Sechsundzwanzig: "Mit Glanz und Gloria"

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"Ja, ich weiß, dass es kurz vor Silvester ist!" Hektisch versuchte ich, mein Gehirn anzustrengen.
Es waren einige Wochen vergangen, ich hatte immer noch kein Geschenk für Adam und Neujahr stand vor der Tür.
Die letzte Woche und ein Tag war er nicht zu Hause gewesen, irgendwas mit 'der Basis'.
Ich wusste immer noch nicht, was genau er da herauszufinden schien, denn er hatte keine Zeit gehabt, es mir zu erzählen.
Doch er hatte mir fest versprochen, dass, wenn er nach Hause kam, er mir alles sagen würde, all meine Fragen beantwortete.
Ein Kuss, voller Gefühl und Schmerz, zu kurz, so wie er es immer war, ein kleines Lächeln und dann glitt meine Hand von seiner Wange, die Tür fiel zu.
Das Problem daran war, dass er nicht erreichbar war.
Ich durfte ihn nicht anrufen oder schreiben, außer es bestünde ein akuter Notfall.
Notfall bedeutete Entführung, Mord, Hochwasser, Feuer oder andere lebensgefährliche Situationen.
Ein bisschen wünschte ich mir schon, dass jemand einbrechen würde.
Nur, damit ich seine Stimme hören konnte.
Nicht mal eine Sprachnachricht oder Ähnliches hatte ich.
Nur eine Erinnerung, einen schwachen Schleier, an dem ich festhalten konnte.
Diese Woche hatte sich wie die Ewigkeit angefühlt, ewig und drei Tage.
Genau den Tag vor Weihnachten musste er gehen!
Und was habe ich an Heiligabend gemacht?
Genau.
Alleine bin ich herumgesessen und bin mit seinem Opa in die Kirche gegangen.
Na schön, ich war nicht ganz allein.
Aber vermisst habe ich ihn trotzdem.
Jetzt alleine einzuschlafen, ohne einen Arm, der einen beschützt, ein weiteres Herz, das schlägt, da habe ich mich nicht sicher gefühlt.
Zum Glück kam er morgen, zum Neujahr, wieder zurück.
Acht Tage hatte ich Zeit gehabt, ihm etwas zu besorgen, doch ich hatte keine Ideen und traute mich nicht, seinen Opa zu fragen.
Was würde er nur von mir halten, wenn ich ihn fragte, was ich seinem Enkel schenken soll?
Dass ich eine schlechte Freundin wäre, das würde er denken.
Aber mittlerweile blieb mir wahrscheinlich nichts anderes übrig, auch wenn ich gerade mit Liv telefonierte.
Sie war die Einzige, die ich noch anrufen durfte.
Den Kontakt mit all den Anderen aus meinem 'früheren Leben' war mir verwehrt.
Ich wusste zwar nicht, warum genau Liv, aber mich störte das nicht.
Hauptsache sie durfte ich noch anrufen.
Ich mache das Alles mit, weil ich erstens richtigen Schiss hatte und zweitens ihm vertraute.
Er wollte mich ja nur beschützen.
Aber gerade unterhielt ich mich mit Liv und fragte sie nach Ideen.
Das brachte mich augenscheinlich auch nicht weiter.

"Was gefällt ihm denn so?" Ja, was gefiel ihm?!

"Naja", begann ich zu überlegen, "Harley Davidson? Autos? So ein Zeug."

"Alte Schule, was? Schenk ihm einen Pullover. Oder einen Schal." Klamotten? Das war das Einfallsloseste, das ich bis jetzt gehört hatte.

"Liv, ist das dein Ernst? Pullover und Schal?"

"Ja. Mein voller Ernst." Ein kurzen Moment dachte ich sogar daran, ihm etwas derartiges zu kaufen. Doch da viel mir ein, dass ich nicht so viel Geld hatte.
Ich atmete tief durch.

"Wen könntest du denn noch fragen?"

"Naja, da gibt es zwei Möglichkeiten. Sein bester Freund Callum und sein-" Ich brach ab und kniff die Augen zu.

"Liv, ich ruf dich später zurück, okay?" Ich atmete nochmals durch, spielte die Möglichkeiten durch und entschied mich, dass das die beste Option war.

"Okay, bis bald!" Und dann das Tuten der leeren Leitung. Ich legte mein Handy beiseite und machte mich daran, all meinen Mut zusammenzunehmen und seinen Opa um Rat zu fragen.
Oh Mann.
Konnte ja nicht so schwer sein, oder?
Also ging ich nach unten, in das Foyer (das gleichzeitig auch das Wohnzimmer war) und blickte mich verwirrt um.

"Ähm... Hallo? Ist wer da?" Da fiel mir auf, dass ich seinen Namen gar nicht wusste. Also rief ich nach dem Butler, soweit es eben ging.

"Paul? Paul, ich brauche Ihre Hilfe!" Auf einmal kam der Gerufene die Treppe heruntergestolpert und hatte einen Besen in der Hand, den er hektisch hin und her schwenkte.

ᴀᴅᴀᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt