Dreizehn: Drei berühmte Worte

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Weitere zwei Tage waren vergangen und Adam war immernoch nicht aufgewacht.
Sonntag.
Der Schlauch aus seinem Mund war entfernt worden, alles, worauf die Ärzte warteten, war ein Zeichen Adams.
Dann würde er nur zur Beobachtung noch zwei bis drei Tage bleiben, damit sie sich die Wunden nochmal anschauen könnten.
Das Ganze hörte sich so leicht an, war so nah, doch auch so weit weg.
Denn damit er entlassen werden konnte, musste Adam erstmal aufwachen.
Ich wusste, dass es bis jetzt erst vier Tage waren, seitdem er hier war, aber langsam hielt ich es nicht mehr aus. Die Angst, dass er seine Augen womöglich nie wieder aufmachen würde, machte sich von Tag zu Tag in mir breit.
Heute war ich den ganzen Tag bei ihm gewesen, hatte die Hoffnung gehabt, er würde die Augen öffnen.
Morgen war sowieso keine Schule. Entschädigungstag für das Sommerfest.
Meine Hand lag wieder in seiner, es war nicht mehr so komisch wie zu Anfang. Obwohl mein Vater mir ausdrücklich verbot, zu ihm zu gehen, hatte ich es trotzdem getan. Er war doch sowieso nie zu Hause, worüber ich immer noch nichts in Erfahrung gebracht hatte.
Da konnte es ihm auch gleich egal sein.
Dieser Machtvergleich zwischen Arsenio und meinem Vater ging mir langsam gehörig auf den Wecker.
Sollten die doch machen, was sie wollten.
Ich jedenfalls wollte Adam wiederhaben.
Gerade als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, wie schnell sich das Blatt gewendet hatte. Und nur weil er ein wenig charmant mir gegenüber war und mich (zugegebenermaßen heldenhaft) gerettet hatte, schien eine unbekannte Verbindung zwischen uns zu bestehen.
Wir hatten nicht mal eine richtige Verabredung gehabt, oder?
Ich schüttelte den Kopf.
Dafür hatten wir noch genug Zeit, sobald er wieder da war.

"Es ist kein Spiel, Adam", murmelte ich mir selbst zu.

"Es ist keine Pflicht für mich, ich... mag dich."
Seufzend sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass es bereits dunkel war. Die Lichter der Stadt leuchteten in ihren schönsten Farben, ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt.
Meine Augen schmerzten, das Licht in diesem Zimmer war viel zu hell. Ich stand kurz auf und machte es aus.
Viel besser.
Dann nahm ich schnell wieder seine Hand, meine Finger schlossen sich um seine.
Ich wünschte mir, dass sich seine Finger bewegen und um meine Hand schließen würden.
Müde gähnte ich, langsam aber sicher fielen mir die Augen zu.
Allerdings wollte ich mich nicht zu ihm legen, deswegen bettete ich meinen Kopf auf das Krankenbett neben sein Bein, blickte ein letztes Mal auf unsere Hände und schloss zufrieden die Augen.

Mitten in der Nacht, ich war anscheinend nicht verscheucht worden, hörte ich das Laken rascheln. Ich dachte mir nichts dabei, wollte wieder einschlafen, als sich Finger um meine Hand schlossen.
Sie strichen über meine Fingerknöchel, drückten zu.
Ich schreckte nach oben und sah in offene Augen.
Sie waren offen.
Blinzelten.
Sahen mich an.
Ich wusste nicht, was ich tun geschweige denn sagen sollte, also hob ich nur unsere Hände hoch und küsste seinen Handrücken, die Tränen flossen über meine Wangen.
Es waren Freudentränen.
Ich stützte meinen Kopf an unseren verkeilten Händen ab und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

"Ich bin da", krächtzte er leise und musterte mein Gesicht.
Auf diese drei Worte hatte ich so lange gewartet.
Aber wie konnte er nur etwas sagen?
Seine Kehle musste doch so trocken wie Sandpapier sein.
Nun sprang ich auf und nahm sein Gesicht in die Hände.
Er war zusehends überrascht und wusste nicht, was ihm bevorstand.
Doch ich hauchte ihm nur einen sanften Kuss auf die Stirn und legte meinen Kopf auf seine Brust.
Da war der Herzschlag, von alleine.
Wimmernd kauerte ich mich an ihn und spürte eine träge Hand auf meinem Kopf.
So verblieben wir einige Minuten.
Dann entfernte ich mich wieder und wischte mir über die Wangen.

"Ich hole besser eine Schwester", sagte ich, nun ruhiger und ging zur Tür, als er sich räusperte.

"Was ist, Adam?", fragte ich besorgt und setzte mich schnell auf seine rechte Seite. Er musste husten und ich sah mich nach Wasser um. Schnell holte ich meine Flasche aus der Tasche und gab ihm zu Trinken. Nachdem er alles ausgetrunken hatte ging es wohl besser mit dem Reden.

"Bleib hier."
Überrascht blinzelte ich, stellte die leere Plastikflasche auf den Beistelltisch und nahm seine warme Hand in meine.

"Adam, hör zu-", wollte ich protestieren, würde aber unterbrochen.

"Ciana. Bitte."
Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und ich musste nachgeben.

"Na klar."
Auch wenn Adam es wahrscheinlich niemals zugeben würde, sah ich doch etwas Flehendes in seinem Blick. Ich wusste ja nicht, ob ich richtig lag, aber ich meinte sehen zu können, dass er Nähe wollte, Nähe brauchte.
Also legte ich mich neben ihn, so gut es ging, und bettete meinen Kopf auf seinen Arm, ich hatte Angst, dass ich ihm wehtun könnte, wenn ich mich auf seine Brust legte.

***
23:02, 26. August 2018

Ciao bellissimi,

sorry, aber ich konnte nicht länger warten...
Kurz war es auch also...
Entschuldigt!
Die meisten Patienten mit Schussverletzung und ohne weitere schwere Verletzungen wachen in den ersten fünf Tagen auf.
Scusa, aber ich habe so viele Ideen für den ersten Kuss, ich kann nicht warten! 😂❤️
Bleibt dran💋

Sanja :)

V O K A B U L A R

Ciao - Hallo sowie Tschüss
i bellissimi - die Schönen, Plural der Substantivierung des Adjektives "bellissimo"



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