How I learnt to live

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Ich weiß auch nicht warum, aber seit Alec mir seine Meinung nach dem Unterricht gesagt hat, gehen mir immer wieder seine Worte durch den Kopf, obwohl es eigentlich nichts Neues für mich ist, beim Lügen erwischt zu werden.

Vielleicht liegt es daran, dass er absolut recht hat. Ich hätte nicht versuchen sollen, ihn zu manipulieren, denn man sollte sich das meiste fair verdienen, was in der heutigen Gesellschaft eher selten passiert.

Ich bin gerade auf dem Rückweg vom Tennis und da Gabe heute leider nicht da war, gehe ich allein nach Hause, aber dafür natürlich wieder mit meinen Kopfhörern in den Ohren.

Ich bin mal wieder so in Gedanken versunken, dass ich zuerst nicht merke, dass jemand versucht mit mir zu sprechen. Erst als mir mein linker Kopfhörer aus dem Ohr gezogen wird, schaue ich verwirrt auf.

"Endlich habe ich mal deine Aufmerksamkeit, Grumbler.", ergreift Alec das Wort.

"Alec... was machst du hier?", frage ich total überrumpelt.

"Naja, eigentlich war ich auf dem Weg zum Footballtraining und da bist du mir plötzlich über den Weg gelaufen und übrigens du kannst ziemlich gut singen.", erwidert Alec.

Ich reiße geschockt meine Augen auf. Er hat mich singen gehört?! Wieso bin ich nicht vorsichtiger gewesen... und dazu habe ich noch in der Öffentlichkeit gesungen, wie konnte ich nur so unvorsichtig und dumm sein?! Ich könnte mich gerade selbst Ohrfeigen.

Alec schaut mich überrascht an.
"Ava, das war gerade mal ausnahmsweise nicht sarkastisch gemeint. Du hast wirklich etwas besonderes in deiner Stimme.", sagt er ganz ernst und schaut mir dabei in die Augen.

Ich schaue Alec nur weiter geschockt an. Für ihn scheint diese Situation total normal zu sein und ich sollte mich echt zusammenreißen, um es ihm gleichzutun.

"Danke, das ist echt lieb von dir, aber mir ist es irgendwie peinlich, wenn mir jemand beim Singen zuhört. Ich singe bestimmt ganz schief.", lüge ich monoton, ohne ihn anzuschauen.

"Warum das denn? Du bist eine der selbstbewussten Personen, die ich je kennengelernt habe und dir ist so gut wie gar nichts peinlich. Warum bist du denn jetzt so verlegen, wenn es ums Singen geht?", fragt Alec mich verblüfft.

"Es ist nur so, dass...dass..", ich beende den Satz nicht mehr, denn eine Träne läuft mir schon über die Wange, wenn ich nur daran denke... Ich wische die Träne schnell weg.
Ava, reiß dich endlich zusammen!

"Ava, was ist denn los?", fragt Alec mich mit leiser Stimme.

Sein fast mitleidiger Ton bringt das Fass zum Überlaufen. Ich fange unkontrolliert an zu schluchzen und weitere Tränen laufen mir über die Wangen.

"Ava, was ist mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt Alec mich und ich merke, wie er sichtlich überfordert mit dieser Situation ist.

Ich schüttle nur den Kopf. Niemand kann mir helfen und genau da liegt das Problem. Ich ertrage diese Demütigung einfach nicht weiter, deswegen beschließe ich die Flucht zu ergreifen, nicht die beste Lösung, aber die einfachste für Alec und mich.

Ich lasse ihn einfach stehen und laufe so schnell ich kann weg, bis ich mir auch ganz sicher bin, dass er mir auch nicht gefolgt ist.

Schließlich komme ich in einen kleinen Park an, wo ich mich auf einer Bank niederlasse und meinen Emotionen freien Lauf lasse.

Plötzlich werde ich wütend auf mich selbst, denn ich hatte mir geschworen, dass ich ein für alle Male damit abschließen würde und deswegen nie wieder eine Träne verlieren würde... und so schnell habe ich mein Versprechen schon gebrochen.
Wieso kann ich nicht einfach stark sein?!