Jasper's P.O.V
Wie war das nochmal? "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben?". Den zweiten Tag in Folge bin ich mit dem Gefühl von Erfolg aufgewacht. Erfolg, weil ich mich endlich dazu bringen konnte, Patrick zu sagen, was ich fühle. Ich dachte, es wird ein toller Tag. Ich hatte mich unglaublich darüber gefreut, Patrick wiederzusehen und ihn zu fragen, ob er schon weiß, was wir an unserem Date unternehmen werden.
Doch das ist jetzt alles verflogen. Ich sitze betreten auf einer Bank auf dem Schulhof. Es war die achte Stunde, meine Freistunde bevor das Training anfängt. Von außen betrachtet wirke ich vermutlich abwesend. Ich starre ins Leere und verliere mich in meinen Gedanken, die sich nur um die letzten Stunden drehen. Wiedererwarten verspüre ich weder Enttäuschung noch Trauer. Im Gegenteil, es fühlt sich alles einfach nur leer an. Vergeblich suche ich nach irgendeinem Gefühl, an dem ich mich aufhängen könnte. Ein Gefühl, was es leichter machen würde, darüber hinwegzukommen. Doch ich kann weder Trauer noch Enttäuschung spüren, da mich der Gedanke quält, Rick zu etwas gezwungen zu haben. Ich wusste, wie schwer es ihm fällt, Männern zu vertrauen, und trotzdem war ich egoistisch genug um ihn zu küssen. Das nächste naheliegende Gefühl wäre also Selbsthass. Hass, weil ich nicht verstehen konnte, dass es achtlos wäre, Patrick zu küssen. Und doch hat Patrick mich zurück geküsst und einem Date zugesagt.
Vielleicht bin ich etwas sauer, doch immer noch lässt mich der Gedanke nicht los, dass es meine Schuld ist, in dieser Situation zu stecken.
Der Gedanke, dass ich in einer halbem Stunde beim Training sein muss, bereitet mir Bauchschmerzen. Die Wahrscheinlichkeit mich im Moment auf etwas konzentrieren zu können, ist ungefähr so hoch, wie das David beim Training gleich keine dummen Sprüche über meinen und Patricks Kuss fallen lassen wird. Da er und July einander immer noch 'sehr nahe' sind, hat er wahrscheinlich alles im kleinsten Detail berichtet bekommen. Ein weitere Grund einfach nicht zum Training zu gehen.
"JASPER"
Ich zucke zusammen, als mich eine Stimme aus meinen Gedanken reißt. Immernoch ausdruckslos drehe ich mich zur Quelle der Stimme und sehe Alex neben der Bank stehen.
"Hi", sage ich tonlos.
Traurig lächelt er auf mich herab und lässt sich auf die Bank fallen.
"Die Frage ist zwar sinnlos aber... Alles... in Ordnung?"
"Mhhh", gebe ich mit der gleichen monotonen Stimme wie vorher zurück.
"Ich hab dich nach Mathe nicht mehr gesehen", fährt Alex fort, "Nachdem...nun ja, Patrick raus gestürmt ist."
WAS AN 'LASS MICH IN RUHE' HAST DU NICHT VERSTANDEN?!
Es folgen einige Sekunden Stille, ohne das einer von uns beiden etwas sagt.
"Willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist?", fragt Alex vorsichtig.
"Wir haben uns geküsst. Dann uns verabredet. Dann bin ich wie ein kleines Kind, was ein Eis geschenkt bekommen hat, nach Hause gefahren. Hab mich Sonntag weiter gefreut. Und heute habe ich mich immer noch gefreut, bis ich eine SMS bekommen hab, in der Patrick unser Date absagt."
"Oh...scheiße. Hat er gesagt wieso?"
Ich überlege, was ich sagen soll. Wenn ich ihm die Wahrheit sage, dass "es nicht an mir liegt" werde ich Alex erklären müssen, was er damit meint, oder ihn im Glauben lassen, ich wüsste es nicht. Im zweiten Falle, würde er denken, dass Patrick ein Arsch ist, der eine Ausrede sucht. Wenn ich ihm aber erkläre, was er damit meint, würde Alex Patrick zwar besser verstehen, allerdings würde ich dann auch mein Versprechen brechen, niemanden etwas zu sagen, daher sage ich so überzeugend wie möglich: "Nein."
DU LIEST GERADE
Call me whatever you want (boyxboy)
Teen FictionPatrick ist ein Außenseiter aus Überzeugung. Er hat eine schwere Vergangenheit und immernoch manchmal Panikattacken. Jasper ist alles andere als ein Außenseiter, er spielt im Baseballteam und jeder kennt ihn. Allerdings scheint niemand zu bemerken...