Kapitel 14

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Wir saßen am Küchentisch, Myrdin und ich, und schwiegen. Mein tränenreicher Ausbruch hatte ein Ende gefunden, obwohl die Sorge um Ren noch so tief in meiner Magengrube saß, dass ich die Schale Eintopf vor mir unangerührt ließ.

»Gib ihm bis zum Abend Zeit«, hatte Myrdin gesagt, während er mir den dampfenden Eintopf vorsetzte. Jetzt war Mittag und der Eintopf dampfte nicht mehr.

»Selbst wenn Ren unbeschadet wiederkommt, war alles umsonst«, brach ich das Schweigen schließlich. »Wir haben nichts herausgefunden. Rein gar nichts.«

»Also vertreibt Vic seit einer Woche seine Tage damit nichts zu tun?«, hakte Myrdin nach.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich und vergrub das Gesicht in den Händen. »Sie waren zu fünft, Vic eingeschlossen. Sie waren in einer Art Werkstatt, aber es gab keine Werkzeuge oder etwas anderes, das auf ein Geschäft hingewiesen hätte. Da war einfach nichts.«

Ein plötzlicher Kopfschmerz flammte hinter meiner Stirn auf und verging mit einem Gefühl der Übelkeit, das mir noch weiter auf den Magen schlug. Wahrscheinlich sollte ich nicht weiter über die Geschehnisse des Vormittags nachdenken, sie für immer aus meiner Erinnerung verbannen und mich stattdessen schlafen legen, bis ein Prinz kam und mich aus meinem Schlaf erweckte.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Myrdin.

Ich schüttelte schwach den Kopf.

»Hast du öfter Kopfschmerzen?«

Verwirrt sah ich den Greis an, der mich musterte, als wolle er mich untersuchen.

»Der Kopfschmerz ist gerade aufgetaucht, als du begonnen hast, von der Werkstatt zu erzählen, oder?«

»Ja, ich glaube schon...« Worauf wollte er hinaus?

»Wir wissen immer noch nicht, mit was für einem Zauber Vics Amulett belegt ist«, erklärte Myrdin, den Blick auf einen unbestimmten Punkt im Raum fixiert. »Es würde mich nicht überraschen, wenn es dieser Zauber ist, der deine Kopfschmerzen verursacht, um dich dadurch von der Werkstatt fortzutreiben. Es würde Sinn ergeben, dass dies ein responsiver Zauber ist, wenn er auf verschiedene Orte reagiert, unter anderem die Werkstatt und wahrscheinlich noch andere Stützpunkte dieser kriminellen Organisation.«

»Nein, ich glaube nicht, dass es das Amulett war.« Ich versuchte mich zu entsinnen, es in der Werkstatt überhaupt wahrgenommen zu haben und kam zu dem Schluss, dass dem nicht so war. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das bemerkt hätte.«

Myrdin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wenn es nicht das Amulett war, was dann?«

Ich führte mir die Werkstatt vor Augen. Den Eingang, die großen Fenster, die Hintertür, den kleinen Tisch inmitten aus Stapeln von Kisten. Der Kopfschmerz kehrte zurück, als wäre er gar nicht erst fortgegangen.

»Woran hast du gedacht?«, fragte Myrdin mit leiser Stimme.

»Die Werkstatt«, sagte ich, während ich versuchte, meinen Gedankengang nachzuempfinden, um die Stelle zu finden, an der der Schmerz aufwallte. »Genauer gesagt... die Kisten, die dort standen.«

»Was war in den Kisten?«

Ich schüttelte den Kopf. Nicht nur, um auszudrücken, dass ich nicht vermochte zu sagen, was in der Werkstatt aufbewahrt wurde, sondern auch, um zu verhindern, dass der Kopfschmerz kam. Dieses Verfangen war jedoch aussichtslos.

»Es sind die Kisten«, murmelte Myrdin und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Oder eher gesagt ihr Inhalt.«

»Bist du dir sicher?«

Von einer Prinzessin, die auszog, um Heldin zu werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt