"C, ich... weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist schrecklich", ertönte Livi's Stimme am Telefon. Sie biss in ihre Wassermelone und es machte einen lustigen Laut.
"Ich werde ihn oft besuchen. Aber gerade muss ich mein Leben wieder auf die Reihe kriegen und... irgendwas stimmt da bei meinen Eltern nicht. Sie sind nie zu Hause, früh gehen sie und kommen erst spät in der Nacht wieder."
"Ich helfe dir Süße. Du kannst auf mich zählen."
"Danke dir, Liv. Ich brauche aber heute ein wenig Zeit für mich."
Wir verabschiedeten uns und ich legte auf.
Schon wieder Freitag.
In der letzten Woche war so viel passiert und eine große Veränderung nach der anderen war in mein Leben getreten.
Flashlight, Adam, der Beinahe-Kuss und - das Schlimmste - die Krankenhausnacht.
Ich atmete wieder tief durch, stand von meinem Bett auf und bewegte mich nach unten, um mir etwas zu Essen zu bestellen.
Ich griff zum Telefon, nahm das beschichtete Papier der Pizzeria in die Hand, wollte gerade wählen, als ich innehielt und mich an gestern erinnerte."Mama?", fragte ich leise und hielt mir das fremde Handy näher ans Ohr.
"Ciana!", kam es panisch von ihr, "Wo zum Teufel bist du?"
"Im Krankenhaus, aber-", wollte ich die Situation aufklären, als sie mir schon das Wort abschnitt.
"Oh Gott, topolina! Was ist passiert, geht es dir gut?", schrie sie in den Hörer und ich konnte ihre Autoschlüssel klappern hören.
"Ja, mir geht es gut", sagte ich beruhigend und hörte sie am anderen Ende ausatmen, "Ich bin zwecks A-... eines Freundes hier. Kannst du mich abholen? Ich habe keine Schuhe oder Geld."
"Ähm... Ja klar, aber die Schuh-Sache musst du mir noch erklären. Ich komme sofort. In welchem Krankenhaus befindest du dich?"
Ich sah mich schnell um und entdeckte ein Schild am Eingang."Saint Maria", kam es schnell aus meinem Mund und sie wiederholte, dass sie rasch kommen würde. Ich sollte draußen warten.
Ich gab das Telefon der netten Mutter, die es mir geliehen hatte, zurück und ging, leise aber so schnell ich konnte, aus diesem Gebäude.
Länger als nötig wollte ich heute nicht dort bleiben.(Lied: Spirited Away - Itsundo Nando Demo, Cover by Jia Li [Zacky the Pianist])
Als ich draußen ankam, atmete ich die frische Luft ein und schloss kurz die Augen. Sie gab mir Energie und ich hatte das Gefühl, als blühten die winzigen, verkommenen Blumen meines eigenen, im Unterbewusstsein verlagerten Garten in meiner Seele, die in meiner Lunge nach Luft, auf meiner Haut nach Sonnenschein und in meinem Innern nach Freiheit verlangt hatten, endlich wieder auf.
Die Sonne, die sich seit heute Morgen wieder blicken ließ, guckte hinter den Blättern der Bäume hervor, die die Straße säumten und beleuchtete diese, sodass ich ihre Struktur erkennen konnte. Die schneeweißen, kleinen Wolken schoben sich, aufgebauscht wie Schäfchen, gemächlich über den tiefblauen Himmel. Eine kleine Brise wehte meine Haare leicht herum und ließ das Laub, welches in ein paar Monaten wieder nach unten segeln würde, vor Verzückung klingen.
Bei diesen tiefgründigen Gedanken und Metaphern in meinem Kopf musste ich grinsen und schüttelte den Kopf.
Ich war schon immer theatralisch und schrecklich hochgestochen veranlagt gewesen, jedenfalls, was die Literatur betraf.
Danach setzte ich mich auf die Bank vor der Einrichtung und legte den Kopf in den Nacken.
Ich neigte den Kopf leicht nach rechts und der Himmel drehte sich mit mir.Vollkommenheit, dachte ich und musterte die Vögel, die über meinem Kopf hinwegflogen. Meine Gedanken schweiften ab und landeten schließlich beim Schicksal.
Ob es wirklich existierte?
Ob wohl dort oben irgendwo jemand auf mich herabsieht und lächelt, angesichts der Tatsache, dass ich hier saß und nur ein Wimpernschlag der Zeit war?
Ich grübelte weiter.
Darüber, was Schicksal hieß.
Und ob es das Schicksal schon vor der Erfindung der Zeit gegeben hatte.
Was Zeit bedeutete.
Wir hatten bestimmt, wie schnell etwas vorbei war, nicht das Schicksal.
Nicht die Liebe.
Denn die Liebe, wie schwierig, wie schmerzvoll, wie kindisch sie auch sein mag, hat kein Haltbarkeitsdatum.
Die Zeit und alles um uns herum wurde von den Menschen erfunden.
Ob sie ablief oder man sie sparte spielte doch eigentlich keine Rolle, oder?
Denn die Liebe und das Schicksal gab es vor der Zeit.
Bevor man um kleine Striche auf einer Karte kämpfte, bevor man zwecks eines Buches Blut vergoss und bevor man überhaupt daran dachte, Zeit zu gewinnen.
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ᴀᴅᴀᴍ
Teen FictionADAM GROẞES FINALE GERADE IN PLANUNG Ciana Marino, süße siebzehn Jahre alt, gehört zu DER Familie in Merridale. Italienisch, reich und unfassbar arrogant - diese Familie ist so graziös wie sie mächtig und gefährlich ist. Doch für Ciana könnte das L...