16 -Dafür sind Freunde ja da-

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Jasper's P.O.V

Fuck...

Wie kann man sowas nur jemandem antun? Einem Kind antun? Mein Kiefer verspannt sich, mein Blick wird mörderisch.

Und wie du dir vielleicht denken kannst, hatte er... Bedürfnisse.

Ich spüre die Übelkeit in mir hochsteigen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Wie kann man jemanden so missbrauchen? Und ja, dass war es gewesen: Missbrauch, wenn nicht sogar Vergewaltigung, sexuelle Nötigung.

Ich sehe auf Patrick hinab, der immernoch in meinen Armen leise schluchzt. Er sieht so zerbrechlich aus, so verletzlich, als könnte ihm nur die kleinste Berührung, die kleinste Bemerkung zum Zusammenbruch bringen. Er steht an der Schwelle zur Verzweifelung und ich kann nichts tun, um ihn von der Klippe zu holen. Alles, was ich machen kann, ist ihn zu halten und ihn leise weinen zu lassen, aber vielleicht hilft das auch schon, um ihn ein Stück seines Schmerzes zu nehmen.

Henry, hatte er gesagt, ist der Name seines Exfreundes. Wenn ich nur wüsste wie er aussieht, dann könnte ich ihn den Schmerz spüren lassen, den er Patrick angetan hatte, falls ich ihm irgendwann mal begegnen würde. Mir tat alles so leid für Patrick, niemand sollte in seinem Alter so etwas durchmachen müssen. Der Gedanke daran, dass jemand ihn quasi zum Sex gezwungen hat, lässt die Wut in mir hochkochen. Dieser Arsch verdient seine gerechte Strafe. Patrick hätte sofort zur Polizei gehen sollen...oder es seinen Eltern erzählen müssen.

Mir wird mittlerweile alles klar, wieso Patrick so zurückhaltend und... scheu ist. Und warum Lucy diesen übertriebenen Beschützerinstinkt besitzt. Wäre sie nicht gewesen, weiß ich nicht, was in der Nacht passiert wäre...

Patrick hatte aufgehört zu schluchzen und sein Atem hat sich beruhigt. Als ich auf ihn hinunter sehe, wird mir klar warum: Er ist eingeschlafen. Traurig lächele ich auf ihn herab und schließe, an die Wand seines Bettes gelehnt, die Augen.

Am nächsten Morgen werde ich von einem Sonnenstrahl geweckt, der mir direkt in die Augen scheint. Reflexartig zucke ich mit meinem Kopf zur Seite. Patrick, der immernoch an meiner nackten Brust lehnt, stöhnt leise.

Ups...

Ich sollte vielleicht versuchen, ihn nicht aufzuwecken. Er sieht so friedlich aus.

Ich sehe mich im Raum um, auf der Suche nach einer Uhr. Mein Blick fällt auf den Schreibtisch neben dem Sofa, wo ich eigentlich die Nacht hätte verbringen sollen. Auf dem Schreibtisch liegt, abgesehen von ein paar Schulsachen und einer Box für Stifte, fast nichts. Über den Schreibtisch sind ein paar Regale mit vielen Büchern und ein bisschen anderer Krempel. Mein Blick wandert über zwei weitere Schränke zu seinem Nachttisch, wo ich endlich fündig werde. Neben Patricks Brille steht ein Wecker: 10:06 Uhr.

Ich weiß nicht genau, wann Patrick von seinem Albtraum aufgewacht ist, aber mit Unterbrechung haben wir bestimmt neun Stunden geschlafen.

Vorsichtig entferne ich Patricks Arm von meiner Taille, hebe seinen Kopf von meinem Schoß und ersetze diesen mit einem Kissen, als ich mich langsam vom Bett erhebe.

Stolz, über meine gelungene Mission, lächele ich zufrieden auf das Bett. Ich nehme meine Hose vom Boden und gehe langsam zur Tür. Ich schlüpfe in den Flur und schließe behutsam die Tür hinter mir.

Ich streife mir meine Hose über und mache mich, immernoch oberkörperfrei, auf den Weg die Treppe runter in die Küche.

"Okay, Frühstück", sage ich zu mir selbst.

Auf der Arbeitsplatte entdecke ich eine Kaffeemaschine und einen Toaster.

"Perfekt."

Ob Patrick wohl Kaffe mag? Ach, bestimmt, jeder mag doch Kaffe, oder?
Okay, eigentlich gibt es viele Menschen, die keinen Kaffee mögen.

Call me whatever you want (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt