31 -Ich tu' alles!-

908 60 5
                                    

Patrick's P.O.V.

Jasper hat mir geschrieben, mehrfach. Was soll ich machen? Ich kann ihm doch nicht antworten... Ich darf ihm nicht schreiben, Henry hat es mir verboten, was soll ich denn nur machen?! Ich sollte Jasper einfach blockieren und ihn ignorieren, aber ich kann das nicht. Genauso wenig kann ich mit ihm reden. Zitternd sitze ich auf meinem Bett, es ist eigentlich nicht kalt, aber ich friere. Seit gestern Abend konnte ich nichts mehr essen, allein bei dem Gedanken, etwas zu mir zu nehmen, wird mir furchtbar schlecht. Geschlafen habe ich auch nicht, wie auch? Ich fühle mich so beobachtet und das alles macht mir eine unbeschreibliche Angst. Henry hat mir vor einer Stunde erneut geschrieben.

Hey Patty... Ich muss ehrlich sagen, du hast mir die letzten Jahre mehr gefehlt, als ich es für möglich gehalten hätte. Aber das ist nicht so schlimm, denn wir werden uns schon bald wiedersehen! H.  

Es fühlt sich wieder wie damals an, ich sollte vermutlich mit jemandem darüber reden, aber ich kann das nicht. Ich bin unendlich froh darüber, dass meine Therapiestunden bis auf weiteres abgesagt sind, denn ich weiß nicht, ob ich es schaffen würde, Amanda nichts zu erzählen. 

Draußen bricht bereits die Dämmerung herein, aber ich habe mich kaum bewegt. Probeweise habe ich versucht, irgendeine Serie zu gucken, um mich zu beruhigen, aber es hat wie erwartet nicht geholfen. Heftig zucke ich zusammen, als es plötzlich an meine Zimmertür klopft.

"Patrick, mein Schatz? Jasper und ein Alex sind hier und wollen mit dir reden", ertönt die Stimme meiner Mum.

Panisch reiße ich die Augen auf und versuche meinen Atem wieder unter Kontrolle zu kriegen: "Sag ihnen, ich bin nicht da!"

"Ähm, Patrick?", sie öffnet die Tür, vor der sie und die beiden Jungen stehen, "Was soll das? Habt ihr euch gestritten?"

Fuck! Fuck, fuck, fuck!

"Nein", murmele ich mit zusammengebissenen Zähnen.

"Ich lass euch das mal klären...", erwidert Mum mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Patrick?", Jasper sieht mich eindeutig verletzt an, sobald die Tür hinter meiner Mutter ins Schloss gefallen ist. "Was ist los? Warum antwortest du mir nicht?"

Schnell weiche ich seinem Blick aus, ich bin ganz kurz davor, einfach heulend in seinen Armen zusammenzubrechen und ihm alles zu erzählen. Ich blicke vorsichtig auf, Alex steht etwas hinter seinem besten Freund, die Situation ist ihm offensichtlich unangenehm.

"Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht, ist alles in Ordnung?", fragt Jas als ich nicht antworte.

Gerade öffne ich meinen Mund, als mein Handy vibriert.

Ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt, du gehörst nur mir! Schick ihn sofort weg, dann vergesse ich vielleicht noch mal, dass er da war... H. 

Scheiße! Woher weiß er überhaupt, dass Jasper bei mir ist? Hektisch renne ich zum Fenster und blicke hinaus, aber ich kann niemanden erkennen. 

"Rick? Was zur Hölle geht hier ab?", der Junge, der mir so unendlich viel bedeutet, sieht mich mittlerweile eher besorgt als wütend an. Sein Blick wandert zu meinem Handy, das ich auf dem Weg zum Fenster einfach achtlos auf dem Bett hab liegen lassen.

"NEIN!", schreie ich, als er seine Hand ausstreckt, doch er ignoriert mich. Er liest die Nachrichten von Henry und wird blass. 

"Fuck, Patrick! Warum hast du mir das nicht erzählt?", sofort zieht er mich in seine Arme und streichelt mir vorsichtig durch die Haare, als ich die Tränen nicht mehr halten kann. 

"I-ich konn-nte doch n-nicht, e-er hat es verboten...", bringe ich irgendwie hervor.

"Ich hätte dir doch helfen können! Der Typ ist ein totaler Psycho und ein Stalker, den kannst du-"

Bitter auflachend unterbreche ich ihn, die Tränen laufen immer noch über meine Wangen: "Du kannst mir nicht helfen, das kann keiner! Ich bin kaputt, Jasper, kaputt! Warum verstehst du das nicht?"

"Rick, du bist nicht kaputt! Du bist perfekt, genauso wie du nun mal bist! Auf jeden Fall musst du dieses Mal zur Polizei, am besten direkt, bevor er nur den Hauch einer Chance kriegt, dich auch nur mit einem Finger anzufassen! Und solange du das nicht gemacht hast, bewege ich mich keinen Zentimeter von deiner Seite, kapiert?", widerspricht er vehement.

"Leute, ich verstehe kein Wort! Was geht hier ab?", Alex guckt besorgt zu uns und geht einen Schritt auf uns zu, "Wir setzen uns jetzt erstmal alle hin und dann reden wir mal darüber, was hier gerade los ist, okay?"

Wortlos zieht Jas mich mit zu meinem Bett und setzt sich dicht neben mich. Er sieht mich ernst an: "Patrick, du musst ihm das nicht erzählen, ich kann ihn auch wegschicken!"

"Ähm, hallo? Ich bin noch anwesend", grummelt Alex beleidigt, verstummt unter Jaspers wütendem Blick allerdings sofort wieder.

Ich ignoriere die kurze Auseinandersetzung und sage so emotionslos wie es mir nur möglich ist: "Nein, schon okay, die Hälfte hat er doch eh schon gehört! Klär' ihn schon auf!"

Besorgt runzelt Jasper die Stirn: "Sicher, Rick?"

Ich nicke nur, eine beinahe schon greifbare Gleichgültigkeit befällt mich. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass das ein Bewältigungsmechanismus sein soll, aber es ist mir egal.

"Also Patricks Ex ist ein... ein", das Gesicht zu einer wütenden Maske verzogen sucht er vergeblich nach einer passenden Beschreibung, "ein kranker Psycho! Als sie noch zusammen waren, hat er Rick regelmäßig missbraucht und jetzt ist er scheinbar wieder aufgetaucht und droht ihm." Fragend sieht er mich an und deutet mit einer Kopfbewegung erst auf mein Handy und dann auf den sprachlosen, schockierten Alex. Erneut nicke ich nur.

"Oh mein Gott, scheiße... Fuck, ich weiß echt nicht, was ich sagen soll! Das tut mir-", bringt er heraus, doch ich unterbreche ihn.

"Ich weiß..."

"Patrick, hast du was dagegen, wenn ich heute hier schlafe? Ich kann dich so nicht alleine lassen!", flehend guckt Jas mich an.

Kurz überlege ich, doch es ist sowieso schon zu spät ihn wegzuschicken. Wenn Henry das Haus im Auge behält, weiß er, dass Jasper immer noch hier ist. Und irgendwie ist es fast befreiend, ich bin so müde von dem ganzen Wegrennen und Angst haben, dass ich nur froh bin, Jas hier zu wissen.

"Okay", meine Stimme klingt vom Weinen immer noch belegt.

"Ich lass euch dann wohl mal allein", murmelt Alex betreten.

Zwei Stunden später liegen Jas und ich schweigend da, er wieder auf dem Sofa. Henry hat nichts mehr geschrieben und ich bin mir nicht sicher, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Jasper hat lange auf mich eingeredet, weswegen ich ihm zu Liebe meinen Ex gerade blockiert habe, obwohl ich sehr ungutes Gefühl dabei hab.

"Jas?", frage ich in die Dunkelheit hinein.

"Mh?", kommt es leise zurück.

"Kannst du dich zu mir legen?", verlegen verziehe ich mein Gesicht.

Keine zehn Sekunden später wird meine Bettdecke bereits angehoben und er legt sich dicht neben mich: "Klar... Patrick? Versprichst du mir was?"

"Was denn?", frage ich vorsichtig.

"Bitte erzähl mir ab jetzt immer, wenn dir irgendwas Angst macht! Egal ob dieser Hurensohn oder sonst irgendwas, okay?", ich kann fühlen, dass er sich anspannt, als er von Henry spricht.

Das erste Mal seit Freitagabend muss ich lächeln: "Unter einer Bedingung..."

"Ich tu' alles!", sagt Jasper im Brustton der Überzeugung.

Ich atme kurz durch und nehme all meinen Mut zusammen: "Dann sei mein fester Freund!"

Hi:)
So, es ist endlich so weit! RemoraDark, du hast dich ja geschickt aus der Affäre gezogen... :P
Naja, ich bin jedenfalls froh, dass es mit den beiden endlich vernünftig voran geht!:)
Bis demnächst, eure c_in_medias_res <3

Call me whatever you want (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt