Kapitel 24☆

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Irgendwann standen Harry und Draco einfach nur an der Seite, während Severus den richtigen Trank aus einem Mondstein, Werwolfshaar, Blutegeln und Flubberwurmschleim herstellte, schnitt ich die anderen Zutaten und wog sie ab.

Als der Wolfsbanntrank fertig war, fügte ich die restlichen Zutaten hinzu und Severus rührte noch einmal um. "Und was machen wir,  während der Trank köchelt?" fragte Harry, der die ganze Zeit schon gegähnt hatte.

"Wir müssen warten, oder fällt dir etwas besseres ein, Potter?" antwortete Severus sichtlich genervt. Wahrscheinlich wäre auch er lieber im Bett als hier.

Feindselig starrten sie sich an, und ehe es eskalierte, schritt ich ein: "Hey! Ich weiß, wir sind alle müde, wollen schlafen und so weiter, aber wir müssen jetzt noch ein bisschen wach bleiben, okay?

Es ist doch nur eine halbe Stunde, und dann vielleicht noch 5 Minuten um den Werwolf zu suchen." Zustimmend nickten sie. Nach vielleicht 10 Minuten nahm sich jeder ein Buch aus Severus Regal und begann zu lesen.

Ich hatte mir 'Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind' ausgesucht und blätterte nun darin. Auf einer Seite blieb ich stehen.

Der Werwolf. 'Der Werwolf ist weltweit verbreitet, doch vermutet man, dass er seinen Ursprung in Nordeuropa hat. Menschen verwandeln sich nur dann in Werwölfe, wenn sie von einem gebissen werden. Ein Heilmittel ist bislang nicht bekannt, doch die jüngsten Entwicklungen in der Zaubertrankherstellung können die schlimmsten Symptome weitgehend lindern.

Einmal im Monat, bei Vollmond, verwandelt sich der ansonsten gesunde und normale Zauberer oder Muggel in eine mordende Bestie. Der Werwolf sucht fast als einziges der fantastischen Geschöpfe zielstrebig und ausschließlich nach menschlicher Beute.'

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Zielstrebig und ausschließlich nach menschlicher Beute? Aber dieser Werwolf war kein Normaler.

Weder verwandelt er sich nur an Vollmond, noch hat er irgendjemanden bis jetzt verletzt. Und wenn sich das gleich ändert? Schnaubend verdrängte ich diesen Gedanken. Es wird mir nichts passieren.

Ich las noch ein wenig über die verschiedenen Drachenarten, wie den schwarzen Hybriden, den schwedischen Kurzschnäuzler, oder meinen persönlichen Favoriten, den ukrainischen Eisenbauch, als Severus plötzlich aufstand, den Trank umrührte und meinte:

"Die halbe Stunde ist um. Wir können los." Er füllte den Trank in eine große Phiole, und wir vier machten uns lautlos auf den Weg aus dem Schloss.

Obwohl es Herbst war, war es sogar jetzt, in der Nacht, noch relativ warm. Überall surrten Insekten, Grillen, Grashüpfer, und auch einige Glühwürmchen.

Ich war immer sehr fasziniert von diesen Tierchen, wie sie ohne Magie oder Strom Licht erzeugen konnten. Wir waren fast am Wald angekommen, als ich plötzlich ein Knacken hörte, das von irgendwo hinter uns kam. Schlagartig fuhr ich herum. Doch dort war niemand. Kein Mensch stand dort in der Dunkelheit, keine Tier huschte vorbei.

"Luce, komm jetzt." hörte ich Draco raunen. Misstrauisch drehte ich mich wieder um und folgte den anderen..

Entweder kam es mir nur so vor, oder wurde es im Wald nicht nur dunkler und kälter, sondern auch leiser. Man hörte kaum noch ein Insekt, oder einen Vogel, das einzige Geräusch war das unserer Füße im Unterholz.

Wir sprachen kein einziges Wort, wir liefen einfach hintereinander durch den dunklen Wald. Nachdem wir fünf Minuten einfach nur gelaufen waren, raschelte es in einem Gebüsch, ganz in unserer Nähe. Synchron fuhren wir herum und unsere Augen fixierten das Gebüsch. Daraus trat der Werwolf, mit seinen gelb glühenden Augen, die so vertraut aussahen.

Ich sah Severus an, in der Hoffnung, er würde vielleicht doch mitkommen, aber er reichte mir einfach nur die Phiole. Mir schwitzigen Händen nahm ich diese an und ging zögerlich auf den Werwolf zu.

Obwohl ich ihm in meinen Träumen schon näher gewesen war, bekam ich dennoch große Angst. Es waren eben doch nur Träume, das hier ist die Realität.

Konnte er hier auch sprechen? "Hey...Werwolf. Wie geht's dir so?" fragte ich in dem Versuch, es herauszufinden. Als er nicht antwortete, ging ich noch einen Schritt auf ihn zu, nun stand ich genau vor ihm.

Er schaute mich erwartungsvoll an und bewegte sich nicht. Zweifelnd drehte ich mich zu Harry, Draco und Severus um, die mir zunickten.

Also öffnete ich langsam den Korken der Phiole, die ähnlich wie eine Schüssel geformt war, und hielt sie dem Wolf hin.

Als wüsste er, was zu tun ist, leckte er alles auf. Plötzlich fing er an, sich zu verformen, und nahm langsam Menschengestalt an. Nach einigen Augenblicken stand dort ein schwarzhaariger, großer und muskulöser Junge, mit den selben gelben Augen, der er auch als Werwolf hatte.

Er war ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein Jahr älter. Er sah an sich selbst herunter, dann fiel sein Blick erst auf mich, danach auf die Jungs. "Lucia?" fragte er, wieder mich ansehend. Ich nickte und fragte nach seinem Namen. "Ich...bin Kilan." antwortete mit einer tiefen, und gleichzeitig sanften Stimme.

Da trat Severus zu uns und schlug vor, wir könnten doch ins Schloss gehen. Also gingen wir, Draco und ich ganz hinten, Kilan in der Mitte und Harry und Severus vorne, wieder in das große, alte Gebäude.

"Denkst du, wir können ihm vertrauen?" flüsterte Draco, so dass nur ich ihn verstehen konnte.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich in derselben Lautstärke, "Aber ich denke, wir sollten ihm eine Chance geben. Vielleicht hat er wirklich keine bösen Absichten."

Lucia MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt