Patrick’s P.O.V.
Ohne Nachzudenken ziehe ich Jasper an mich und presse meine Lippen auf seinen Mund. Ich weiß nicht, ob ich mich je befreiter gefühlt habe. Allein schon, weil ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen kann. Eigentlich lösen wir uns vermutlich relativ schnell wieder voneinander, aber für mich fühlt es sich so an, als ob die Welt für einen winzigen Moment nur für uns aufhört sich zu drehen.
Erst als ich mein Gesicht sanft wieder etwas von seinem entferne und die Augen öffne, bemerke ich, dass ich sie überhaupt geschlossen hatte. Jasper lächelt mich an. Irgendwie muss ich leise lachen, diese Situation kommt mir einfach zu surreal vor. Kurz sieht er mich verwirrt an, doch er scheint zu verstehen, denn auch er stimmt mit ein.„Also, nur um das jetzt noch mal offiziell zu machen: Gehst du am Freitag Abend mit mir aus?“, frage ich und lasse endlich sein T-Shirt, das ich krampfhaft umklammert habe, wieder los.
„Worauf du deinen Arsch verwetten kannst!“, grinste er zurück.
Abends liege ich mit klopfendem Herz in meinem Bett. Ich kann nicht einschlafen, aber dieses Mal liegt es nicht an Angst oder Schuldgefühlen. Nein, ich bin einfach viel zu aufgekratzt. Ich bin extrem aufgeregt, dabei ist unser Date erst am Freitag. Überhaupt weiß ich noch nicht, was ich mit Jasper machen will. Lieber irgendwas Klassisches, wie Essen gehen oder wäre irgendwas Kreatives doch besser? Ich will unbedingt, dass dieser Abend schön wird, nicht zu letzt weil ich mein Verhalten gegenüber Jasper wirklich wieder gut machen muss.
Irgendwann scheine ich über meinen Grübeleien eingeschlafen zu sein, jedenfalls werde ich am nächsten morgen von meinem allzu verhassten Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich glaube, meine Eltern sind vollends verwirrt, weil ich gestern morgen so abweisend war, nachmittags plötzlich einfach weggerannt bin und abends mit einem breiten Grinsen wieder aufgetaucht bin. Heute bin ich auf jeden Fall beim Frühstück äußerst schweigsam, weil ich mich frage, wie das gleich in der Schule eigentlich läuft. Ich meine, Jasper und ich haben uns gestern geküsst, aber wir sind nicht zusammen. Küssen kommt also logischerweise als Begrüßung bei so vielen Zuschauern eher nicht in Frage. Aber nicke ich ihm nur auf dem Flur zu? Kommt er zu mir und Lucy? Oder ich zu ihm?
Und so glücklich ich auch darüber bin, dass wir es versuchen wollen, bin ich auch immer noch skeptisch. Mein verliebtes Gehirn versucht zwar mit allen Mitteln die durchaus berechtigten Bedenken zu übertönen, aber ich höre sie trotzdem. Die Angst Jasper zu enttäuschen und verletzen ist allgegenwärtig, aber ich will mich zusammenreißen. Ich darf nicht wieder so in Panik verfallen, sonst sage ich wieder etwas, was ich bereuen werde. Und wer weiß, wie viele Chancen Jasper mir noch geben würde…
Als ich den Schulhof betrete, stelle ich erleichtert fest, dass Jasper nirgendwo zu sehen ist. Er ist offensichtlich später als ich, was nichts anderes bedeutet, als dass die Begrüßung hauptsächlich auf seine Kappe geht.
„Hi Lucy!“, sage ich gut gelaunt und geselle mich zu meiner besten Freundin, die mich mustert, als hätte ich plötzlich mindestens drei Köpfe.
„Ricky? Ist alles okay?“, fragt sie mit einem unüberhörbar verblüfftem Tonfall.
Mir fällt es wie Schuppen von den Augen, ich habe ihr nicht gesagt, dass ich mich mit Jasper ausgesprochen habe. Sie befürchtet mit Sicherheit, dass ich jeden Moment wieder zusammen breche.
Möglichst knapp kläre ich sie auf und je länger ich spreche, desto mehr hellt sich ihre besorgte Miene auf. Sie fängt sogar richtig mädchenhaft an zu kichern, weswegen ich ihr schleunigst den Ellbogen in die Seite ramme, als ich sehe, wie Jasper an der Schule ankommt. Er sieht sich kurz um, als er mich entdeckt grinst er mich kurz an, geht dann aber zu Alex. Meine aufkommende Enttäuschung kann ich offensichtlich nicht so gut verbergen, wie gedacht, denn Lucy sieht mich grinsend an: „Ach komm, du siehst ihn ja jetzt öfter!“
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Call me whatever you want (boyxboy)
Teen FictionPatrick ist ein Außenseiter aus Überzeugung. Er hat eine schwere Vergangenheit und immernoch manchmal Panikattacken. Jasper ist alles andere als ein Außenseiter, er spielt im Baseballteam und jeder kennt ihn. Allerdings scheint niemand zu bemerken...