel, aber ich bin todmüde. Also wird das nächste vielleicht doch etwas kürzer als gedacht (vielleicht 600 - 700 Wörter).
Wenn ihr eine bessere bzw. längere und spannendere Lesenacht wollt, müsst ihr mir Bescheid sagen, damit ich planen kann.
Vielleicht sollte ich anfangen, Teile vorzuschreiben, um sie dann besser veröffentlichen zu können...?
Ich sitze hier nämlich schon ewig und das ist alles aus dem Stehgreif heraus gegen Mitternacht zu Papier gekommen.
Ich habe das Gefühl, ich kann nicht aufhören, zu tippen.
Und mein Hintern tut weh.

Bis gleich

Sanja :0

V O K A B U L A R

la tesoruccia - Schätzchen, Herzchen
Ciao - Hallo sowie Tschüss
i bellissimi - die Schönen, Plural der Substantivierung des Adjektives "bellissimo"






ᴀᴅᴀᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt