Jasper's P.O.V
Nach dem Training fahre ich nach Hause. Ich glaube, es fiel mir noch nie so schwer mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Die Töne der Musik dröhnen mir in den Ohren und ich kann meine Gedanken nicht davon losreißen, was Alex in der Umkleidekabine gesagt hat. Bin ich wirklich in Patrick verknallt? Möglich. Es würde zumindest
erklären, wieso ich in seiner Anwesenheit manchmal kurzzeitig verlernen zu sprechen oder sich mein Puls fast verdoppelt. Außerdem erklärt es auch meine unterbewusste Freude, als Patrick nebenbei erwähnt hat, dass er schwul sei. Schwul bin ich zwar nicht, das ist klar, immerhin war ich schon mit ein paar Mädchen zusammen und auch definitiv in meine letzte Freundin July verliebt gewesen. Allerdings ist die Vorstellung auf beide Geschlechter zu stehen nicht so weit von meinem Horizont entfernt. In der siebten Klasse haben Alex, ein paar Jungs aus unserem damaligen Baseballteam und ich 'Spiderman' geguckt und anstatt, wie die anderen, nur davon zu reden, wie hübsch Mary Jane doch war, konnte ich meine Augen nicht nicht von Harry Osborn lassen. Allerdings hatte ich damals weder wirklich drüber nachgedacht noch darüber gesprochen.Genervt von der Musik mache ich mein Radio aus. Immernoch in Gedanken parke ich in unserer Einfahrt. Es ist mittlerweile Viertel vor sechs und ich freue mich einfach auf eine heiße Dusche und mein Bett. Ich schließe die Tür auf.
"Hi!", schreie ich ins Haus hinein.
Niemand antwortet, allerdings höre ich Stimmen aus der Küche. Och nö. Ich hoffe Mom hat keine von ihren Freundinnen zu Besuch. Ich will doch einfach nur etwas essen gehen und dann schlafen. Genervt gehe ich zur Tür und setze ein Lächeln auf, was allerdings nicht meine Augen erreicht. Ich öffne die Tür, doch am Küchentisch sitzen nicht, wie erwartet, die Freundinnen meiner Mutter, sondern meine Familie, eingeschlossen meines Bruders Steven. Mein Fake-Lächeln verwandelt sich in ein Echtes.
"Hey!", rufe ich erstaunt, "Was machst du denn hier?"
"Meine Familie besuchen natürlich!", antwortet mein Bruder, als er aufsteht um mich, halb einschlagend halb umarmend, begrüßt.
Mein Bruder Steven ist etwas größer als ich und studiert gerade an der Columbia. Im Gegensatz zu mir, hat er keine blauen, sondern graue Augen und die fast schwarzen Haare meines Vaters. Allerdings sagen viele, dass wir uns trotzdem ähnlich sehen.
"Du siehst echt scheiße aus, Jassy.", sagt Steven und betrachtet mich von oben nach unten.
"Ich hatte gerade Training. Welche Entschuldigung hast du?", kontere ich.
"Fair enough", lacht mein Bruder.
"Willst du was essen, Jasper?", meldet sich meine Mutter plötzlich.
"Ja! Ich sterbe vor Hunger!"
Nach dem ich geduscht und was gegessen habe, gehe ich in mein Zimmer. Auf meinem Bett liegt mein Bruder und blättert durch eines meiner Bücher über Kunstgeschichte.
"Warum interessiert dich sowas?", fragt er mit gerunzelter Stirn.
"Hey!", sage ich und schnappe ihm das Buch aus den Händen, "Andy Warhol ist ein verdammt interessanter Popart-Künstler der 60er Jahre. Außerdem-"
"Blablabla", unterbricht er mich, "Du kannst manchmal ein echter Nerd sein. Erzähl mir lieber was Interessantes. Wie läuft's in der Schule? Wie geht's Alex?"
"Alex geht's gut. Und Schule ist halt Schule.", ich überlege kurz, ob ich ihm von Patrick erzählen sollte, doch dann fällt mir ein, dass ich ihm nicht erzählt habe, dass mit July Schluss ist.
"Wir haben uns echt verdammt lange nicht mehr gesehen oder?", frage ich mehr mich selbst als meinen Bruder.
"Bestimmt seit Anfang des Schuljahres. Also fünf Wochen? Du hast aber auch nicht gerade oft angerufen.", sagt Steven gespielt gleichgültig, wobei ich seine beleidigte Stimme deutlich raushöre.
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Call me whatever you want (boyxboy)
Novela JuvenilPatrick ist ein Außenseiter aus Überzeugung. Er hat eine schwere Vergangenheit und immernoch manchmal Panikattacken. Jasper ist alles andere als ein Außenseiter, er spielt im Baseballteam und jeder kennt ihn. Allerdings scheint niemand zu bemerken...