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Alec bemerkt mich erst gar nicht, als er das Haus betritt. Zum Glück, denn so kann ich mich schnell wieder aus meiner Starre befreien und ein höfliches Lächeln aufsetzen.

"James, ich freue mich, dass es doch noch so kurzfristig mit dem Abendessen geklappt hat.", begrüßt mein Vater seinen Geschäftspartner.

"Die Freude liegt ganz meiner Seits. Das ist meine Frau Mary und mein Sohn Alec.", stellt James seine Familie vor.

Mein Vater, ganz der Gentleman heute, schüttelt zuerst Mary die Hand und fügt noch hinzu wie umwerfend sie heute doch aussehe und auch Alec bleibt nicht verschont, denn mein Dad schüttelt auch ihm die Hand und meint an James gewandt:
"Ein echter Prachtkerl."

Ich muss mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Auch der "Prachtkerl" beginnt leicht zu schmunzeln und James lächelt ganz stolz. Oh man, Alecs Vater ist ja noch ein größerer Trottel als Alec höchst persönlich.

Meinen Vater fällt anscheindend erst jetzt wieder ein, dass meine Mom und ich auch noch da sind, denn er räuspert sich und ergreift das Wort:
"Das ist übrigens meine Frau Linda und meine Tochter Ava."

Sofort huscht mein Blick wieder zu Alec, der mich jetzt überrascht anschaut. Ich schaue ihn nur hochnäsig an und ziehe eine Augenbraue hoch.
Diesmal ist er derjenige, der blöd aus der Wäsche schaut. Doch Alec fängt sich schnell wieder und betrachtet mich schmunzelnd in meinem dunkelblauen, enganliegenden und knielangen Spitzenkleid. Macht er sich gerade etwa lustig über mich? Er sieht doch hier aus wie ein Pinguin in seinem schwarzen Smoking.

James kommt sofort auf uns zu und reicht zuerst meiner Mom seine Hand und dann mir und sagt an meinen Vater gewandt:
"Du hast echt eine entzückende Tochter, oder findest du nicht, Alec?"

Mein Gott, kann er nicht einfach mit mir reden und nicht über mich, so als ob ich nicht da wäre? Okay, Ava jetzt bloß nicht die Augen verdrehen. Einfach schön weiter lächeln.

"Doch, doch. Sie ist wirklich entzückend.", meldet sich Alec zu Wort und lächelt mich sarkastisch an.

Ich verenge meine Augen zu Schlitzen. Idiot. Niemanden sonst scheint sein ironischer Unterton aufgefallen zu sein, denn alle lächeln munter weiter. Das alles hier ist so lächerlich.

Nach geschlagen zehn Minuten im Flur, wo alle sich jegliche Art von Komplimenten an den Kopf geworfen haben, schaffen wir es doch noch ins Esszimmer, wo sich mein Vater sofort neben James setzt und meine Mutter direkt neben Mary und jetzt könnt ihr alle mal raten, wo ich mich hinsetzten muss. Richtig, genau neben Alec.

Meine Mutter beginnt das Essen zu servieren und ich frage sie direkt, ob ich ihr irgendwie helfen kann, damit ich so lange wie möglich weg von Alec bleiben kann, doch leider lehnt meine Mom das ab und ich muss weiter neben Alec sitzen bleiben, was langsam unangenehm wird, da wir beide kein Wort miteinander wechseln.

Während des Essens reden unsere Eltern die ganze Zeit, doch von Alec oder mir kommt immer noch kein Wort, was mein Vater irgendwann wohl bemerkt, denn er wendet sich Alec zu.

"Alec, auf welche High School gehst du eigentlich?", fragt mein Dad.

Das kann jetzt sehr unangenehm werden... Warum musste er auch ausgerechnet das fragen?

"Auf die West Park High School.", antwortet Alec knapp.

Mein Vater schaut überrascht zu mir.
"Dann geht ihr ja auf die gleiche High School", stellt mein Vater fest.

"Sogar in die gleiche Stufe.", fügt Alec hinzu.

"Ihr kennt euch?", fragt nun auch James interessiert.

How I learnt to live   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt