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Genervt von Schule und genervt von meinem Leben, komme ich nachmittags nach Hause, wo ich direkt schon von meinen Eltern erwartet werde.

"Wie war dein erster Schultag?", fragt meine Mutter aufmunternd lächelnd als ich in die Küche komme.

Wieso fragen Eltern das immer? Aus Höflichkeit? Ich meine, es interessiert sie doch auch nicht wirklich und meistens ist die Antwort dann sowieso nur "Gut" oder "Sowie immer", aber eigentlich treffen beide Antworten heute nicht wirklich zu, also antworte ich stattdessen:
"Ferien fand ich besser."

Meine Mutter sieht mich schmunzelnd an, sagt aber dann ganz ernst:
"Das glaube ich dir sogar, aber Ava, du weißt wie wichtig gute Noten sind, um dieses Stipendium für das College zu bekommen. Es ist deine Zukunft also gib dir auch Mühe in der Schule."

Och nee, jetzt kommt das schon wieder. Wie oft wollen mir meine Eltern noch sagen, wie wichtig dieses Stipendium ist? Meine Eltern schicken mich sogar sechsmal die Woche zum Tennis Training, damit ich auch ja die Beste bin.

Es ist nun mal ein Sportstipendium und da meine High School kein Tennis anbietet, spiele ich dort Field Hockey und dann extra noch privat Tennis, was meine Eltern ziemlich viel Geld kostet, aber sie wollen mich unbedingt fördern und mir somit eine gute Zukunft beschaffen.

Eigentlich gebe ich mir in der Schule und beim Tennis nur wegen meiner Eltern Mühe, um sie nicht zu enttäuschen. Immerhin bin ich ihr einziges Kind. Mir selbst macht Tennis keinen Spaß mehr. Früher habe ich es als Hobby angesehen, doch als mein Vater damit anfangen hat, dass ich die Beste sein muss und mich deshalb statt dreimal die Woche sechsmal die Woche zum Training geschickt hat, macht es mir keinen Spaß mehr. Auf mir lastet bloß der Druck, dass ich immer die Beste sein muss..

"Ja, Mom. Ich weiß ich gebe mir auch Mühe.", antworte ich ihr etwas genervt.

Meine Mutter nickt bloß und erwidert nichts mehr. Ich schaue sie an und bin immer wieder überrascht, wie ähnlich sie mir doch sieht.

Sie ist so ziemlich das Ebenbild von mir, denn sie ist genauso schlank wie ich und sie besitzt auch die selben Kurven. Also nicht dass wir jetzt die Kardashians sind oder so, wir haben eher natürliche Kurven, die auch nicht allzu groß sind. Die einzigen Merkmale die mich von meiner Mutter unterscheiden, sind zum Einen das Alter und zum Anderen die Augenfarbe, während sie braune Augen besitzt, sind meine grün.

Nach einigen Minuten kommt auch mein Vater in die Küche.

"Ava, ich wollte dir noch Bescheid sagen, dass morgen ein wichtiger Geschäftspartner von mir mit seiner Familie zum Abendessen kommt und ich erwarte von dir, dass du dich vorbildlich und höflich benimmst.", teilt er mir mit.

"Natürlich werde ich das, Dad. Ich bin immerhin nicht mehr fünf.", antworte ich und verdrehe die Augen.

"Das weiß ich doch, aber ich wollte es trotzdem nochmal erwähnen.", meint er und zwinkert mir zu, was mich leicht zum Lächeln bringt.

Nach dem Essen mache ich mich fertig fürs Training. Dafür ziehe ich ein hellblaues T-Shirt, meinen weißen Tennisrock und die dazugehörige weiße Kappe an. Meine Haare binde ich noch schnell zu einem Zopf zusammen und fertig bin ich.

Mit Kopfhören in den Ohren mache ich mich auf den Weg zum Tennisplatz. Dabei drehe ich die Musik voll auf und singe laut mit, weil Musik und singen mir eigentlich immer gegen Langweile und schlechte Laune helfen.

Nach zwanzig Minuten bin ich endlich da und ich mache mich direkt ans Aufwärmen, indem ich über den Platz jogge. Aus den Augenwinkeln nehme ich war, wie sich jemand mir anschließt.
Ohne die Person anzugucken, weiß ich, dass es Gabe ist.

How I learnt to live   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt