9 -Eine sehr lange Nacht mit wenig Schlaf-

1.2K 66 7
                                    

Patrick's P.O.V.

"Soll ich dich nach Hause fahren?", fragt Jasper.

Mein erster Reflex ist sofort 'nein' zu schreien, doch dann denke ich an den nicht grade kurzen Heimweg. Es wird bereits langsam dunkel und die Wolken, die mittlerweile am Horizont aufziehen, machen mich auch nicht unbedingt glücklich. Also beiße ich die Zähne zusammen und antworte lächelnd: "Wenn es keine Umstände macht, wäre das wirklich nett."

"Okay, dann komm mit. Wir müssen nur noch meine Mum einsammeln, dann geht's los", erwidert er und ich lasse Stupor auf meine Schultern und in meinen Nacken krabbeln.

Während der Fahrt schweige ich die meiste Zeit und höre so halb dem Gespräch von Jasper und seiner Mutter zu. Die einzig wirklich relevante Erkenntnis ist, dass meine Mum sich wohl erkältet hat und deshalb nicht beim Yoga war.
Ehrlich gesagt, bin ich sehr froh, als ich endlich mit einem letzten gezwungenen Lächeln und einem gestammelten "Danke für's Mitnehmen" aussteigen kann. Trotz der Tatsache, dass ich mich im Auto nicht besonders wohl gefühlt habe, bin ich froh, das Angebot angenommen zu haben, denn es hat tatsächlich angefangen leicht zu nieseln.

Ich gehe ins Haus und treffe auf meine Mutter, die einen Schal um den Hals und in der Hand eine Tasse Tee trägt. Sie steht in meinem Zimmer vor dem Rattenkäfig und ist dabei ihn sauber zu machen. Cliff und Spencer laufen um ihre Füße herum und ich lasse Stupor ebenfalls runter.

"Hey Mum, das hätte ich doch auch machen können! Wie geht's dir?", sage ich besorgt.

"Ach", sie winkt ab, muss dann allerdings niesen, "geht schon. Hattest du einen schönen Tag?"

"Ja, war gut. Aber jetzt leg dich ins Bett! Soll ich dir noch einen Tee oder 'ne Suppe oder so machen?", frage ich.

Sie schüttelt den Kopf: "Nein danke, Schatz! Ich glaub, ich geh einfach schon schlafen. Gute Nacht, mein Großer."

"Nacht, Mum", sage ich und weiche ihr geschickt aus, als sie mir wie früher durch die Haare wuscheln will. Sie lacht leise und lässt mich alleine.
Ich höre leise Musik und mache von vielen Seufzern begleitet meine Hausaufgaben. Dann setze ich alle drei Ratten wieder in den Käfig und muss feststellen, dass es auch für mich wohl langsam Zeit wird, ins Bett zu gehen.
Ich ziehe mich bis auf Boxer und ein T-Shirt aus und mache das Licht aus. Dann liege ich da, ich versuche einzuschlafen, aber ich drehe mich nur hin und her. Endlich, nach locker einer Stunde falle ich in einen unruhigen Schlaf, wache jedoch kurze Zeit später schweißgebadet auf. Die Erinnerung an meinen Traum lässt mir die Tränen in die Augen steigen und als ich an die Erlebnisse denke, denen ich diese Alpträume verdanke, fange ich hemmungslos an zu weinen. Ich sehe wieder sein Gesicht vor mir, sein Lächeln und ich höre wieder seine Stimme, wie er mir versichert, er würde mich lieben. Das ist zu viel für mich! Ich knipse meine Nachttischlampe an und bin heilfroh, dass ich nicht mehr in Traum schreie, denn sonst hätte ich jetzt auch noch meine Eltern auf den Plan gerufen. Wankend stehe ich auf, durch den Tränenschleier kann ich kaum etwas erkennen, doch ich schaffe es, meinen Block und einen Stift von meinem Schreibtisch zu klauben und mich wieder hinzulegen. Mit geschlossenen Augen atme ich dreimal tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Es hilft und ich wische mir so gut es geht die Tränen aus dem Gesicht. Danach setze ich meine Brille auf und beginne zu schreiben. Zu meiner eigenen Verwunderung lasse ich mich heute von Wut leiten. Meistens enden diese nächtlichen Aktivitäten damit, dass ich mich frage, was ich falsch gemacht habe. Dabei ist mir eigentlich klar, dass einfach Alles seine Schuld ist. Das Gedicht schreibt sich heute wie von allein. Und dann fühle ich mich etwas besser. Ich reiße es wie immer aus dem Heft raus und lege es unter mein Kopfkissen. Früher habe ich mir immer versucht vorzustellen, dass diese Gedichte die bösen Erinnerungen und Träume fernhalten. Jedenfalls setze ich die Brille wieder ab und knipse das Licht in Erwartung einer sehr langen Nacht mit wenig Schlaf aus.

Leise flüstere ich mein neues Gedicht, als wäre es eine gute-Nacht-Geschichte für mich selbst:
"I always believed when you said you'd do everything for me.
Why shouldn't I?
I always believed when you said you'd stop hurting me.
Why shouldn't I?
I always believed when you said you'd care about me.
Why shouldn't I?
I always believed when you said you'd love me.
Why shouldn't I?
I shouldn't, because you just don't give a fuck about me."

Ich schlafe wieder ein, doch am nächsten Morgen wache ich wieder einmal mit dunklen Ringen unter den Augen auf...

Wann hört das endlich auf?!

Hallöchen:)
Ich melde mich auch mal wieder! B)
Tja, dem guten Patrick geht's nicht so besonders und ich bin gespannt, ob und was du draus machst, RemoraDark!
Lasst gerne einen Kommentar und ein Sternchen da, bis bald.
Eure c_in_medias_res <3

Call me whatever you want (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt