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Wie schon die letzten Male läuft mir wieder ein leichter Schauer über den Rücken, als wir gemeinsam die Psychiatrie betreten. Generell herrscht hier immer so eine angespannte Stimmung, die einen ziemlich nervös werden lässt.

"Wow, ich hätte echt nicht erwartet, dass eine Psychatrie wirklich so trist wirken kann. Das einzige was ich sehe ist weiß.", ergreift nun meine Tante das Wort und auch Megan nickt zustimmend, während sie sich die Einrichtung näher anschaut.

Die Sekretärin erkennt mich sofort wieder und bittet uns einen Moment zu warten und dieser Moment zieht sich eine gefühlte Ewigkeit. Ungeduldig beginne ich auf und ab zu laufen, wie ich es jedesmal tue, wenn ich hier bin.

Dieser Ort macht irgendwas mit mir und ich habe keine Ahnung was es ist.
Vielleicht versuche ich mich unbewusst aufmerksam zu machen, weil ich denke, dass ich auch hier hin gehöre.

"Ava, wir dürfen.", reißt mich Megan aus meinen Gedanken.

Ich schüttle bloß den Kopf, um etwas klarer denken zu können, und folge meiner Tante und Megan.

Wie immer betrete ich zuerst den Raum, dicht gefolgt von Megan und meiner Tante. Das Gesicht meiner Mutter erhellt sich, als sie mich sieht und auch ich freue mich irgendwie sie wiederzusehen, obwohl ich weiß, was sie mir angetan hat und ich bin drauf und dran ihr zu verzeihen.. Ach was sage ich da, ich glaube ich habe ihr schon längst verziehen und das ist auch gut so.

Ich erwidere ihr Lächeln und komme, anders als sonst, auf sie zu, um sie zu umarmen.

"Hey Mom, wie geht's dir?", flüstere ich ihr zu, während ich mich langsam wieder von ihr löse.

"Immer besser und wie geht's dir, Ava?", antwortet sie mir mit strahlenden braunen Augen.

Unwillkürlich freue ich mich, dass es ihr wieder besser geht und auch an ihrem Aussehen erkenne ich, dass es ihr wirklich besser geht. Die dunklen Schatten unter ihren Augen sind so gut wie verschwunden und auch ihr Brustlanges Haar sieht gepflegt und glänzend aus.

"Mir geht es auch gut, Mom.", antworte ich, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entspricht, aber ich möchte sie wirklich nicht weiter beunruhigen.

Sie nickt und wendet den Blick von mir ab, um ihre anderen Besucher zu begutachten. Zuerst streift ihr Blick Megan und ihre Mundwinkel zucken noch weiter nach oben. Ja, Mom hat Megan schon immer geliebt, wie eine zweite Tochter.

Doch als ihr Blick dann meine Tante streift, erstarrt sofort ihr Lächeln und sie schaut meine Tante geschockt an, die sich merklich unwohl in ihrer Haut fühlt.

"Hey, Linda.", ergreift meine Tante etwas unbeholfen das Wort.

Ihr Satz bleibt zuerst leer in der Luft hängen und ich habe das Gefühl, dass meine Tante keine Antwort mehr bekommen wird.

Doch da habe ich mich geirrt, denn meine Mutter fängt sich schneller wieder, als ich erwartet haben.

"Miranda.", erwidert meine Mutter belegt und all ihre Freundlichkeit ist mit einem Schlag aus ihrem Gesicht verschwunden.

Meine Tante kratzt sich unbeholfen am Arm und sie scheint sich nicht ganz sicher zu sein, wie sie mit dieser Situation umgehen soll. Deswegen beschließe ich, ihr zur Hilfe zu kommen:

"Mom, ist es nicht toll, dass wir sie endlich gefunden haben und ich weiß, dass du nicht begeistert bist, sie zu sehen, aber bevor du dein Urteil fällst, solltest du ihr erstmal zuhören, denn es ist ziemlich interessant, was sie zu erzählen hat und ich glaube, dass das Ganze einen neuen Blick auf die ganze Sache wirft."

Meine Mutter schaut mich zuerst verwundert, aber dann zweifelnd an.

"Ava, ich denke, dass Miranda mir gar nichts erzählen muss, denn die ganze Sache ist klar für mich.", antwortet meine Mom abwertend.

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