Sechs: Gedanken

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ADAM'S POINT OF VIEW 

Nachdem ich sie nach Hause gebracht hatte, fuhr ich noch eine ganze Weile alleine durch die Nacht. Die Dunkelheit hüllte mich ein und die Einsamkeit drohte mich in den endlosen Strudel zu ziehen, aus dem ich in den Momenten mit Ciana entfliehen konnte. 
Aber ich versuchte so auch, sie zu vergessen. 
Seit Stunden wollte sie nicht aus meinem Kopf verschwinden. 
Alles, woran ich denken konnte, war der Moment zwischen uns, diese eine Sekunde, in der ich sie wirklich küssen wollte. 
Diese Sekunde, in der ich tief in mir das Verlangen verspürt habe, ihre Lippen auf meinen zu fühlen. 
Und dann hatte sie sich auch noch entschuldigt, für etwas, das meine Schuld gewesen ist. 
Hätte ich sie bloß nicht zu dieser dämlichen Party gebracht oder einfach hinausgezerrt, als es noch nicht zu spät war, wäre das alles nie passiert. 
Und wer hatte das Spiel überhaupt bei einer von Dex's Partys, high und voll bis zum Anschlag ins Leben gerufen?
Ja klar. 
Dieser Idiot hier. 
Ich beschleunigte auf hundert Kilometer pro Stunde und bog ab, um mich wie so oft über den Bahnhof zu setzen und die stillen Züge zu beobachten sowie die Lichter der Stadt, die zusammen ein Meer aus Farben ergaben, dass mich irgendwie beruhigte. 
Auch wenn der Bahnhof auf der Seite, über welcher ich oft saß, nicht mehr in Betrieb war, aber sonst überall ein reges Treiben herrschte, wollte ich trotzdem nicht auffallen. 
Also parkte ich die Harley ein paar Straßen weiter, zog mir die Kapuze über den Kopf und machte mich mit Kopfhörern im Ohr auf den Weg zu diesem Ort. 

(Lied: Khalid - Silence) 

Als ich mich endlich erneut über den stillgelegten Gleisen wiederfand, zündete ich mir eine Zigarette an und schloss die Augen. 
Dann lehnte ich meinen Kopf an die Mauer hinter mir. 
Langsam pustete ich den Rauch in die Luft und genoss das Gefühl. 
Ich hatte seit Stunden keine mehr geraucht. 
Das war einer der besten Momente. 
Eine Art Erlösung. 

"Scheiße", murmelte ich lachend in den Rauch hinein, öffnete die Augen und sah mir die Stadt an. 
Die Farben. 
Stellte mir vor, wie die Menschen in ihr keine Ahnung davon hatten, was direkt vor ihren Augen passierte. 
Sie merkten nicht, dass in ihrer Stadt, neben ihren Kindern, neben den Großeltern und den schönen Gebäuden Krieg herrschte. 
Ein Krieg, der mit Blut besiegelt werden würde. 
Ein Krieg, dem immer mehr Menschenleben zum Opfer fallen würden. 
Ein Krieg, der alle in ihm und um ihn herum bis auf die Knochen alles abverlangen würde. 
Und wenn es Moral und Gewissen waren. 
Er hatte seinen Preis. 
Ich musste schon zum tausendsten Mal an Ciana denken. 
Und dann kam mir in den Sinn, dass diese Rivalität ihr Herz fordern könnte. 
Aus Wut an diesem Gedanken schlug ich auf die Mauer unter mir und knurrte aggressiv. 
Sie ist so rein. 
So unschuldig. 
Sie wurde in diese Schlacht hineingeboren, schon seit sie ein kleines Mädchen war, ist das alles geplant gewesen. 
Und sie musste zwei Kämpfe austragen. 
Den unserer Eltern und unseren eigenen. 
So weit hatte ich gar nicht gedacht. 
Was danach sein würde. 
Wenn ich mit Arsenio quitt war, würde ich einfach fahren. 
Wohin es mich zog, durchs Land streichen, das alles hinter mir lassen. 
All das, was die letzten Jahre geschah. 
Die Dinge, wegen welchen ich nicht schlafen konnte. 
Bilder tauchten vor meinem geistigen Auge auf, ich kniff die Lider zusammen und schüttelte den Kopf. 
Meine Kippe war mal wieder zu Ende und ich steckte mir gleich danach noch eine an. 
So saß ich hier, starrte auf die Stadt, dachte dunkle Gedanken und ließ sie von anderen, bestimmten Personen wieder erhellen. 
Bis die Sonne aufging und die Spitzen der Gebäude in ein brillantes Farbenspiel tauchte, sich in den Fenstern widerspiegelte und mich traurig lächeln ließ. 
Ich war hier, immer noch.
Eine kleine Ewigkeit. 

CIANA'S POINT OF VIEW

Die letzte Nacht war schlaflos. 
Ich konnte meine Augen keine Sekunde lang schließen, es kam nur wieder dieses Gefühl auf. 
Das Gefühl der Hilflosigkeit. 
Ich konnte mich kaum rühren, nicht richtig nach Hilfe rufen. 
Wenn Adam nicht gewesen wäre und mich gesucht hätte, hätte sonst was geschehen können. 
Meine Eltern hatten sich anscheinend keine Sorgen um meinen Verbleib gemacht, denn als ich nach Hause kam und auf mein Handy sah, hatten sie mich weder angerufen noch mir eine Nachricht geschrieben. 
Aber das gehörte wohl dazu, wenn man von zwei Marini aufgezogen wurde. 
Zeit ist Geld. 
Danach habe ich mich nur in mein Bett gelegt und auf mein Telefon gestarrt. 
Einen Moment lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, Adam anzurufen. 
Seine Nummer hatte ich aus irgendeinem Grund noch immer. 
Aber dann verwarf ich diese Idee wieder. 
Wie verzweifelt war das denn?
Ich holte mir ein Glas Rotwein aus der Küche, es war mittlerweile schon drei Uhr nachts, Maria schlief schon. 
Dann ließ ich mich auf die Hollywoodschaukel auf der Holzterasse nieder und sah mir die Lampions in den Bäumen an. 
Maria hatte vergessen, sie auszuschalten. 
Mit meinem nackten Fuß auf dem warmen Holz schubste ich die Schaukel sanft an, schnappte mir dann die Decke und das Kissen neben mir und nippte nachdenklich an meinem Wein. 
Was Adam wohl gerade trieb?

"Halt", flüsterte ich mir selbst zu. 
Jetzt war nicht die Zeit, an ihn zu denken. 
Diese Zeit sollte eigentlich niemals sein. 
Denn wenn ich ihn manipulieren und kaputt machen musste, damit das Ganze aufhört, würde ich es tun. 
Oder? 

*** 

22:31, 31. Juli 2018

Ja, ich weiß, dass ich in den letzten Tagen echt viel hochgeladen habe...🤗
Vier Kapitel und das hier auch noch. 
Aber ich bin ein wenig aufgeregt, freue mich darauf die Geschichte weiterzuschreiben und lasse euch jetzt mal mit einem etwas lahmen Cliffhanger ein wenig hängen. 🤷🏽‍♀️😂 (Ich hoffe ich befolge somit das internationale Wattpadgesetz...😊)
Vielleicht ein paar Stunden oder Tage, keine Ahnung. 
Und übrigens habe ich nachgesehen; es heißt im Deutschen wirklich "Partys"! 😅

Gute Nacht ihr Süßen,💋 

Sanja 🌺🌊

V O K A B U L A R 

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ᴀᴅᴀᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt